Im November 2012 begleitete die Fotografin Herlinde Koelbl das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf seiner Japan-Tournee. Auf dem Programm: der Beethoven-Zyklus des Orchesters sowie zahlreiche Fotosessions mit den einzelnen Musikern. „Im Grunde geht es mir immer wieder um das Gleiche“, sagt Koelbl über ihre Arbeit an ihren ersten „musikalischen Fotos“, „nämlich einen neuen Blick auf etwas zu bekommen, von dem man dachte, dass man es bereits kennt.“
90 dieser Fotoarbeiten hat das Symphonieorchester des BR jetzt als farbigen Bildband herausgegeben: „Orchesterbilder“ heißt das großformatige Opus und die vielen Detailaufnahmen ergeben zusammen ein unkonventionelles Gesamtporträt des Orchesterkollektivs. Anders wie bei früheren Arbeiten verzichtete Kölbl auf Interviews mit den abgelichteten Protagonisten. Ohr, Hand und Instrument, beziehungsweise ein Teil desselben, das ist das dramaturgische Dreieck, aus dem die Spannung kommt.
Bis zum 24. November 2013 ist im Marmorfoyer des Bayerischen Rundfunks in München eine Auswahl der Arbeiten in großen Formaten zu sehen. Zur Vernissage am 8. November war Herlinde Koelbl persönlich anwesend und eröffnete die Ausstellung gemeinsam mit BR-Intendant Ulrich Wilhelm. Dieser gab sich nicht nur als Bewunderer der Koelblschen Fotografien zu erkennen, sondern erinnerte an Begegnungen mit ihr im Rahmen seiner früheren Tätigkeit als Regierungssprecher. Die Fotografin hatte unter anderem auch Bundeskanzlerin Merkel für die Bilder- und Interviewreihe „Spuren der Macht“ über viele Jahre fotografisch begleitet.
„Was ist Musik?“, dies war die Fragestellung von Koelbl gewesen als sie an die Arbeit mit dem Orchester heranging. Und ihre Antworten tragen wie stets ihre sehr persönliche künstlerische Handschrift: „Ohr, Hand und Instrument machen die Musik.“ Auf der Japan-Reise des Orchesters lernte Koelbl „sehen“ wie Musik entsteht. Ihren Blick auf das, was so leicht aussieht und doch so unendlich viel Mühe macht, teilt sie nun mit dem Betrachter.