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Céline Bonacina beim BMW Welt Jazz Award 2019. Foto: Ssirus W. Pakzad
Céline Bonacina beim BMW Welt Jazz Award 2019. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Ohne Grummeln – Das Céline Bonacina Crystal Quartet gastierte beim BMW Welt Jazz Award

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Drei Männer, drei Frauen. Diese paritätische Gewichtung hat sich niemand im Vorfeld ausgedacht, sie war keine Grundvoraussetzung für die 11. Ausgabe des BMW Welt Jazz Awards, über dem das Motto „Saxophone Worlds“ steht. Nein, sie ist das Resultat eines umfassenden Blindfold-Texts, bei dem die Mitglieder der Jury die Teilnehmer für den renommierten Wettbewerb aussuchen. Eigentlich ist diese ausgewogene Geschlechterverteilung keine wirkliche Überraschung, verschaffen sich doch immer mehr Saxofonistinnen in der internationalen Jazz-Szene Gehör. Eine davon, die Französin Céline Bonacina, gastierte jetzt im Doppelkegel der BMW Welt und wurde gefeiert.

Ihr Publikum hat Céline Bonacina an diesem verschneiten Sonntagmorgen im Rekordtempo für sich gewonnen: mit einer Musik, die abwechslungsreich, sehr dynamisch, kurzweilig und von ansteckender Lebendigkeit ist. Mit dem etwas blässlich spielenden brasilianischen Pianisten Leonardo Montana, dem perfekt intonierenden, wendigen kanadischen Bassisten Chris Jennings und dem munter Akzente verteilenden Israeli Asaf Sirkis – der sein Schlagzeug mit Rahmentrommeln statt mit Snares bestückte – hatte sie alle Sympathien auf ihrer Seite. Das Matinee-Konzert der 43jährigen, die einige Jahre als Musik-Lehrerin im Übersee-Département auf La Réunion arbeitete, war wirklich mitreißend.

Wie schade eigentlich, dass sich der Auftritt von Céline Bonacina nicht aus dem Kontext lösen lässt, in dem er stattfand. Schließlich ist der BMW Welt Jazz Award ein Wettbewerb. Der Eindruck, dass die Französin da nur hineingerutscht ist, weil sie nun mal vornehmlich Bariton und damit ein Instrument spielt, auf das sich nur wenige junge Saxofonisten heute konzentrieren, lässt sich beim kritischen Hinhören nicht verdrängen. Um nicht falsch verstanden zu werden: die zierliche Französin spielt das schimmernde Monstrum mehr als ordentlich. Aber ist das konkurrenzfähig? Sie konzentriert sich meist auf die mittleren Lagen, fiept gelegentlich frei im hohen Register und grummelt eine Spur zu selten im so stattlichen tiefen Bereich. Immerhin macht ihre Energie einiges wett. Wesentlich ausdrucksstärker und durchdringender spielt sie Sopran – mit makellosem Ton.

Eine Chance auf das Finale am 4. Mai hat Céline Bonacina bestimmt – denn sie ist in ein Wettbewerbs-Teilnehmerfeld geraten, das nicht unbedingt dem heutigen internationalen Saxofon-Leistungs-Niveau entspricht. Es gibt so viele unglaubliche junge neue Saxofonisten da draußen, so viele Spieler, bei denen die Balance aus technischer Brillanz, Expressivität und Individualität stimmt. Man darf sich schon fragen, wieso es keiner von denen in den BMW Welt Jazz Award geschafft hat. Fragen muss man sich auch, warum ein derart arrivierter, vielfach ausgezeichneter und dauerpräsenter Saxofonist wie Rudresh Mahanthappa, der sich und auch sonst niemand noch etwas beweisen muss, überhaupt eingeladen wurde. Schwerer Fehler.

Am 17. Februar wird der BMW Welt Jazz Award mit einem Konzert der Französin Géraldine Laurent fortgesetzt.  

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