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Verdis „Macbeth“ am Theater Regensburg: Theodora Varga, Seymur Karimov und der Opernchor. Foto: Tom Neumeier
Verdis „Macbeth“ am Theater Regensburg: Theodora Varga, Seymur Karimov und der Opernchor. Foto: Tom Neumeier
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Szenisch beachtlich, sängerisch spektakulär: Verdis „Macbeth“ am Theater Regensburg

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Als dritte Regiearbeit hat die Sängerin Angela Denoke am Theater Regensburg Giuseppe Verdis „Macbeth“ inszeniert. Sie kann sich dabei auf ein exzellentes Gesangsensemble und einen fabelhaften Chor stützen, setzt aber auch eigene Akzente. Juan Martin Koch berichtet von der umjubelten Premiere:

Der aus Aserbaidschan stammende Bariton Seymur Karimov ist seit 2006 am Theater Regensburg und hat sich in dieser Zeit zum vielleicht besten Sänger des Ensembles entwickelt. Während er – seinem Stimmfach entsprechend – meist eher in Nebenrollen zu erleben ist, konnte er (nach dem Rigoletto 2014) nun endlich wieder in einer Titelpartie glänzen. Sein Macbeth kippt aus einer raumgreifenden, noblen Klangfülle immer wieder ins Fahle, Grüblerische und macht so die Zerrissenheit der Figur zwischen Machtdurst und Gewissenspein hörbar.

Sein herausragendes Rollenporträt hat in der der nicht minder überzeugenden Teodora Varga als Lady Macbeth ein ebenbürtiges Pendant. Ihre blutigen Pläne schmiedet sie mal mit bedrohlicher Finesse, mal mit elementarer Wucht. Angela Denoke – es ist die dritte Regiearbeit der Sängerin – verlangt der Lady dabei mehr Zwischentöne ab als üblich. Auch sie wird schon bald von Visionen geplagt, ihr somnanbuler Zusammenbruch (von Theodora Varga vokal eindringlich zurückgenommen) hat also eine Vorgeschichte.

Dass sie hier von ihrem Gatten erdolcht wird, ist die Konsequenz aus Denokes Konzeption, das Ehepaar als eine Symbiose, mehr noch: als eine Person mit widerstreitenden Charakterzügen zu deuten. Macbeth tötet gleichsam den schwach gewordenen Teil seiner Selbst. Diese wenigen Akzente reichen der Regisseurin, um das Drama in einem Einheitsbühnenraum und zeitlosen Kostümen (Timo Dentler, Okarina Peter) in Bewegung zu halten.

Viel Sorgfalt hat sie dabei auf die Führung des Chores, vor allem der Hexen verwendet. Dessen Leistung ist rhythmisch wie klanglich gleichermaßen exemplarisch. Da verwundert es nicht, dass der verantwortliche Alistair Lilley, wie kürzlich bekannt wurde, zur nächsten Spielzeit als Chordirektor ans Nationaltheater Mannheim wechselt.

Auf welchem Niveau das Regensburger Theater die Hauptrollen aus dem Ensemble heraus besetzen kann, ist schon bemerkenswert, dass auch die weitere Besetzung demgegenüber nicht abfällt, macht die Produktion endgültig zu einer der sängerischen besten der letzten Jahre. Pauschales Lob geht also an Roger Krebs (Banco), Carlos Moreno Pelizari (Macduff), Paul Kmetsch (Malcolm) Patrizia Häusermann (Kammerfrau), Jonas Atwood (Diener u.a.) sowie an Misun Donggun, Seo Kim und Julia Zhokovska (Erscheinungen).

Zusammen und wunderbar straff auf Zug gehalten wird der szenisch beachtliche, vokal spektakuläre Abend von Tom Woods, der das Philharmonische Orchester zu elastischer Begleitung und düsterer Wucht animiert. Schaurig schön.

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