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Alexander Liebreich und das Münchener Kammerorchester bei einer Probe für die Nachtmusik. Foto: Florian Ganslmeier/MKO
Alexander Liebreich und das Münchener Kammerorchester bei einer Probe für die Nachtmusik. Foto: Florian Ganslmeier/MKO
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Nachtmusiken, viel Licht und sakrale Momente

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Das Münchener Kammerorchester unter Alexander Liebreich – ein Konzertbesuch in der Pinakothek der Moderne
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„ Licht“ ist das Thema von Alexander Liebreichs erster Spielzeit als musikalischer Leiter des Münchener Kammerorchesters. Ein visuelles Phänomen also, das in seiner Wirkung auch akustisch arbeitende Künstler zu inspirieren vermag. Das Licht am Ende des Tunnels vielleicht auch als Symbol für viele, die sich ein spannendes Münchener Kammerorchester ohne Christoph Poppen gar nicht vorstellen wollten.

Es geht weiter und die erste Hälfte der neuen Spielzeit deutet darauf hin, dass auch die Zeit der gro-ßen Erfolge des Münchener Kammerorchesters weitergeht. Die Schuhe von Christoph Poppen sind Liebreich nicht zu groß. Er hat sie angezogen und sie haben sich als Sieben-Meilen-Stiefel entpuppt. Vom Münchner Publikum bei seinem Einstand im vergangenen Oktober frenetisch bejubelt, hat ihn die Presse aus dem Stand zum „spannendsten Dirigenten Münchens“ gekürt. Sehr viel Licht für den Anfang.

Begonnen hatte alles entgegen der sonstigen Praxis der Branche mit dem einhelligen Votum des Orchesters selbst, ihn als neuen musikalischen Leiter zu holen. Ein Novum, nicht nur für das Münchener Kammerorchester. Kein Wunder also, dass es der Dirigent auf Bestellung sehr leicht damit hat, sein Orchester zu motivieren und zu führen. Auch Poppens wichtigste Neuerung, der Spagat zwischen Klassik und Moderne, der das Orchester aus der finanziellen Krise herausgeführt hat, wird von ihm weiter getragen.

Liebreich betont die Wichtigkeit, die für ihn das Schaffen eines Bewusstseins für die Neue Musik bei der Programmbildung hat. Ein besonderer Ansporn dürfte ihm das auch bei der Auswahl neuer Werke für Uraufführungen geben, von denen das MKO in dieser Spielzeit mit den Auftragskompositionen von Nikolaus Brass und Mark Anton Moebius zwei im Programm hat. Im Gegensatz zum neu eingeführten „concert sauvage“, einem außergewöhnlicher Konzertabend, bei dem vorab weder Programm noch Solisten bekannt gegeben werden, hat sich die „Nachtmusik der Moderne“ bereits etabliert. In der Rotunde der der Pinakothek der Moderne widmet sich das Orchester an drei Abenden jeweils einem zeitgenössischen Komponisten. Der Ort ist trotz halliger Akustik gut gewählt, wie der neue Dirigent findet. Für ihn sind Museen so etwas wie moderne Kirchen und die nahezu „sakrale Stimmung“ in der Rotunde der Pinakothek sei doch sehr dazu geeignet, Neue Musik in würdigem Rahmen zu präsentieren.

Die erste Nacht dieser Saison gehörte am 13. Januar dem Koreaner Isang Yun. Doch zunächst eröffnete Miriam Cantoreggi, die junge Konzertmeisterin des Ensembles, die Bühne und spielte das „Königliche Thema“, ein Violinsolo auf die Melodie von Bachs „Musikalischem Opfer“. Ein schweres Stück, dessen dynamische Breite Cantoreggi bemerkenswert herausarbeiten konnte. Dynamik war an diesem Abend der Schlüssel zum Verständnis dieses exotischen Komponisten. Yun ist wahrlich kein Melodiker, keiner der motivisch arbeitet. Was für ihn zählt, ist der Klangfluss, das An- und Abschwellen der Töne, ein Klangraum, der sich ständig aus sich selbst heraus erneuert. Der zweite Solist des Abends war der Klarinettist Eduard Brunner. Er durfte mit dem „Quintett 2“ sogar ein Stück spielen, das sein Freund Isang Yun 1995 speziell für ihn geschrieben hatte. Das heißt allerdings nicht, dass er sich nicht anzustrengen brauchte. Bei der teils recht aufgewühlten Musik hatte Brunner manchmal Mühe, gegen das Orchester bestehen zu können und man merkte, dass das Stück ursprünglich nur für Quartettbegleitung vorgesehen war.

Beim Klarinettensolo „Piri“ – wieder von Eduard Brunner gespielt – ist es wieder die frappierende Dynamik Yuns, die fesselt. Lange gehaltene Töne steigen in gedehnten crescendi zu hohen Lagen auf, bis sie schrill und unangenehm ins Ohr dringen, um plötzlich zu ersterben. Aus der Stille tastet sich dann erneut ein Ton hervor zu dem dann langsam ein zweiter, überblasener Oberton tritt. Nicht ganz wirklich, zerbrechlich.

Zum Abschluss dirigierte Alexander Liebreich Yuns „Kammersinfonie I“ mit der ihm eigenen ausladenden Gestik und wirkte bei seinen schwankenden Bewegungen ein wenig wie der Zauberlehrling, dem die Kontrolle über die Magie entglitten ist und der nun von unwiderstehlichen Kräften hin und hergeschleudert wird. Die Kontrolle aber hat er freilich zu keiner Zeit verloren. Sehr präzise und genau führte er sein Orchester zu einem intensiven Finale nach dessen Ende sich die aufgebaute Spannung nur langsam löste.

Als Alexander Liebreich das Ensemble dann beim Applaus noch ein letztes Mal in dieser Nacht dirigierte, war klar: Sowohl das Kammerorchester als auch die Münchner sind mit diesem neuen musikalischen Leiter sehr gut bedient und das wissen sie auch.

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