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Große Tonhalle Zürich. Wiedereröffnung. Foto: Gaëtan Bally
Große Tonhalle Zürich. Wiedereröffnung. Foto: Gaëtan Bally
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Präsent und großherzig: Wiedereröffnung der Tonhalle in Zürich mit Mahlers Dritter

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Vier Jahre hat die Restaurierung gedauert. In dieser Zeit diente die Tonhalle Maag am Bahnhof Hardbrücke als Interimsspielstätte. Jetzt ist es soweit: Die altehrwürdige Tonhalle in Zürich erstrahlt im neuen Glanz und neuen Klang. Dabei ging es darum, die Tonhalle weitestgehend in ihrem Originalzustand von 1895 zurückzuversetzen – auch akustisch, betreut von BBM-Müller in Planegg bei München. Bei der jetzigen Wiedereröffnung interpretierte das Tonhalle-Orchester Zürich unter seinem Musikdirektor Paavo Järvi die Sinfonie Nr. 3 von Gustav Mahler. Wie klingt es in der neuen alten Tonhalle?

Sie ist im Klang voller geworden, hat mehr Volumen und Tiefenschärfung erhalten. Das ist akustisch die auffallendste Neuerung in der frischrenovierten und generalüberholten Tonhalle Zürich. Tatsächlich wurden die Verhältnisse unter dem Parkettboden im Zuschauerraum sowie hinter der Saaldecke deutlich optimiert. Sie schwingen nun mit, und die Hohlräume darunter und dahinter leiten gerade die tieferen Frequenzbereiche optimal weiter. Zwischen Piano und einfachem Forte sind die dynamisch-klanglichen Verhältnisse nahezu perfekt. Im mehrfachen Forte kann es hingegen zuweilen etwas dröhnen. Das zeigte sich bei der jetzigen Wiedereröffnung.

Für dieses feierliche Großereignis führte das Tonhalle-Orchester unter seinem Chefdirigenten Paavo Järvi die Dritte Sinfonie in d-Moll von Gustav Mahler auf: ein Riesenwerk und damit eine besondere Herausforderung für die neue alte Tonhalle. In manchen Ausbrüchen ist sie etwas an ihre Grenzen gestoßen. Dafür aber war die klangliche Energie omnipräsent, geradezu körperlich spürbar. Die Sinfonie war bewusst ausgewählt worden, aus historischen Gründen. Sie ist entstanden, als die Neue Tonhalle Zürich vollendet war: 1895. Noch dazu war die Dritte die erste Mahler-Sinfonie, die das Tonhalle-Orchester im Jahr 1904 aufführte.

Seit 2006 wurde das Werk vom Orchester nicht mehr gegeben, und jetzt die Wiedereröffnung. Der Saal war rappelvoll, alle Plätze restlos belegt. In den Reden von Intendantin Ilona Schmiel sowie von Martin Vollenwyder als Präsident der Tonhalle-Gesellschaft und der Zürcher Stadtpräsidentin Corina Mauch wurde deutlich, wie stolz die Stadt und das Orchester auf ihre Tonhalle sind. Die Freude war tatsächlich allgegenwärtig – auch im Orchester. Bei einem derart wichtigen, zentralen Anlass, auf den man über Jahre hingearbeitet hatte, können einen die Emotionen auch mal überwältigen. Nicht immer war die dynamische Balance im Orchester ausgewogen.

Bei den Blechbläsern saßen nicht alle Einsätze perfekt, und auch die Intonation hätte partiell optimiert werden können. Dafür aber spielte das Tonhalle-Orchester mit einnehmender Präsenz und warmer Großherzigkeit. Unter der Leitung von Järvi wurde das Werk nicht zelebriert, sondern mit eher straffen Tempi entschlackt – gerade auch im Finalsatz. In den zwei Vokal-Sätzen zuvor schaffte es das Orchester, mit Altistin Wiebke Lehmkuhl, den Damen der Zürcher Sing-Akademie und den Zürcher Sängerknaben eine atmosphärisch intensive Ereignisdichte zu entfachen. Stürmischer Steh-Beifall und großer Jubel: Diese Wiedereröffnung war ein starker, lange nachhallender Auftakt in der neuen alten Tonhalle.

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