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Lucia die Lammermoor an der Bayerischen Staatsoper. Foto: Wilfried Hösl
Lucia die Lammermoor an der Bayerischen Staatsoper. Foto: Wilfried Hösl
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Scheitern im absurden Raum – Auch Star-Power rettet Münchens neue „Lucia di Lammermoor“ nicht

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Der Buh-Sturm am Schluss animierte die Jung-Regisseurin Barbara Wysocka nur zu arrogant-höhnischem Zurückbuhen und wegwerfenden Gesten Richtung Publikum. Also scheint diese hörbare Kritik sie zunächst nicht zum Hinterfragen des von ihr „Angerichteten“ animiert zu haben: Donizettis „Lucia“ ist keine modisch selbstbewusste Clan-Tochter in den USA der 1960er Jahre, die schon in den kurzen Zwischenspielen als kleines Mädchen auftretend mit der Pistole spielt.

Prompt misslang auch das Herumgetue mit so einer Pistole in der fast 20minütigen „Wahnsinnsszene“ Lucias: eine um ihr Liebesglück gebrachte, zarte Frau, umschwebt von den fast unirdischen Klängen der Glasharmonika, hält nicht eine Hundertschaft von Partygästen mit ihrer Waffe in Schach - da fehlte es schlicht am Können von so etwas Klassischem wie Personenregie, schlimmer noch: an Sensibilität für Donizettis Komposition.

Leider bildeten die beiden Landsfrauen der polnischen Regisseurin als Bühnen- und Kostümbildnerin keine produktiv herausfordernden Partnerinnen, sondern arbeiteten allzu freundschaftlich zu. Barbara Hanickas Einheitsbild: ein heruntergekommener Saal mit Mauerbrocken, Schreibtischen, kaputtem Klavier und „Ashton“-Graffiti an der Rückwand, am Ende in der aufgebrochenen Decke so an die dreißig Tauben-Imitate – all dies erwies sich mit seinen fünf Zugängen als zunehmend absurde Raumlösung, gipfelnd in der mit leisem Pulikumslachen begleiteten Szene, dass der geliebte Edgardo im James-Dean-Look mit einem amerikanischen Riesen-Cabrio rückwärts durch eine Tür hereinparkt… Julia Kornackas Kostüme kaschierten die frauliche Figur von Diana Damrau nicht ins „Zerbrechliche“, sondern stellte sie allzu gesund lebensstrotzend aus – diese Lucia würde in einem der Straßenkreuzer des Clans auf und davonrauschen wie eine Schwester von Grace aus „Dogville“…

Große Erwartungen waren auch mit dem „Debüt“ von Kirill Petrenko im Bereich des klassischen Belcanto-Repertoires verbunden. Auch hier kam die Aufführung in der Realität an: hohes Niveau vom Staatsorchester, feiner Einsatz von Soloflöte und Harfe, wunderbar fein gearbeitete Orchesterdetails, aber oft doch recht breite Tempi ohne „Italianità“, keine entschiedene „Handschrift“ Petrenkos in irgendeine Richtung.

Am schönsten beschwor Sascha Reckerts ätherische Glasharmonika den Weg einer sensiblen Frau in den Wahnsinn. Auch Diana Damrau kam über „sehr gut“ nicht hinaus: zunächst klang sie viel zu laut, direkt und eben „gesund“; womöglich premierenbedingt gelangen die Wahnsinnskoloraturen nicht so unirdisch brillant wie bei den Rollenvorgängerinnen im Haus. Es wurde ein Abend der Männer: aus einem guten Ensemble ragten der in seinem Amt als Hauspriester schwache, aber eben in der verlogenen Verheißung von himmlischem Trost wohltönend starke Raimondo von Georg Zeppenfeld heraus. Der eigentliche Gesangsstar des Abends aber war der fesche Lederjacken-Halbstarke Lover Edgardo von Pavol Breslik: Lyrik und jungmännliche Kraft, verzweifelte Emphase und sehnsüchtiges Flehen – bravo! Ansonsten Enttäuschung.

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