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Beim Morgenland-Festival Osnabrück 2014. Foto: Andy Spyra
Beim Morgenland-Festival Osnabrück 2014. Foto: Andy Spyra
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Taten, nicht Zeichen – 10 Jahre Morgenland Festival Osnabrück

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Auch im Morgenland spielt man vorwiegend abends Musik. Wo aber ist das: Morgenland ? „Crossing the bridge“ war ein Film von Fatih Akin, in dem Aynur zu sehen ist, die schöne stolze Kurdin. Sie singt von der Liebe, klar und davon, wie der Krieg Vater und Sohn entzweit, der Allmächtige. Allmächd! Jetzt stehen sie hier in Osnabrück gemeinsam auf der Bühne: die Kurdin, der Armenier, der Syrer, Libanese, Iraker, Iraner und alle zusammen machen eine Musik – in Niederbayern sagen sie: „daß der Rauch davogeht“, der Pulverdampf nämlich, dieser mistige mit diesem stechenden Gestank.

Ibrahim Keivo, der armenische Syrer ( oder ist er ein syrischer Armenier?) ist ganz Rampensau, wenn er Heleandum Jandum Shiftetelje zelebriert – diesen beschwörenden Tanz ums goldene Kalb: „ich brenne ich brenne“ sagen die Gesten, und Kinan Azmeh, der Intellektuelle unter ihnen, der Spiritus Rector, Klarinettist – auch aus Syrien scheint beschwichtigend drumrum zu schwänzeln, bienengleich. Sie firmieren als Morgenland All Stars und spielen unter freiem Himmel vor dem Rathaus zu Osnabrück, wo vor etlichen Jahren (um genau zu sein, im Jahre 1648) der westfälische Frieden be- und geschlossen wurde, um damit den 30 Jährigen Krieg zu beenden. Jetzt ist wieder Krieg, allüberall und es braucht nichts weniger als Zeichen, und vor allem Taten: Friedensschlüsse, wie ebendiesen hier- zum zehnten Mal versuchen sie es und es gelingt auf betörende Weise.

Wem all das nichts, aber gar nichts sagen mag, dem ist, so sei hier mal drauflos schwadroniert, nicht mehr zu helfen, denn die ersten drei Tage dieser zehnten Jubiläumsausgabe des ambitionierten Morgenland Festivals gehören zum Schönsten, was dieses Jahr mit diesem feuchttraurigen Sommer zu bieten hatte, bislang.

Schuld an alldem ist Michael Dreyer,44, geboren und aufgewachsen in Bad Essen, ganz in der Nähe, Gitarre, Komposition studiert, Plattenlabel gegründet (Dreyer –Gaido Records) und sich stetig gefragt: woher kommt‘s denn, dass wir uns streiten müssen über dies und das und vor allem, über die Frage, ob dies und das das Maß macht. Das Maß von Welt. Das Maß von Kultur. Das Maß von: Jetzt!

Dreyer erzählt, eigentlich war es der damaligen Freundin geschuldet, die multireligiöse Projekte organisiert hat und so kam es, dass am Nachtkastl immer sowohl Bibel als auch Koran als auch die Vedischen Schriften als auch…you name it…zur Lektüre bereitlagen.

Und dann, wie so oft, kam eins zum Anderen:

Westasien, sagt Michael Dreyer: Westasien sollte eigentlich diese Gegend heißen, aber das sagt natürlich keiner, sondern vielmehr: Naher Osten, oder eben: Morgenland.

Wie wäre es denn, so spintisierte Dreyer immer und immer wieder, wenn gerade ein Deutscher mit diesem schweren Gepäck zweier Weltkriege, gerade in einer Stadt wie Osnabrück ein Zeichen setzte? Nicht bloss eine Kerze entzünden zur Weihnacht mit dem Friedenslicht aus Bethlehem, nicht einfach nur Handzettel mit frommen Sprüchen an der Uni verteilen, nein: Musikanten, Maler, Tänzer, Künstler aus eben diesem Morgenland nach Osnabrück einladen und zwar aus dem ganzen großen Morgenland. Das bedeutet aber auch, dass Musiker aus Armenien und der Türkei, aus Kurdistan und dem Irak, aus Uigurien und China miteinander sprechen, miteinander musizieren. Das schreibt sich jetzt so einfach dahin, und ist unterm Strich auch ganz einfach. Nur: das müssten endlich auch mal die Politiker kapieren, aber die haben ja gar keine Zeit für Musik. Schade eigentlich.

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