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Text und Foto: Ssirus W. Pakzad
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Saitenbändiger – Das Duo BartolomeyBittmann beim BMW Welt Jazz Award 2018

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Das wäre doch mal ein interessanter Versuch: könnten beliebig ausgewählte Passanten wohl erahnen, welche Art Musik das Duo BartolomeyBittmann macht, wenn man ihnen das Matineekonzert des BMW Welt Jazz Awards nur zeigte und ohne Ton vorspielte? Jede Wette, dass „Rockmusik“ eine häufig genannte Antwort wäre, auch wenn die Instrumentierung mit Geige und Cello dagegen spricht. Gestisch und von den Bewegungsabläufen her haben sich die beiden Österreicher nämlich einiges von den Rockern abgeschaut, inklusive Headbanging.

Ohne Einsatz der Stummtaste würde allerdings schnell klar, dass nicht nur die Choreografie der Zwei eine Nähe zu härteren musikalischen Gangart aufweist. Auch klanglich spielt sie eine Rolle, etwa, wenn satanische Tiefton-Gröler an Death-Metal-Kollegen erinnern. Aber das ist nur eine Zutat von vielen in der aufregenden Wiener Melange.

In der kommt natürlich die gründliche klassische Ausbildung/Praxis des Cellisten Matthias Bartolomey und des Geigers/Mandola-Spielers Klemens Bittmann durch, ein Faible für Folkloristisches, ein Hang zur Offenheit, Spontaneität und Beweglichkeit des Jazz. Das Schöne ist: man nimmt die einzelnen stilistischen Aspekte des Projekts „BartolomeyBittmann – progressive strings vienna“ sehr wohl wahr und ignoriert die Komponenten letztendlich doch, weil es den zwei Instrumentalisten und Sängern gelingt, eine homogene, organische Musik mit gesundem Mix aus kompositorischen/improvisierten Anteilen zu zaubern. Schon der 2016 verstorbene Dirigent und Cellist Nikolaus Harnoncourt war hingerissen vom Vermögen dieser beiden Virtuosen, die sich seit sechs Jahren kennen und seit fünf Jahren als Duo gemeinsame Sache machen. Er sagte über ihr Auftreten: „Es ist einfach unglaublich gut gespielt, das geht nicht besser“. Da möchte man ihm glatt beipflichten.

Handwerklich ist das, was diese Saitenbändiger anstellen, wirklich umwerfend und weil BartolomeyBittmann sich so engagiert reinhängen, so aufgehen in ihrem Tun, ist ihnen der Jubel am Ende eines jeden Stücks sicher. Es war allerdings schon etwas vermessen, dass Klemens Bittmann sich und seinen musikalischen Partner in einer der Ansagen schon als sicheren Kandidaten für die Endrunde des hoch dotierten Wettbewerbs wähnte.

Geht man vom Lautstärke-Pegel der Zuhörer im Doppelkegel aus, können sich BartolomeyBittmann tatsächlich Hoffnung auf den Publikumspreis des BMW Welt Jazz Awards machen. Ob die Jury die Österreicher ins Finale schickt, das diesmal erst am 9. Juni im Auditorium stattfindet, wird Ende dieser Woche bekannt gegeben.

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