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SCHLAGOBERS. Sandra Salietti als Prinzessin Brombeere. Foto: © Marie-Laure Briane
SCHLAGOBERS. Sandra Salietti als Prinzessin Brombeere. Foto: © Marie-Laure Briane
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Tänzerischer Sahne-Seifenschaum – Ein Richard-Strauss-Ballett als Münchner Erstaufführung

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Doch, das gibt es: die Erstaufführung eines Werkes vom „Hausgott“ – denn neben Mozart und Wagner mit ihren Uraufführungen in München gilt „natürlich“ auch Richard Strauss als eine der Ikonen des Münchner Theater- und Musiklebens. Opern, Symphonisches und Lieder sind be- und anerkannt, weniger sein Ballett „Josephslegende“ – gar nicht seine 1924 in Wien uraufgeführte Tanzhandlung „Schlagobers“. Dementsprechend groß war das Interesse an der Münchner Erstaufführung durch das Ballett des Gärtnerplatztheaters in der Reithalle.

Gleichsam aus dem Publikum heraus führt eine Tante ihren kleinen Neffen anlässlich seiner Firmung groß aus – im Original ins Wiener „Demel“, also ins Paradies aller Zuckerbäckerei und Konditorei. Dort frisst sich der Bub an all den süßen Herrlichkeiten übervoll, landet im Krankenhaus – und auch dort umtanzen ihn in Alpträumen nochmals alle Süßigkeiten. Doch im inflationsgeschädigten Wien von 1924 mit Lebensmittelknappheit und sozialen Unruhen, nach dem Schock der „Sacre“-Uraufführung und umgeben von neuen Rhythmen, Revuen und Tanz-Stilen wirkte das Sahnestückchen des damals als Hofoperndirektor gefeierten Strauss recht unzeitgemäß. Das galt es nun zu überprüfen.

In großer Besetzung saß das Orchester auf einem hohen Podium hinter der großen Tanzfläche. Ohne Striche und Retuschen erklangen der „Schlagoberswalzer“, für Kaffee und Kakao auch eine brasilianische „Maxixe“, andere Nationaltänze bis hin zur Tarantella, dazu noch viele Orchestrierungs- und Klangreize des Könners Strauss. All das kommt etwas zu raffiniert komponiert, vor allem aber überreich üppig und wuchtig daher, nicht sahnig-luftig-lecker-leicht. Gerade deshalb müsste Dirigent Marco Comin da verschlanken, verfeinern und mehr ziselieren.

Auf der zunächst leeren Tanzfläche suchte Choreograph Karl Alfred Schreiner die damalige Stil-Problematik „nach vorne“ weiter zu entwickeln: weg vom „danse d’ecole“ und durch Verbiegen, Überkreuzen und Brechen klassischer Formen ins Groteske und Schräge. Technisch war da vieles gelungen und zu bestaunen, nur prägte beide 40-Minuten-Akte prompt ein quirliger Daueraktionismus.

Alfred Mayerhofers Kostüme charakterisierten weder Teeblüte, noch Marzipan, Praliné, Quittenwürstchen, Zwetschgenmann, Brombeere oder Knallbonbons. Das Licht spielte erst viel zu wenig und dann mit drei großen Operationslampen zu umständlich-aufwändig mit. Im ersten Teil dominierten die von Kaspar Glarner entwickelten Tortenbodenscheiben aus minzgrün, safrangelb, beerenrot und kakaobraun gefärbtem Schaumstoff, die allzu oft und doch wenig „mitspielend“ zu übermenschlich großen Cremeschnitten geschichtet wurden.

Ums Krankenbett spreizte sich dann amüsante Arzteitelkeit und ein Hauch von Krankenschwester-Erotik. In Erinnerung bleibt als theatralischer Groß-Gag, dass am Ende vier Seifenschaum-Kanonen die Bühne in ein „Sahnemeer“ verwandeln, in dem sich die ganze Compagnie vor dem staunend-träumenden Neffen fröhlich tummelt, vom Tanzschritt ins Gleiten kommt, glitschend untertaucht und „sahne-gebadet“ wieder aufspringt.

Ob das Werk zu retten wäre, wenn man Schreiners gelungenen Ansatz am Anfang - das virtuos eitle, arrogant herablassend „bedienende“ Kellner-Jonglieren mit Kuchenstücken – konsequent zu theatralisch sprechenden Handlungsballettszenen zwischen Konditorei-Realität und surrealen Übelkeitsalpträumen geformt hätte? Der gut getanzte, freudig beklatschte Premierenabend hinterließ als Eindruck: schwierig, eher nicht.

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