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Macbeth am Landestheater Coburg. Foto: Eike Walkenhorst

Macbeth am Landestheater Coburg. Foto: Eike Walkenhorst

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Musiktheater-Start im Globe Coburg mit Verdis „Macbeth“ und bravouröser Lady

Vorspann / Teaser

Zwischen Güterbahnhof und Norma-Filiale residieren in einem durchaus industriell-urbanen Ambiente alle Sparten des Landestheaters Coburg für die nächsten mindestens sieben Jahre. Das klassizistische Schmuckstück am Schlossplatz wird endlich saniert. Und am Coburger Globe ist alles frisch unter der neuen Spartenleitung des auch Regie führenden Operndirektors Neil Barry Moss. GMD Daniel Carter hat das goldrichtige Verdi-Feeling, die Akustik ermöglicht vieles. Und über das gute Ensemble strahlt Astrik Khanamiryan als Lady in einer von Verdis schwersten Partien. Ovationen.

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Kulinarik für Bühne und Publikum will Operndirektor Neil Barry Moss und macht in seinem „Macbeth“ sofort vollen Ernst damit. Nicht nur, wenn zum Disput der scharfen Lady und dem eher gemütlichen Mörder Macbeth das weiße Tafeltuch knittert und die Serviette fliegt: Die Bühne ‚sitzt‘ gut im von Foyers ummäntelten Rundzentrum.

Der Zuschauerraum mit einer Parkett-Tribüne und zwei Rängen hat eine gute Ausrichtung auf die ziemlich hohe, mittelgroße Bühne. Für das Philharmonische Orchester, Chor und Extrachor beginnt jetzt eine spannende Zeit. Das Haus war Anfang Oktober mit Beethovens Neunter eröffnet worden. Da saßen die Musikkollektive allerdings auf Podium- und Bühnenhöhe. Bei „Macbeth“ wurde nach mehrfachen Erprobungen der Orchestergraben auf die tiefste Stufe gefahren. Aha-Erlebnisse bei Stimmen und Instrumenten zuhauf, die im schönen alten Haus oft kräftig gegen Polster-Dämmungen ansingen mussten.

Erst klang am Sonntagabend alles generell zu laut. Aus Verdis den Belcanto reformierender Forderung nach leiser, bewusster Expressivität wurde in der ersten Stunde deshalb wenig. Diese ist aber im Globe nach ersten Erfahrungswerten in Vorstellungen möglich. Selbst kleine Chorgruppen klingen auf der Bühne und vom zweiten Rang voll und rund. Noch scheint es allerdings schwierig, die Stimmen über dem Orchester führen zu lassen. Bei den großen Ensembles geht mit etwas Erfahrung sicher noch mehr Transparenz. Ein Handicap allerdings ist das Pianissimo-Vakuum, wenn in der hinteren Tribüne bei leisen Extremen definitiv nichts zu hören ist. Da lässt sich im Repertoire bis „Götterdämmerung“ und „Don Giovanni“ im Frühjahr noch allerhand experimentieren.

Nach einem auf die Klang-Überraschung mit Vorsicht ausagiertem ersten Akt entzündet GMD Daniel Carter mit Hilfe der Lady ein glitzernd glühendes Verdi-Fest. Straff alles und elegant immer da, wo nötig. Carter fordert sein Orchester auf Dauerkippe zwischen Brillanz und dem Sog des Bösen, macht immer die Wunden und Schmerzen unterm attackierendem Hochglanz-Gesang hörbar. Das alles kommt so, als könne es nicht anders sein und mit dem nachdrücklichen Höchstanspruch im Dienst am Werk. Beim Marsch und den kindlichen Geisterstimmen hat man das Potenzial der Globe-Tonanlage noch nicht ganz im Griff.

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Macbeth am Landestheater Coburg. Foto: Eike Walkenhorst

Macbeth am Landestheater Coburg. Foto: Eike Walkenhorst

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Einen ganzen Kosmos an Shakespeare-Möglichkeiten und Regie-Rezepten vereint Moss in seinem Eröffnungsstreich. Die im zweiten Teil recht klumpige Bühnenbild-Idee eines Riesenwürfels von Eugenia Leis führten die Werkstätten aus. Das Solisten-Ensemble ergriff stellenweise Rettungshalme zur sängerdarstellerischen Selbsthilfe. Als Macbeth blickte Leonardo Lee geradeaus ins Publikum, findet dann nach erfolgter Abnabelung von der Lady im zweiten Teil zu viril-balsamischen Verdi-Tönen. Gustavo López Manzitti als Macduff mit Pausenmoderation über Tee contra Mate und elegisch-kehliger Arie ist Highlander Eins. Als Highlander Zwei fungiert mit für Banco prachtvoller Stimme Bartosz Araszkiewicz und im poetischen Todeswalzer mit der Lady. Jaeil Kim gleicht als Malcolm die Kürze seines Parts mit prima Trompetentönen aus. Francesca Paratore erhebt die Kammerfrau zur von Dauerkalamitäten malträtierten Soap-Heroine. Chor und Extrachor wären – hätte man die Leiterin Alice Lapasin Zorzit nicht der Hälfte ihrer Aufgaben beraubt – mindestens doppelt so gut gewesen. Alle Hexen- und Sylphiden-Strophen der Hekate- und Zauberszene hatte man dem Frauenchor (für Verdi hatten sie Hauptpartien-Status) amputiert.

Insgesamt ein gutes Ensemble-Gruppenbild mit fulminanter Mördergen-Dame. Eine Sternstunde: Astrik Khanamiryan betreibt psycho-erotische Ehekriegsführung par excellence. Vor allem küsst ihre unerschöpfliche Edelstimme Verdis geniale Shakespeare-Oper zum expressiven Belcanto-Thriller de luxe. Damit gibt sie dieser Musiktheater-Eröffnung den Schimmer von echter Größe.

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