Michael Lentz, Michael Hirsch, Liat Himmelheber, Jean-Pierre Collot, Jan Philip Schulze, Nicolaus Richter de Vroe, Georg Glasl, Harald Lillmeyer, Wolfgang Winkel, Stefan Blum und Zoro Babel – alles Musiker, die den am 25. März 2016 verstorbenen Komponisten Josef Anton Riedl über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg künstlerisch begleitet haben. Manche seiner Werke – man denke an die Lautsprechgedichte – sind von der Person eines Michael Lentz oder Michael Hirsch abgelöst noch gar nicht vorstellbar. Alle waren sie ins Studio 1 des BR-Funkhauses gekommen, um Josef Anton Riedl postum mit einem Konzert zu würdigen.
Es wurde ein denkwürdiger Abend, denn was Winrich Hopp und Pia Steigerwald in Absprache mit den Musikern programmiert und produziert hatten, war keine Rückschau, sondern musica viva in Reinform. Musik für Tonband und Synthesizer, für Schlagzeug solo, für Sprecher, Marimbaphone, Performer, Radioklänge und Lautsprecher – es beschlich einen beinahe der Gedanke, man hätte sich in ein Konzert der gleichzeitig stattfindenden Uraufführungs-Biennale verirrt, die ja 2016 das Musiktheater fast völlig aus aus den Augen verloren hatte und ganz aufs Performative setzte.
Im Studio 1 kamen vor allem frühe Werke aus der Zeit zwischen 1959 bis 1974 zur Aufführung – einzige Ausnahme „Anspielung II“ für Schlagzeug solo (2004/05). Josef Anton Riedl war Orff-Schüler, Pianist, Elektronik-Pionier, Bonner Musikimpresario, von 1960 bis 2009 Leiter des Münchner Festivals Klang-Aktionen – und für viele das Gesicht der musica viva in den vergangenen Jahrzehnten, auch wenn er nie deren Leiter war, sondern zwischen 1998 bis 2010 „nur“ programmierend und organisierend für die traditionsreiche Konzertserie tätig war.
Selten aufgeführte Stücke elektronischer aber auch akustischer Musik aus den 50ern und 60ern wechselten sich ab mit „Riedl-Hits“ wie „Paper Music“ oder „Lautgedichtfolgen“. Eine elektro-akustische Sandwichprogrammierung ließ jeweils auf ein Stück elektronischer Musik ein akustisches folgen und so erschloss sich einem in der Abfolge der kurzen Kammermusikstücke der reiche, vielgestaltige Klang-Kosmos Riedls.
So groß das Verdienst der oben genannten Klang-Akteure daran war, dass Riedls Musik so frisch wie eben komponiert wirkte – ihre Modernität liegt freilich bereits in der Originalität der Komposition. Suchte man eine Analogie aus der Musikgeschichte, dann könnte man sagen: Wie Erik Satie war Josef Anton Riedl seiner Zeit weit voraus. Eine Renaissance, wie sie in den 70er-Jahren – vor allem durch Cage angestoßen – Satie widerfahren ist, steht bei Riedl noch aus.