Obwohl er die längste Landebahn Europas hat, werden sie den Flughafen Groß Dölln auf keiner Landkarte finden. Sonderbar verlassen schlummert seit 1996 das ehemalige Militärgelände der Sowjetarmee in der traumhaft schönen Natur des Biosphärenreservats Schorfheide in der Uckermark. 1999 entdeckte der mittlerweile international anerkannte Pianist Markus Groh die spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Stahlbeton und Naturidylle als Podium für kammermusikalische Konzerterlebnisse.
Markus Groh, der sich seit seinem Ersten Preis beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel 1995 in die großen Konzerthäuser der Welt spielt, lebt zwischen Berlin und New York. Keimzelle des Festivals wurden 1999 die unter anderem von ihm ins Leben gerufenen „Beberseer Soiréen“ zur Förderung aufstrebender Nachwuchskünstler. Parallel neben den Soirèen entwickelte er gemeinsam mit befreundeten Musikern die Idee, sich abseits des stressigen Konzertalltags zum musi-kalischen Gedankenaustausch mit abschließendem Konzert zu treffen. So fanden durch Grohs internationale Kontakte in den letzten Jahren durchaus bekannte Namen, wie Boris Pergamenschikow, Antje Weithaas, oder Alban Gerhardt den Weg in den abgelegenen Ort. Aufgrund der wachsender Resonanz hatte man beschlossen, einen der alten Hangars auf dem nahegelegenen ehemaligen Sowjetstützpunkt als Aufführungsort zu nutzen. Das Ergebnis war für die Musiker wie Konzerbesucher gleichermaßen ergreifend. „Es hat schon eine Bedeutung dort, wo früher Waffen gelagert waren, Musik von Schnittke und Schostakovitsch zu erleben,“ so Groh.
In diesem Jahr soll das Festival zum ersten mal eine Woche dauern. Das Festivalhotel Döllnsee bietet entsprechende Unterkunftsmöglichkeiten. Mit öffentlichen Proben, Ausstellungen und Performances „in progress“, die sich auf den geschichtlichen Hintergrund des Ortes beziehen und sozusagen teilweise erst während des Festivals entstehen sollen, streben die Veranstalter einen regen Austausch zwischen allen Beteiligten – Aufführenden wie Besuchern – an. Die thematische Konzeptionierung der Konzertabende, jeweils unter dem Thema einer europäischen Nation, steht für die Vielfältigkeit Europas. Dabei ist Markus Groh jedoch wichtig, dass die Möglichkeit offen bleibt, sich auch noch kurzfristig für Stücke entscheiden zu können. „Das konkrete Programm gibt es wie bei Lockenhaus also erst einen Abend vorher.“
Die jungen Ausführenden, die sich durchweg auf der internationalen Karriereleiter im oberen Drittel bewegen, sind persönliche Kontakte des Pianisten, die zugunsten des Festivals auf ihre sonst gewohnten Konzerthonorare verzichten. „Mit dem Förderverein haben wir eine solide finanzielle Basis, freuen uns aber natürlich immer über neue Sponsoren.“
Die Veranstalter Markus Groh, Hans-Christoph Maruschat (Management) und Monika Trautwein (Dramaturgie) wen den sich mit dem Festival keineswegs nur an kammermusikbegeisterte Experten: „Die Verbindung von Kammermusik und Kunst auf dem speziellen Gelände soll in einer entspannten Umgebung zum Nachdenken anregen, aber auch Zeit und Ruhe lassen,“ wünscht sich Groh.
Als einmalige Attraktion des Festivals kann man mit einer Genehmigung vom Luftfahrtamt Brandenburg sogar im Privatjet direkt vor dem Konzerthangar landen. Auch gibt es die Option, mit einer russischen „Antonow“ von 1948, dem größten Doppeldecker der Welt, Charterflüge vom Flughafen Berlin-Tempelhof zu buchen. Na dann – Guten Flug!
Konzertinfos:unter www.bebersee.de/ www.markusgroh.com.