„Es ist nie genug“ – so begann die nverlesene Jubiläumsrede von Henk Heuvelman, dem Direktor der Gaudeamusstiftung. Er betonte den regen – auch internationalen – Austausch zwischen Publikum, Musikern und Komponisten, dem in Lüneburg nun seit 25 Jahre Raum gegeben wird. Er ermunterte die Veranstalter, die Flinte nicht ins Korn zu werfen und sich von all den Schwierigkeiten, die die Neue Musik immer wieder, auch im Kontext kulturpolitischer Diskussionen hat, nicht entmutigen zu lassen. Und er weiß, dass sich die Mühe jedes Mal wieder lohnt. Auch dieses Jahr bot das Lüneburger Festival eine Vielzahl von interessanten, neuen Eindrücken und Anregungen: zum Hören, Spielen und Komponieren gleichermaßen. Wie auch in den vergangenen Jahren umfassten die einzelnen Konzerte ein breites Spektrum musikalischer Stile, Formen und Techniken.
Eine Jubiläumsveranstaltung: 25 Jahre Neue Musik in Lüneburg. Es erschienen zur Eröffnung des Festivals: Musiker und interessiertes Publikum. Es fehlten: Vertreter der Stadt, der offiziellen Veranstalterin des Festivals. Ein Menetekel für den Umgang mit einer nicht quotenorientierten aktuellen Kunst? Spontan richtete Frau Edda Ulrich, die Vorsitzende des Rates der Stadt Lüneburg einige Grußworte an das Publikum. Sie war eigentlich rein aus Interesse und als Privatperson gekommen. Warum gab es nicht einmal eine Absage des Bürgermeisters? Das Festival ist musikalisch auf sehr hohem Niveau und international bekannt, der Leiter Helmut W. Erdmann und sein Mitarbeiter Claus-Dieter Meier-Kybranz äußerst engagiert – und zwar nicht nur im Bereich der Organisation. Die Bestrebung, Neue Musik auch solchen Hörern darzubieten, die nicht zu den Kennern der Szene gehören, ist für die Veranstalter maßgeblicher Bestandteil des Festivals- und Arbeitskonzepts. Einführende Worte zu einzelnen Werken zählen ebenso dazu wie Anregungen zu einem anderen, bisher ungewohnten Hören von Musik und Klängen. „Es ist nie genug“ – so begann die verlesene Jubiläumsrede von Henk Heuvelman, dem Direktor der Gaudeamusstiftung. Er betonte den regen – auch internationalen – Austausch zwischen Publikum, Musikern und Komponisten, dem in Lüneburg nun seit 25 Jahren Raum gegeben wird. Er ermunterte die Veranstalter, die Flinte nicht ins Korn zu werfen und sich von all den Schwierigkeiten, die die Neue Musik immer wieder, auch im Kontext kulturpolitischer Diskussionen hat, nicht entmutigen zu lassen. Und er weiß, dass sich die Mühe jedes Mal wieder lohnt. Auch dieses Jahr bot das Lüneburger Festival eine Vielzahl von interessanten, neuen Eindrücken und Anregungen: zum Hören, Spielen und Komponieren gleichermaßen. Wie auch in den vergangenen Jahren umfassten die einzelnen Konzerte ein breites Spektrum musikalischer Stile, Formen und Techniken.So gab es Konzertabende die einem einzelnen Soloinstrument gewidmet waren ebenso wie Ensemblekonzerte. Vielfalt könnte ein Motto dieses Festivals gewesen sein. Veränderungen von Instrumentalklängen durch Live-Elektronik standen neben rein instrumentalen Werken. Dass es in beiden Formen von solistischer Literatur immer wieder Neues und Spannendes zu entdecken gibt, zeigten Konzerte von Axel Fries (Percussion & Live-Elektronik) und Helmut W. Erdmann (Flöten & Live-Elektronik). Erstere führte vor, wie verschieden man Percussionsins-trumente verwenden kann und welch unterschiedliche Musik, kraftvoll oder auch ganz fein nuanciert, dabei entstehen kann. Helmut W. Erdmann faszinierte das Publikum wie schon des öfteren mit Klängen, Geräuschen und Obertönen seines „Flötenquintetts“. Renommierte Ensembles wie Musica Viva und european wind (welche Werke von Karlheinz Stockhausen spielten) waren ebenso zu hören, wie junge Ensembles aus Lüneburg und Hamburg. Besondere Erwähnung verdienen die Konzerte der Sängerin Frances M. Lynch und des Flötisten Jos Zwaanenburg. Beide arbeiten mit verschiedenen Live-elektronischen Techniken, mit Tonbandzuspielungen und differenzierten Spiel- oder Singtechniken. Jos Zwaanenburg spielte unter anderem Uraufführungen von Werken junger Komponisten. Sie