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P. Černoch (Albert Gregor), N. Michael (E. Marty). Foto: Wilfried Hösl
P. Černoch (Albert Gregor), N. Michael (E. Marty). Foto: Wilfried Hösl
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Szenen eiskalten Startums in Janáčeks „Sache Makropulos“

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Im Umfeld von Münchens Staatsoper tobt schon seit Wochen ein Star-Hype: Anna Netrebko und Jonas Kaufmann sollen in Puccinis „Manon Lescaut“ singen. Star-Sein, wenn irgend möglich in ewiger Schönheit, ist für Münchens Schickeria ein zwischen Brasiliens Schönheitsfarmen und hiesigen Arztpraxen höchstaktuelles Thema. Mag sein, dass deswegen Regisseur Árpád Schilling das Werkende um Janáčeks Gesangsstar Elena Makropulos „münchnerisch“ verfälscht hat.

Janáček lässt die junge Sängerin Kristina die Formel für ewiges Leben am Ende verbrennen. Bei Schilling hüllt sich Kristina nicht nur in den üppig überbordenden Pelzmantel der Starsängerin Elena Makropulos, sie behält triumphierend die Formel für das Wunder-Elixier und ihren künftigen Aufstieg. Damit es nicht zu falsch, sondern „kritisch“ wird, lassen Schilling und sein Ausstatter Márton Ágh um die auf dem Mausoleum der toten Elena stehende Kristina eine Eislandschaft herabfahren. So wurde der Beifall für das Bühnenteam nur schwächer, blieb ohne Buhsturm.

Auch ansonsten gab es eigenwillige Regie-Akzente für das eigentlich 1922 in Prag angesiedelte Musikdrama um eine seit 337 Jahren unsterbliche Frau: als 16jährige musste Elena, Tochter des Alchemisten Makropulos, ein lebensverlängerndes Elixier vor Kaiser Rudolf II. ausprobieren. Seither geistert sie unter wechselnden Namen, aber immer mit den Initialen „E.M.“ durch die Welt der Männer. Jetzt will sie als Opernstar drei Akte lang dem leichtlebigen Sohn einer ihrer großen Liebesbeziehungen zum lang umstrittenen Erbe verhelfen. Bei den entsprechenden Dokumenten, deren Versteck nur sie kennt, liegt auch das Rezept des Elixiers. Wieder muss sie mehrere Männer becircen – und diese Wiederkehr erweist sich als Reigen maskuliner Gier, den sie bis zum Überdruss kennt: Schwärmerei, Anhimmelung, Begehren, Imponiergehabe, Vorwürfe, Berechnung, Erpressung, Verfallenheit, Eifersucht, Selbstmord … Das haben Regisseur und Ausstatter in ein symbolistisch zeitloses Labor-Ambiente verlegt: weiße Wände, der Boden von „Schneehäufchen“ bedeckt – doch es sind die Papierstreifen aus Aktenvernichtern, in denen sich das Ein oder Andere findet; auf einer drehbaren Konsole zwei bühnenhohe Wände mit Türausschnitten – Sargwände, außen schwarzgrauer Marmor, innen lila Schaumstoff-Polsterung? – und dazu dann mal statt Aktenwand eine Füllung mit aufgetürmten Stühlen verschiedenster Stilepochen, mal ein Blumenmeer, eine dreckige Matte für Elenas Handel „Liebesdienst gegen Elixier-Dokument“ und leider am Ende ein hochfahrendes Folter-Mausoleum, in dessen Rotlicht halbnackte Mannsbilder mit Elena „Sado-Maso“ aufführen und sie stirbt – mit der triumphierenden Kristina über sich …

Das nahm der von Janáček überzeugend und bewegend komponierten Annahme und Feier von Sterblichkeit, dem aus Vergänglichkeit erwachsenden Wert echter Gefühle jegliche humane Größe. Die daraus folgende Anlage der Elena als Mischung aus Boxen-Luder, Maximilianstraßen-Modepuppe und Sharon-Stone-„Basic-Instinct“-Imitat gelang Nadja Michael perfekt. Dazu passte ihr kalter, im Forte harter Sopran. Aus dem guten übrigen Ensemble ragte der kernige Macho-Bariton von John Lundgren als „Dokument gegen Sex“ tauschender Jaroslav Prus heraus. Zu Recht gefeiert wurde der eigentliche Held des Abends: Dirigent Tomáš Hanus hat in langjähriger Detailarbeit aus den Quellen Janáčeks Akzentuierungen und Dynamik-Vorschriften, auch kleine Fehler für eine kritische Neuausgabe der Partitur berichtigt. Prompt kontrastierten die melodischen Aufschwünge von Klage und Mitleid herrlich und klanglich blühend zu der mal motorischen, mal kantigen „Nervenmusik“ Janáčeks. Immer wieder dämpfte Hanus das füllig, fast etwas zu „üppig“ aufspielende Staatsorchester und führte die Solisten mit klarer Zeichengebung stimmfreundlich durch die pausenlosen zwei Stunden im tschechischen Original – mehr als „wiederhörenswert“.

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