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Foto Dijkstra. Juan Martin Koch
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Sternstunde mit Alfred Schnittke

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Das Nürnberger Musikfest ION erreichte mit klarer programmatischer Handschrift sein Publikum
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Nimmt man den durchweg großen Publikumszuspruch als Maßstab, so scheinen Moritz Puschke und sein Team mit der diesjährigen Ausgabe des Musikfests ION wieder einiges richtig gemacht zu haben. Auch die programmatische Handschrift des Festivals, das auf besondere, auf das Nürnberger Festival zugeschnittene und in die Stadtgesellschaft hineinwirkende Programme setzt, war wieder erfreulich sichtbar.

So ließ es beispielsweise das renommierte Vokalensemble Voces8 nicht bei seinem Auftritt mit Händels „Messiah“ bewenden, sondern arbeitete auch mit der kurz vor der Pandemie neu gegründeten Kinder- und Jugendkantorei Nürnberg. Die gemeinsame Präsentation der Workshop-Ergebnisse ließ aufs schönste erahnen, welcher Funke da übergesprungen sein dürfte.

Nachwuchsarbeit auf einem anderen Level war beim Konzert von LauschWerk zu bewundern. Der knapp 20-köpfige Chor ist aus der Audi Jugendchorakademie hervorgegangen und hat das Zeug dazu, sich auf professionellem Niveau zu etablieren. Unter der Leitung von Martin Steidler war vor allem eine ausgezeichnete, dynamisch fein abgestufte Interpretation des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in der Klavierfassung zu erleben, einfühlsam begleitet von Christine Schornsheim und Sofya Gandilyan. Aus der ohnehin hervorragenden Gruppe der Männerstimmen heraus war Niklas Mallmann ein wunderbarer Solist, auch Sopranistin Katja Maderer überzeugte. Nicht ganz so gut waren vorher Heinrich Schütz’ „Musikalische Exequien“ gelungen, bei denen in den Oberstimmen bisweilen kleine Spannungsabfälle merklich wurden.

Nachdem Elina Albach vor zwei Jahren mit der von Benedikt Kristjánsson  konzipierten „Johannespassion zu dritt“ Furore gemacht hatte, war man besonders gespannt auf ihre Fassung von Bachs h-Moll-Messe als „Missa miniatura“. Neben der (diesmal nicht ganz so radikal) reduzierten Besetzung stellten einige gestrichene Sätze den weitreichendsten Eingriff dar. An ihre Stelle traten gesprochene Texte des Schweizer Schriftstellers Jürg Halter. Deren Reflexionsniveau blieb allerdings enttäuschend weit hinter dem zurück, was Bach allein mit Tönen an innerer Resonanz hervorzubringen vermag. Die musikalische Seite der gut 100 Minuten dauernden Aufführung hatte mit einigen Balanceproblemen zu kämpfen. Das Hauptmanko bestand in der durchweg zu schwach besetzten Basslinie, was der komplexen Harmonik die Bodenhaftung nahm.

Einen absoluten Höhepunkt markierte dagegen das Konzert des RIAS Kammerchors unter der Leitung von Peter Dijkstra. Nachdem schon vor der Pause das schwindelerregende Niveau des Ensembles in Werken von Arvo Pärt (darunter das zum Teil überraschend leichtfüßige „Dopo la Vittoria“), Krzysztof Penderecki (das 1982 bei den Orgelwochen uraufgeführte „Agnus Dei“) und Sven-David Sandström zu bewundern gewesen war, ging es nach der Pause ans Eingemachte: Was die Sängerinnen und Sänger in Alfred Schnittkes monumentalem „Konzert für Chor“ leisteten, spottete jeder Beschreibung. Die Dauerspannung in höchsten, stets makellosen Lagen der Frauenstimmen wurde zur akustisch-körperlichen Grenzerfahrung. Eine Sternstunde.

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