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Skizze der 13 Gebetsgesten, der zwei Schlussgesten S 1 und S 2 und zweier Gesten für Stille und Echo; Zeichnungen der Betgesten von Nancy Getz-Wyle
Skizze der 13 Gebetsgesten, der zwei Schlussgesten S 1 und S 2 und zweier Gesten für Stille und Echo; Zeichnungen der Betgesten von Nancy Getz-Wyle
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Stockhausen-Schlüsselwerk mit der Generation von heute

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Wie die Lucerne Festival Academy und das Musikfest Berlin der jüngsten Moderne eine Zukunft geben
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Im Sommer 2018 erarbeitet die Lucerne Festival Academy mit INORI und GRUPPEN zwei zentrale Partituren Stockhausens. Das japanische Wort „inori“ bedeutet Gebet, Anrufung, Anbetung.

Die Gebetsgesten, die zwei Tänzer ausführen, stellte der Komponist aus der Praxis verschiedener Religionen zusammen und ordnete sie als eine chromatische Skala an. So sind sie Teil der musikalischen Partitur und ihr nicht äußerlich hinzugefügt. Zwei junge Tänzerpaare werden von Alain Louafi und Kathinka Pasveer, die als Mitglieder des Stockhausen Ensembles das Schlüsselwerk „INORI Anbetungen für zwei Tänzermimen und großes Orchester (1973/74)“ von Beginn an aufgeführt haben, im Laufe eines Jahres für die aus 13 weltweit gesammelten Gebetsgesten entwickelte Choreographie ausgebildet. Überdies wird für das Projekt ein neues Podium nach Stockhausens Vorgaben aus der Partitur gebaut. Peter Eötvös, aber auch die drei Academy-Dirigenten Lin Liao, David Fulmer und Gergely Madaras studieren das große Orchesterwerk mit den Akademie-Teilnehmern ein. Eötvös und Madaras dirigieren das Werk dann auch im Rahmen einer Europa-Tournee der Academy und machen am 18. September auch beim Musikfest Berlin Station.

Während das Lucerne Festival seinen Stockhausen-Schwerpunkt mit „Gruppen“ für drei Orchester vervollständigt, legt das Musikfest Berlin den Schwerpunkt seiner Stockhausen-Hommage auf Stockhausens Klaviermusik. Das Klavier gilt als das klassische Pionierinstrument der Kompositionsgeschichte von Bach bis Schönberg. Auch bei Stockhausen behielt es diese Funktion. Am 13. September erklingen die „Klavierstücke I-XI“ im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, interpretiert von dem französischen Pianisten Pierre Laurent Aimard, der vor Jahren als Mitglied des Ensembles Intercontemporain bei einer INORI-Aufführung mit dem Komponisten mitwirkte. Weiter spielt Aimard auf dem Musikfest „Kontakte“ für elektronische Klänge, Klavier und Schlagzeug (15. September) sowie zusammen mit Tamara Stefanovich und Marco Stroppa „Mantra“ für zwei Klaviere und Ringmodulation. Am 18. September beschließt dann Karlheinz Stockhausens INORI mit dem Lucerne Festival Academy Orchestra das Musikfest Berlin.

Das ganze Werk ist aus einer Formel entwickelt: Sie hat dreizehn verschiedene Tonhöhen plus zwei, die an ihrem Schluss wiederholt werden. Die dreizehn Tonhöhen sind mit dreizehn Tempi, dreizehn Lautstärken, dreizehn Klangfarben und dreizehn Gebetsgesten (plus zwei Schluss-Gesten) verbunden. Die Gebetsgesten werden durch zwei Personen, die in der Mitte des Orchesters auf einem Podium erhöht sind, ganz synchron mit dem Orchester aufgeführt.

Die verschiedenen Gebetsgesten werden wie Klangfarben und Tempi benutzt. Durch diese enge Verbindung zwischen Gesten des Betens und musikalischen Stufen und Intervallen werden bei zunehmender Dauer des Werkes auch rein musikalische Veränderungen als Gebet erlebt. Als Einleitung zur Komposition INORI dient ein „Vortrag  über Hu“. Eine Sängerin oder ein Sänger erläutern Struktur und Form von INORI sowie die wichtigsten Zusammenhänge von Gebetsgesten und akustischen Vorgänge. ¢

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