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Betonhalle mit Maerzmusik. Foto: Petra Basche
Betonhalle mit Maerzmusik. Foto: Petra Basche
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„Persepolis“ in Berlin – Televisionen bei Maerzmusik 2019 in Berlin

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Kommunikation ist alles. Am zweiten Tag (Abend) der Maerzmusik öffneten sich die Türen der Betonhalle im Weddinger Silent Green Kulturquartier für Ohren, Augen, Mund und Nase. Also das mindestens. Denn an diesem Platz, einer großen unterirdischen Halle, ergänzt von einem Geäst von auf den ersten Blick wirrer Gänge, präsentiert sich die jährliche Veranstaltung mit Tele-Visions (im englischen Untertitel einer „Critical Media History of New Music on TV 1950s–1990s“).

Das ist beeindruckend. Es laufen, an die Wände projiziert mehrere Dokumente aus 40 Jahren Fernsehgeschichte in denen es nur um Neue Musik geht. Man kann sich mit Kopfhörern ausgestattet auf Sitzgelegenheiten davorsetzen und zuschauen. Angrenzend in der SAVVY Gallery präsentiert sich im diesem Geäst sich schlängelnder Räume ein „A Utopian Space“. Über das schreiben die Veranstalter: „A UTOPIAN STAGE rekonstruiert einen komplexen Raum der internationalen Moderne, indem er die ‚drittweltliche‘ Empfindungen der unmittelbaren postkolonialen Periode hervorhebt und einen kulturellen Atlas nachzeichnet, durch den Wissen über alternative (oft nichteuropäische) Plattformen ausgetauscht wurde. Dieser Prozess führt uns durch eine Rekonstruktion des Blicks, indem er die einzelne ‚Lesart‘ von West nach Ost in ein zyklischeres Modell umwandelt, bei dem kulturelle Verhandlungen von Ost nach Ost, von Ost nach West, von Süd nach Ost und von Süd nach Süd geführt werden und damit einen panoramaartigen Austausch des globalen künstlerischen Diskurses konstruiert.“ So weit, so klar? Keine Frage ist, dass die Kolonialismus-Debatte in der Kulturpolitik Deutschlands und Europas mit hoher Intensität geführt wird. Die Musik (die ja immer aber auch gesellschaftlich ist) hat dabei bisher keine große Rolle gespielt, weil sie ja als immateriell gilt. Die Ausstellung zeigt, dass man diese Kontroverse (ist sie eine überhaupt?) führen kann und führen sollte. Die Eindrücke, die man aus der Ausstellung mitnimmt, sind spektakulär, gleichwohl überbordend. Es gibt dazu eine Bibliothek und eine Theke, einen kleinen Stand mit Essbarem. Der Raum wird hier zum Raum. Es geht auch schon mal der Nase nach, ehe man sich in einem Nebenraum einer Videopräsentation für längere Zeit aussetzen kann.

Überragend unerschließbar

Die Sache ist in Gänze unerschließbar. Wie viel Zeit müsste man wohl mitbringen? Tage, Jahre? So auch in den Tele-Visions. Das Programm der Film-Dokumente ist extrem umfangreich. Da nimmt man das eine mit, lässt das andere vorüberziehen. Man weiß ja auch nicht, was einen da präzise erwarten wird. So wirkt die Konstellation der Gesamtanlage für sich. In den folgenden Tagen wird es aber zu bestimmten Themenbereichen „Schwerpunkte“ geben wie: „Neue Musik im ‚Fernsehen der DDR‘“ oder speziell kuratierte Zusammenstellungen.

Polytope de Persépolis

Live-Musik gibt es auch. Wie am Samstag zum Beispiel mit dem undurchdringlichen Tonband-Stück „Polytope de Persépolis“ von Iannis Xenakis, das aus acht Lautsprechern auf ein hörfreudiges Publikum von der Decke herabströmt. Die Klangregie führte dabei Daniel Teige. Das Stück kann man ja nicht gerade oft hören und wenn man es hört, neigt es zur Überwältigung der Hörenden, zu einer Musik in deren Lautheit man sich wohl verlieren kann. Die Reizdichte der Klänge ist extrem hoch, die Lautstärke verdichtet das alles zudem zu einem regelrechten Klang-Klumpen. Oder ein Klang-Monolith, dessen krause Oberfläche durch verschiedene Beleuchtungssituationen unterschiedliche „Strukturen“ offenlegt. Eine ideale Hörsituation zu erreichen, dürfte dabei eine Sache des Glückes sein. Kommenden Mittwoch wird es die nächste Klangsituation geben: Unter der Regie von Andre Bartezki spielt man Alireza Mashayekhis: Shur und von Karlheinz Stockhausen: Telemusik & Hymnen IV.

Der Autor kann nur empfehlen, selber schauenhörenriechenschmecken macht schlau. Das Gebäude ist irre, der Eintritt ist frei.

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