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Giuseppe Verdi. Giovanni Boldini [Public domain], via Wikimedia Commons
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Ohne den Intendanten geht gar nichts – Ein Werkstattbericht von den 52. Opernfestspielen in Heidenheim

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Sommerzeit ist Festspielzeit und die währt in Heidenheim nun schon seit 1964. Dieses Opernfestival mit einer Open-Air Kulisse, die jedes Zuschauerherz höherschlagen lässt, hat sich zu einem international beachteten musikalischen Kleinod entwickelt. Überblickt man die deutsche Festivalszene, insbesondere die in Baden-Württemberg, so wird Heidenheims Alleinstellungsmerkmal deutlich: Jahr für Jahr mit einer eigens für die Festspiele in Szene gesetzten Opernproduktion können eigentlich nur die großen Player punkten, wie Bayreuth oder Salzburg.

Doch damit diese Liga punktet, bedarf es der kleineren, mittelständischen Festivalszene, die gleichsam die Blutzufuhr für die großen Stars liefert. Und so setzt sich Marcus Bosch, der die künstlerische Gesamtleitung seit 2010 innehat, vor allem für den künstlerischen Nachwuchs ein. Neben der traditionellen Freilichtproduktion, in diesem Jahr Puccinis Oper „La Bohème“ und einer eigens für Heidenheim komponierten Kinderoper, eröffnet man mit Verdis erster Oper „Oberto, Conte di San Bonifacio“, die 1839 an der Mailänder Scala uraufgeführt wurde, eine neue Festspielserie: im Laufe der nächsten Jahre will Marcus Bosch chronologisch die frühen Verdi-Opern aufführen.

Die Idee dabei ist, mit den einzelnen Operninszenierungen in szenisch reduzierter Form mit einem Mix aus modernen Kostümen, mit historischen Versatzstücken und einer sehr dezidierten Lichtregie eine ganz eigene Bühnenästhetik zu entwickeln. Die von Bosch ins Leben gerufene Capella Aquileia wird historisch informiert, teils mit nachgebauten historischen Instrumenten diese Opern begleiten – durchaus mit dem Werkstattgedanken des Experimentellen.

In diesem Jahr verantwortet der junge Hamburger Tobias Heyder die Regie mit seinem Team Janine Werthmann (Kostüme) und Hartmut Litzinger (Lichtdesign). Man spielt nicht in der Schlossruine Hellenstein, sondern im Congress Centrum in einer „Blackbox“. Diese Herausforderung liegt Heyder, den nach eigener Aussage vor allem die Menschen auf der Bühne interessieren und nicht so sehr das Drumherum von Dekor und Kostüm.

Und so erlebt man bei den Proben ein junges Theater, in dem junge Künstlerinnen und Künstler mit einfachen Mitteln das Beste geben. Im Saal wird auf Stuhlreihen geprobt. Wir sind im Wald in Jeans und Turnschuhen; der Tenor fuchtelt mit dem Spadi, die Musik kommt vom E-Klavier und der Regisseur ist zufrieden. Blick nach links, Blick nach rechts; da braucht es ein großes Vorstellungsvermögen, sich die Oper in vier Tagen auf der Premierenbühne vorzustellen.

Derweilen erarbeitet Marcus Bosch mit seinem jungen Orchester, das er nach dem Bayreuther Vorbild, aus vielen Klangkörpern der Republik zusammengesetzt hat, den verdischen Opernerstling, der für die jungen Musikerinnen und Musiker unerforschtes Neuland darstellt. Heiß ist es im – ferienbedingt verwaisten - städtischen Gymnasium, wo die Streichergruppen penibel Takt für Takt der unbekannten Partitur in den Griff bekommen.

Was also ist das Erfolgsgeheimnis von über 50 Jahren Opernfestival, das dank erhöhter Zuschauerzahlen – 2015 endeten die Festspiele mit einer Auslastung von 93% – und gesteigertem Zuschuss der Stadt auf einen Etat von rund 1,9 Millionen zurück greifen kann? Ohne den Intendanten geht gar nicht, sagt der Flöte spielende Kulturdezernent und meint damit, dass Marcus Bosch sich nicht nur um das Künstlerische, sondern natürlich auch ums Große und Ganze kümmern muss.

So hat er mit den „100 OH!s – Der Gönnerclub im Förderverein der Opernfestspiele Heidenheim e.V.“ ein zusätzliches Sponsorengremium geschaffen, das ihm die inhaltliche Schärfung und Programmentwicklung ermöglicht. Das Publikum und die Stadt Heidenheim wissen es ihm zu danken; sein Vertrag wurde vorzeitig bis 2020 verlängert.

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