Begeisterten Jubel und Applaus, aber auch Gehüstel, Füßescharren und skeptische Pausenkommentare – die Uraufführung der „Simple Symphony of Changes“ von Tobias PM Schneid durch das Münchener Kammerorchester im Kongregationssaal zu Neuburg an der Donau zeitigte beim Premierenpublikum der Kleinstadt durchaus gemischte Reaktionen. Die Kommentare schwankten zwischen Ablehnung und Anerkennung, Entsetzen und Faszination. Der als Komponist bereits mehrfach ausgezeichnete Tobias PM Schneid, Jahrgang 1963, lebt seit einiger Zeit in dem beschaulichen Renaissancestädtchen Neuburg an der Donau, dessen Rat bei ihm zur Feier des Millenniums eine Sinfonie in Auftrag gab. Dass bei der Uraufführung dann kein hochrangiger Vertreter der Stadt anwesend war, gehört wohl eher in das Kapitel der unerklärten Peinlichkeiten. Gleichwohl: Das bestens disponierte Münchener Kammerorches-ter unter der Leitung von Christoph Poppen blieb nichts schuldig, ließ die Zuhörer im ausverkauften Haus teilhaben an einem hochdifferenzierten Werk, das seinem Schöpfer und dessen Auftraggeber zur Ehre gereicht.
Begeisterten Jubel und Applaus, aber auch Gehüstel, Füßescharren und skeptische Pausenkommentare – die Uraufführung der „Simple Symphony of Changes“ von Tobias PM Schneid durch das Münchener Kammerorchester im Kongregationssaal zu Neuburg an der Donau zeitigte beim Premierenpublikum der Kleinstadt durchaus gemischte Reaktionen. Die Kommentare schwankten zwischen Ablehnung und Anerkennung, Entsetzen und Faszination. Der als Komponist bereits mehrfach ausgezeichnete Tobias PM Schneid, Jahrgang 1963, lebt seit einiger Zeit in dem beschaulichen Renaissancestädtchen Neuburg an der Donau, dessen Rat bei ihm zur Feier des Millenniums eine Sinfonie in Auftrag gab. Dass bei der Uraufführung dann kein hochrangiger Vertreter der Stadt anwesend war, gehört wohl eher in das Kapitel der unerklärten Peinlichkeiten. Gleichwohl: Das bestens disponierte Münchener Kammerorches-ter unter der Leitung von Christoph Poppen blieb nichts schuldig, ließ die Zuhörer im ausverkauften Haus teilhaben an einem hochdifferenzierten Werk, das seinem Schöpfer und dessen Auftraggeber zur Ehre gereicht.Zum Aufgalopp der Premiere blies man mit einer beherzten Interpretation von Beethovens erster Sinfonie frischen Wind durch’s Gemäuer, fegte allen Muff hinweg und erfreute Ohr, Herz und Hirn.Der Brückenschlag gelang, die Uraufführung der Schneid-Sinfonie ließ sich als folgerichtige Weiterführung des damals Begonnenen ins Heute verstehen, weiterentwickelt über Spätromantik, Expressionismus und Moderne. Ein spannungsvoll expressiver Auftakt, der in wellenförmiger Bewegung immer wieder die Entladung sucht, kontrastiert mit versammelter Ruhe. Alles fließt, wie schon Heraklit wusste, nur ist das Tempo heute schneller, die Ruhe zunehmend trügerisch.
In der Ruhe liegt am Ende nicht die Kraft, sondern nur mehr Erschöpfung. Mit klar erkennbarem Grundkonzept, durchstrukturiert und insgesamt nachvollziehbar kann die „Simple Symphony of Changes“ im Zusammenwirken einer eigenständigen Komponistenpersönlichkeit und eines hervorragenden Orchesters ihre Wirkung nicht verfehlen. Selten wohl dürfte im altehrwürdigen Neuburger Kongregationssaal derart kompromiss-los die Moderne Einzug gehalten haben.
Wo sonst im Rahmen der Neuburger Barockkonzerte bei Kerzenlicht und in gepuderter Perücke Bach und Mozart geboten sind, erklang mit Schneids Auftragskomposition Musik auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Das Werk hat Qualität, ob es nun gefällt oder nicht. Darauf schließlich kommt es an. Musik dient eben nicht dazu, im biedermeierlichen Fauteuil zu lehnen, denn ebenso eigen wie der Genuss ist ihr das faustische Suchen. Eine Aufhebung dieses Gegensatzes konnte und wollte wohl auch Tobias PM Schneids „Simple Symphonie“ nicht gelingen.