entstanden in enger Zusammenarbeit mit den Interpreten und reichten von abstrakter und dichter Gedichtvertonung unter Einbeziehung differenzierter Spieltechniken (Sascha Lemke) bis hin zu computerverarbeiteten Flötenklängen (Claus-Dieter Meier-Kybranz) und einer komplexen Kombination von computersteuernden Flötenklängen und interessanter Live-Elektronik (Oliver Frei). Einen weiteren Höhepunkt des Festivals stellen die abendlichen Nachtkonzerte dar, in denen neue elektronische Werke nicht nur aus Lüneburg und Hamburg, sondern auch aus weltbekannten europäischen Studios vorgestellt werden. Den Abschluss nach einer Woche Neuer Musik bildete die Uraufführung des Lutheroratoriums von Helmut W. Erdmann.Das abendfüllende Werk, Reflexionen für Solisten, Chor, Orgel, Instrumentalensemble, Solo-Schlagzeug, Solo-Flöte und Live-Elektronik entstand in Zusammenarbeit mit der Hanns-Lilje-Stiftung und der Nicolaikirche Lüneburg. In dieser Komposition verarbeitet Erdmann alte, der Vesperordnung folgende Choräle und mischt sie mit neuen Klängen dieses Jahrhunderts. Dabei entstehen verschiedene musikalische Ebenen zwischen Alt und Neu. Die jahrhundertealte Tradition der Oratorienkomposition wird erneuert durch die erstmalige Verarbeitung des Lutherstoffes. Der Idee eines umfassenden Werkes folgend, wird Luther nicht nur als Theologe, sondern auch als Mensch dargestellt; mit ihm zusammen (und nicht nur im Hintergrund) steht dabei seine Frau Katharina von Boa. Texte von und über Luther werden verlesen und in Choräle eingebettet. Durch die Konzeption des Werkes als Raumkomposition wird das Publikum dabei ganz in das Werk hineingezogen. Die einzelnen Musiker sind im Raum verteilt und erfüllen die gesamte Kirche mit Klang.
25 Jahre Neue Musik in Lüneburg – das ist eine Gelegenheit, nicht nur über das Festival, sondern vor allem auch über die Arbeit in Lüneburg zu berichten. Das alljährliche Herbstfestival wird organisiert vom Fortbildungszentrum „Neue Musik Lüneburg“ und ist in ein vielfältiges musikalisches Angebot eingebettet. Zu den Hauptaufgaben des Zentrums gehören neben der Festivalorganisation auch die Organisation und Durchführung von Studienwochen, Wochenendworkshops, regelmäßigen Konzerten, sowie von Seminaren an der Musikhochschule Hamburg und den Universitäten Lüneburg und Göttingen. Diese Veranstaltungen richten sich an Komponisten, Musiker, Musikwissenschaftler und Pädagogen, aber auch an interessierte Laien. Kenntnisse und Erfahrungen mit neuer Musik und elektronischen Medien können vertieft und praktisch umgesetzt – oder aber auch ganz neu erworben – werden. Der „Neuling“ auf diesem Gebiet findet erleichterten Zugang zu Neuer Musik, indem sich die Arbeit in den Workshops nicht nur auf das Hören von Musik beschränkt. Die Hörerfahrungen können durch praktische Arbeit mit den Geräten aktiv handelnd ergänzt werden. Damit werden neue Zugänge zu den bisher ungewohnten Klängen geschaffen.
Im Fortbildungszentrum stehen interessierte Laien und Profis sowohl ein analoges als auch ein digitales Studio zur Verfügung, an dem die Teilnehmer der Workshops, Seminare und der Studienwoche mit Unterstützung und unter Anleitung arbeiten können. Die Studienwoche schafft weiterhin die Gelegenheit der Zusammenarbeit mit Gastdozenten – Komponisten und auch Musikern. Wissenschaftliche Vorträge und Komponistenporträts sowie Konzerte ergänzen das Angebot. Und nicht zuletzt: Im Laufe der Jahre hat das Fortbildungszentrum Neue Musik Lüneburg eine intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen entwickelt (unter anderem mit den Jeunesses Musicales, mit der European Conference of Promoters of New Music und der Stiftung Gaudeamus.)
Es stellt also einen wichtigen Knoten im europäischen Netzwerk der Arbeit mit Neuer Musik dar. Innerhalb zahlreicher Aktivitäten des Fortbildungszentrums Neue Musik in Lüneburg war das diesjährige Herbstfestival wieder einmal ein spannender und erfolgreicher Höhepunkt. Es bleibt zu hoffen, dass auch in den kommenden Jahren die Möglichkeit besteht, diese wichtige Arbeit fortzusetzen.