Hauptbild
Unser Beethoven. Montage: Hufner
Unser Beethoven. Montage: Hufner
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Unser Beethoven?

Untertitel
Uraufführungen 2019/02
Publikationsdatum
Body

Nun ist das große Jubiläum endlich da. Die Werke des vor 250 Jahren in Bonn geborenen Komponisten werden heute zwar ohnehin weltweit gespielt, aber im jetzt angelaufenen Festjahr erst recht. Die Geburtsstadt und das Rheinland werden von der Beethoven Jubiläums GmbH BTHVN2020 mit rund dreihundert Veranstaltungen geradezu überschwemmt. Es gibt Konzerte, Filme, Installationen, Symposien, Rundgänge, Ausstellungen, Feuerwerke, Events, Performances, Vermittlungsprojekte und auch einige Uraufführungen.

Wie, womit und wofür Beethoven gefeiert wird, sagt dabei vermutlich mehr über unsere eigene Gegenwart und Gesellschaft als über den Jubilar selbst. Dass dies so ist, lehrt ein Blick auf die vergangenen Beethoven-Jubiläen, deren Beethoven-Bilder sich schon 1920, 1927 und 1970 in einer Fülle an Texten und Kompositionen niederschlugen. 1920 sah beispielsweise der gerade 24-jährige Pianist und Komponist Eduard Erdmann – durchaus zeittypisch – in den kompositorischen Persönlichkeitsäußerungen von Beethovens Leiden, Ringen, Überwinden und Entsagen den „Anfang des bewussten Individualismus in der Musik“. Doch dieser von Schönberg zum Expressionismus übersteigerten „Ich-Musik“ setzte der junge Künstler zugleich die Idee einer neusachlichen und betont antiromantischen „Es-Musik“ entgegen. An die Stelle des Persönlichkeitskults und „Ballasts von allzumenschlichen Gefühlen“ sollte jetzt ein hörbar gemachtes „Erformen des musikalischen Stoffes“ treten. Ähnlich äußerten sich 1927 Kurt Weill, Hanns Eisler und andere. Und was ist unser heutiges Beethoven-Bild? Vielleicht erhellen es einige aktuelle Kompositionen, die in Bezug auf den Jubilar entstanden.

Am laufenden Band zu Uraufführungen gelangen bereits seit 2013 neue, auf Beethoven bezogene Klavierstücke im Rahmen des Kompositions-, Konzert- und Editionsprojekts „250 piano pieces for Beethoven“ der Bonner Pianistin Susanne Kessel, die allein im Februar fünf Konzerte mit Werken aus dieser Sammlung gibt. Im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses Bonn wird am 9. Februar ein Streichsextett von Olli Mustonen uraufgeführt, dessen Anklänge an G-Dur, Rezitativ, Cavatina, Variationen und ein „Gefühl von etwas Wichtigem“ sich den späten Streichquartetten Beethovens nahe wähnen. Am selben Abend erklingen bei einer „Beethoven-Séance in der Kölner Philharmonie zwei neue Stücke von Francesco Filidei und Isabel Mundry. Am 11. Februar spielt das Beethovenorchester Bonn erstmalig Manfred Trojahns „Ein Brief: Reflexive Szene“ für Bariton, Streichquartett und Orchester als eine Art Prolog zu Beethovens anschließend aufgeführtem Oratorium „Christus am Ölberge“. Premiere am Theater an der Wien hat am 15. Februar Christian Josts Oper „Egmont“, die wie Beethovens gleichnamige Schauspielmusik auf Goethes Drama basiert und Ausschnitte aus Beethovens berühmtem Brief „An die unsterbliche Geliebte“ enthält. Im fernen Tokio erklingt am 22. Februar erstmalig Jörg Widmanns sechstes Streichquartett „Studie über Beethoven“, das einen neuen Quartettzyklus des Komponisten in „intensiver Auseinandersetzung mit der einzigartigen Quartettkunst Ludwig van Beethovens“ eröffnet. Welche von all diesen Werken werden wohl bei den kommenden Beethoven-Jubiläen 2027 und 2070 noch präsent sein? Und welches Beethoven-Bild werden sie vermitteln?

Weitere Uraufführungen:

05.–9.02.: Festival ECLAT mit 26 Uraufführungen, Theaterhaus Stuttgart
07.02.: Nina Šenk, neues Werk für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, musica viva, Herkulessaal Residenz München
09.02.: Aaron Cassidy, Mary Bellamy, Monty Adkins, neue Kammermusikwerke, Studio Ensemble Musikfabrik Köln
15.02.: Philipp Maintz, neues Klavierstück, Elbphilharmonie Hamburg
28.02.–07.03.: Biennale für aktuelle Musik cresc... mit neun Uraufführungen, Frankfurt am Main/Offenbach

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!