Wohl kaum ein schöneres Umfeld für die Begegnung zwischen europäischer und japanischer Musik könnte man sich vorstellen als die Klangspuren in Schwaz, die sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig der Begegnung zwischen Japan und Tirol widmeten. Durch die zeitliche Ausdehnung auf nahezu zwei Wochen und die räumliche Ausdehnung auf Veranstaltungsorte in der ganzen Tiroler Region gewinnen die einzelnen Begegnungen mit alter und neuer japanischer und europäischer Musik eine andere Qualität als auf konzentrierten dichtgedrängten Wochenendveranstaltungen. Die Anfahrten im (kostenlosen!) Shuttlebus nach Rotholz, Innsbruck oder Jenbach vermitteln das Gefühl, dass man sich gemeinsam wirklich auf Reisen zu verschiedenen musikalischen Orten begibt, die es zu entdecken gilt.
Wohl kaum ein schöneres Umfeld für die Begegnung zwischen europäischer und japanischer Musik könnte man sich vorstellen als die Klangspuren in Schwaz, die sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig der Begegnung zwischen Japan und Tirol widmeten. Durch die zeitliche Ausdehnung auf nahezu zwei Wochen und die räumliche Ausdehnung auf Veranstaltungsorte in der ganzen Tiroler Region gewinnen die einzelnen Begegnungen mit alter und neuer japanischer und europäischer Musik eine andere Qualität als auf konzentrierten dichtgedrängten Wochenendveranstaltungen. Die Anfahrten im (kostenlosen!) Shuttlebus nach Rotholz, Innsbruck oder Jenbach vermitteln das Gefühl, dass man sich gemeinsam wirklich auf Reisen zu verschiedenen musikalischen Orten begibt, die es zu entdecken gilt. Wenn man dann als Besucher einzelne Konzertblöcke herausgreift und sich auf die unterschiedlichen Hörabenteuer einlässt, wird vielleicht erst besonders deutlich, wie sorgfältig der Gründer und künstlerische Leiter Thomas Larcher (seit 2 Jahren nun zusammen mit Peter Paul Kainrath) das Programmnetz knüpft und die passenden Veranstaltungsorte dazu sucht.Der Hörsaal des Institutes für Sozialwissenschaften in Innsbruck war mit seiner bestechend klar anmutenden modernen Architektonik der ideale Raum für die in wunderschöne Gewänder gekleideten Gagaku-Musiker des Ensembles Reigakusha. Selten genug hat man in Europa Gelegenheit, ein zwanzigköpfiges Ensemble zu hören, dass sich darauf spezialisiert hat, alte japanische Musik der Vergessenheit zu entreißen. Spannend für Japanische-Musik-Unkundige, dass man dann doch Unterschiede in den kompositorischen „Konzepten“ und Klanggestaltungen hört, wenn die luziden Kompositionen unterschiedlichen Jahrhunderten angehören. Vor diesem Hintergrund hört man dann auch Werke von Takemitsu oder Hosokawas poetische Klangflächen als staunenswert biegsam-stabil gearbeitete Brücken zwischen östlicher und westlicher Tradition.
Der Albtraum eines jeden Veranstalters muss es sein, wenn ausgerechnet die als Höhepunkt des Festivals geplante Uraufführung scheitert. George Lopez geplante Zusammenarbeit mit der Aktionskünstlerin Marina Abramovic wurde zur harten Geduldprobe für das Publikum. Lopez’ Versuch, in dem Werk „Hin zur Flamme!“ Rhythmen und Farben von Licht und Musik in eine neue Art musikalischen Dialoges zu setzen und eine synästhetische Wahrnehmungsebene zu öffnen, wurde so banal umgesetzt, dass das Lichtgeflimmer teilweise schlicht an Discobeleuchtung erinnerte und das optische Ergebnis in keinem Verhältnis zum Aufwand der gigantischen Lichtapparatur stand. Marina Abramovics fragmentarische Performance mit bunt kostümierten Phantasiefiguren erinnerte da mehr an lustige Zirkusspielunterhaltung, denn an optische Ergänzung des zersplittert-spätromantisch anmutenden Klangbildes . In diesem Kontext war die sorgfältige musikalische Ausgestaltung der Partitur durch die Basel Sinfonietta unter der Leitung von Emilio Pomarico der einzige wirkliche „Lichtblick“ des Abends.
Im zweiten Teil dann ließ Marina Abramovic unter dem Titel „The composer“ den Komponisten sein eigenes Werk „Hin zur Flamme!“ erläutern und vorsingen, mit der Begründung, sie wäre von dem Vortrag, den er ihr im Vorfeld über sein Werk gehalten hatte, so fasziniert gewesen, dass sie daraus eine Performance machen wollte. Ein klassisches Werkstattgespräch also, zu dem Abramovic die bedauernswerten Mitglieder des Orchesters eine Stunde lang unbeweglich in Auftaktstellung verharren ließ, während sie selbst sich nur stumm hinstellte, mit einer lebendigen Schlange um den Oberkörper drapiert. So war es nicht verwunderlich, dass viele der Konzertbesucher irgendwann im Laufe dieses zweiten Teiles enttäuscht den überfüllten Saal verließen; es drängte sich das Gefühl auf, dass Abramovic mangels Einfallsreichtum hier mit einer Mogelpackung gearbeitet hat.
Zu einem der eigentlichen Höhepunkte wurde dagegen die Zusammenarbeit des japanischen Tänzers Saburo Teshigawara mit dem österreichischen Komponisten Wolfgang Mitterer. Unter dem Titel „Oxygen“ enstand eine Performance, bei der die Musik von Xenakis und Mitterer sich im Dialog mit Saburo Teshigawaras kunstvoll ausgearbeiteten Bewegungen zu einem Energiefeld höchster Intensität verwoben.
Mit geradezu neidischem Blick auf die Klangspuren kann man sich für jede Region nur so viele engagierte Sponsoren – wie beispielsweise Swarovski – wünschen, die mit geduldigem Vertrauen auf das künstlerische Gespür des Festivalleiters die anspruchsvollsten Grenzgänge unterstützend begleiten, ohne programmatische Verbiegungen in kommerzielle Regionen einzufordern.
Wenn man sieht, dass die meisten Konzerte der Klangspuren ausverkauft sind und das Publikum sich nur zum geringsten Teil aus den „üblichen Verdächtigen“ des Insider-Musikbetriebes zusammensetzt, umso mehr aber aus interessierten Einwohnern der Region, entsteht der Eindruck, dass die „Klangspuren“ ihren Namen tragen, weil das Festival wirklich Spuren hinterlässt.