Donaueschingen ist im Gespräch. Für manchen ist dies ein Affront gegen die Institution. Es mögen die sein, die einst die Ghettoisierung der Neuen Musik mit dem Hinweis auf die Zurückgebliebenheit der Allgemeinheit beklagten, die sich aber ebenso in der Splendid Isolation sonnten und wohl fühlten. Donaueschingen freilich ist kein Schweizer Nummernkonto, das unter dem Mantel des (Ver-)Schweigens lebt. Es sollte, es muss der Platz sein, wo neues Musikdenken umfassend zur Debatte steht, wo Positionen errichtet und auch wieder umgestürzt werden. Im Gespräch zu sein ist Lebenselixier für Tage der Neuen Musik. Früher war man im Gespräch, weil sich die Bastion wie eingekesselt mit ehernen Prinzipien gegen die Trägheit des Bewusstseins zu verteidigen hatte. Heute ist vieles offener. Diese neuen Bedingungen diktieren neue Denkansätze, neue Strukturen. Die aber entstehen am besten in einer diskursiven Atmosphäre, in der auch heilige Kühe zur Schlachtung freigegeben sind (und die Kühe müssen sich beharrend wehren dürfen).
Donaueschingen ist im Gespräch. Für manchen ist dies ein Affront gegen die Institution. Es mögen die sein, die einst die Ghettoisierung der Neuen Musik mit dem Hinweis auf die Zurückgebliebenheit der Allgemeinheit beklagten, die sich aber ebenso in der Splendid Isolation sonnten und wohl fühlten. Donaueschingen freilich ist kein Schweizer Nummernkonto, das unter dem Mantel des (Ver-)Schweigens lebt. Es sollte, es muss der Platz sein, wo neues Musikdenken umfassend zur Debatte steht, wo Positionen errichtet und auch wieder umgestürzt werden. Im Gespräch zu sein ist Lebenselixier für Tage der Neuen Musik. Früher war man im Gespräch, weil sich die Bastion wie eingekesselt mit ehernen Prinzipien gegen die Trägheit des Bewusstseins zu verteidigen hatte. Heute ist vieles offener. Diese neuen Bedingungen diktieren neue Denkansätze, neue Strukturen. Die aber entstehen am besten in einer diskursiven Atmosphäre, in der auch heilige Kühe zur Schlachtung freigegeben sind (und die Kühe müssen sich beharrend wehren dürfen). Wir, damit ist die Gemeinschaft gemeint, die radikal neues Denken über musikalische Kommunikation als unabdingbar für ein Fortbestehen musikalischer Kultur ansieht, dürfen, was Donaueschingen betrifft, nicht jammern. Vieles hat sich getan seit dem Amtswechsel von Josef Häusler zu Armin Köhler. Und vieles wurde zur Tat gerade in der permanenten Auseinandersetzung mit kritischen Positionen, die immer wieder auf Insuffizienzen der Gesamtstruktur, der ästhetischen Disposition, der inhaltlichen Stoßrichtung reagierten. Die Landschaft, gerade die diesjährigen Musiktage stellten dies nachdrücklich unter Beweis, ist offener geworden, der Horizont weiter.Musiker, die vormals wohl kaum eine Chance gehabt hätten, stellen sich selbstbewusst zur Debatte. Das Publikum, erfreulich jung, drängt in bunter Abmischung – nicht aseptisch, vergleichbar der Darmflora, ohne die jeder Organismus trotz Nahrung verhungert – in die Veranstaltungen. Armin Köhler hat zu dieser Situation gewichtig seinen Teil dazu beigetragen, erreicht aber wurde sie dadurch, dass man kritische Akzente letztlich nicht als Angriff gegen die Institution begriff, sondern als Nährboden, als kreative Unruhe. Diese Unruhe, sei es eine aufbegehrende, eine sich verweigernde, eine der Positionierung von Gegenmodellen, ist es, die ein so singuläres Festival wie Donaueschingen am Leben erhält. Es wäre ja ohnehin eine letztlich zum Scheitern verurteilte Hybris des Abgehobenen, wenn man einer Gesellschaft der Orientierungslosigkeit, des spielerischen Austauschs von Kräften, der punktuellen Isolierung im massenhaft verordneten Entertainment einen Hort der Reibungslosigkeit verordnen würde. Wo es gegenwärtig lang geht, weiß niemand.
Wir können darüber weinen und mit den Tränen die Nivellierung noch weiter bewässern, wir können aber auch das verdiktfreie Gewusel aus Einpassung und Aufbegehren zu energetischer Potenz bündeln. Zweiteres muss der Weg sein für ein Festival, das von der Geschichte den Auftrag maßgeblicher Positionsbestimmung mit auf den Weg bekam.
Armin Köhler hat in einem programmatischen Aufsatz drei Punkte einer Standortbestimmung genannt. Sie sind abgezogen von alter Definition des Donaueschinger Treffens, nicht um sie zu retten, sondern um sie mit den neuen Bedingungen zu konfrontieren: das Festival der Genie-Autoren, das Spezial(isten)festival, das Arbeitsfestival. Manches wird sich von selbst erledigen beziehungsweise erweitern. Es wird zum Beispiel spannende musikalische Aktionen geben, die vom Begriff des Meisterwerks nicht mehr tangiert sind, die Spezialisten werden sich sortieren und zwangsläufig Alleinvertretungsansprüche abgeben. Eine weitere Aufgabe aber wird zuwachsen: die der sinnstiftenden Verknüpfung von Kräften. Diskussion, Streit, Unversöhnliches und überraschende Kongruenzen gehören vital dazu.
Solange in Donaueschingen Positionen aufeinander prallen, solange Energien der Begeisterung und der entschiedenen Ablehnung aufeinander treffen und die resultierenden Vektoren Richtungen in Zukünftiges angeben, solange wird Donaueschingen unverzichtbar bleiben.
Streiten wir also furchtlos weiter: rücksichtslos im Detail, gemeinsam getragen von der Utopie einer sich fortwährend erneuernden musikalischen Kommunikation.