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Reger-Konzert im Pfalzbau Ludwigshafen. Foto: Michael Kube

Reger-Konzert im Pfalzbau Ludwigshafen. Foto: Michael Kube

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Triumphzug! Reger-Raritäten in Ludwigshafen

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Obwohl Max Regers 150. Geburtstag in diesem Jahr bereits mit zahlreichen Konzerten gefeiert wurde, gab es doch nur wenige Aufführungen, bei denen auch einmal die weithin unbekannten Seiten dieses gewichtigen Komponisten Berücksichtigung fanden. Für wahre Regerianer (und natürlich auch für solche, die es werden wollen) war daher der chorsinfonische Abend am vergangenen Samstag im Pfalzbau Ludwigshafen ein angenehmer Pflichttermin.

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Tatsächlich ist es abseits der runden Feiertage um Reger und seine Musik recht still geworden. Natürlich lässt sich seine Orgelmusik nicht aus dem Repertoire wegdenken (wobei die „choralfreien“ kleineren Stücke noch immer kaum Beachtung finden), auch das Klarinettenquintett op. 146 hat zuletzt und zurecht viel Gehör gefunden (gleich mehrere Einspielungen sind verfügbar). Doch was ist mit all den Liedern und Chören, den Klavierstücken, der Klavierkammermusik und den großen Orchesterwerken abseits der Mozart-Variationen? Und den chorsinfonischen Partituren, die Reger als „Werke großen Styls“ bezeichnete? Man denke nur an den monumental vertonten 100. Psalm, für dessen Uraufführung Reger scherzhaft wünschte, das Publikum möge am Ende „als Relief an der Wand kleben“.

Auch heute noch stellen diese Kompositionen die Interpreten vor vielfältige Herausforderungen: Einerseits verlangen die Partituren eine geradezu bebende Klangmächtigkeit, andererseits versah Reger die Stimmen mit einer differenzierten Phrasierung und Dynamik, die nach Durchhörbarkeit verlangt – die technischen und stimmlichen Schwierigkeiten einmal beiseite gelassen.

Von dieser Problematik war auch etwas im aktuellen Konzert zu spüren, das vier Werke unter dem Titel „Hymnische Stimmen“ vereinte. Als nachteilig erwies sich zum einen die schwierige, etwas topfige Akustik im Konzertsaal, zumal ohne Erhöhung im Parkett, so dass das Tutti ungefährlich über einen hinwegfegen konnte; des weiteren die Aufstellung der Mitwirkenden: Nicht nur in der Hymne an den Gesang op. 21 – von Reger im jugendlichen Eifer viel zu dicht und kompakt instrumentiert –, sondern auch in den eröffnenden Sieben Gesängen, die Andreas N. Tarkmann für Männerchor und Klavier arrangiert hat. Ohne Umbaupause waren Flügel, Chor und Dirigent zur allseitigen Distanz gezwungen.

Alle weiteren dargebotenen Werke stammen aus Regers fruchtbarer Zeit als Meininger Hofkapellmeister und sind wahre Schätze: die schwebende Weihe der Nacht op. 119, das aus dem Dunkel aufsteigende An die Hoffnung op. 124 für Alt und Orchester (Marie Henriette Reinhold mit herrlich gedecktem Timbre) – und schließlich der mächtige, etwas plakative, aber eindrucksvolle Römische Triumphgesang op. 126 für Männerchor und Orchester. Was Tristan Meister hier mit seinen mehrfach preisgekrönten Mannen vom Ensemble Vocapella Limburg und der Vox Quadrata einstudiert hatte, ließ in Kombination mit der in den Streichern reduziert besetzten Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz den saftigen Klang einer längst vergangenen Epoche lebendig werden, auch wenn ich mir gerade in den dynamisch zurückgenommenen Partien noch mehr Farbwechsel und Leuchten gewünscht hätte. – Nach zwei Reger-Produktionen mit Kompositionen für Männerchor (2016/17 bei Rondeau erschienen) sollen nun bald die chorsinfonischen Werke folgen. Die Mikrophone waren von der vorausgegangenen Produktion jedenfalls noch nicht abgebaut …

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