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Uraufführungen 08/11

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Eigenleben nach dem Tod
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Welcher Komponist hätte nicht schon zu Lebzeiten von künstlerischer Vitalität nach dem Tod geträumt? Im Leben verkannt, im Tode endlich entdeckt, gewürdigt, olympisch erhoben und verewigt im Kreise der Musen und anderer prometheischen Kulturbringer. Tatsächlich werden manchem Musikheroen von Anhängern, Schülern und Schüler-Schülern klingende Epitaphe, Monumente, Stelen und Erinnerungstäfelchen errichtet, seien sie nun angemessen oder unangebracht, devot oder anmaßend. Das Wohl oder Wehe der posthum Hofierten steht nicht zur Diskussion, denn die Toten sind geduldig. Die gehuldigten Größen können sich der Hommagen der Kleinen nicht mehr erwehren, mit denen eifersüchtige Verehrer allenfalls ihresgleichen gegen sich aufbringen. Problematisch sind zuweilen auch posthume Uraufführungen von zu Lebzeiten unvollendet gebliebenen oder gar bewusst unterdrückten Werken, nicht zuletzt, weil sich oft nicht mit Bestimmtheit sagen lässt, ob es sich wirklich um Uraufführungen handelt.

So ist von Bernd Alois Zimmermann, der 1970 den Freitod wählte, für den 21. November die Uraufführung eines Streichquartetts in der Kölner Philharmonie annonciert. Am selben Tag bietet der Pariser Salle Pleyel erstmals das von Alexander Warenberg nach der 2. Symphonie arrangierte „Klavierkonzert Nr. 5“ des 1943 verstorbenen Sergej Rachmaninoff. Und am 27. November ist in der Bayerischen Akademie der Künste München erstmals die Suite für neun Instrumente „Zu den Inseln“ des langjährigen Akademie-Mitglieds Frank Michael Beyer zu hören, der im vergangenen April kurz nach seinem 80. Geburtstag verstarb.

Derselben Thematik wegen sei an dieser Stelle bereits auf zwei spätere Uraufführungen verwiesen: Rodion Shchedrins Vertonung von Beethovens Heiligenstädter Testament zum „Symphonischen Fragment für Orchester“ im Münchner Gasteig am 18. Dezember und die vermutete Uraufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys 3. Konzert für Klavier und Orchester e-moll am 10. Januar 2009 in Bad Kissingen. Ein besonderer Fall ist am 21. November die Uraufführung von „Aventure Faust“, einem Musiktheater auf einen Text von Birgit Müller-Wieland nach György Ligetis „Aventures/Nouvelles Aventures“ mit drei Traumszenen von Jan Müller-Wieland frei nach Goethes „Faust“ und Heines „Deutschland.

Ein Wintermärchen“ in der Regie von Cornel Franz. Tatsächlich schrieb Ligeti zu seinen „Aventures“-Vokalwerken von 1963/64 ein aus 56 Szenen bestehendes Libretto, das er selbst jedoch nie szenisch realisierte und vier Jahre vor seinem Tod 2006 mit einer Nachbemerkung versah, in der er nachdrücklich darum bat, von szenischen Fassungen abzusehen, weil alle bisherigen Versuche, das Stück für die Bühne zu adaptieren, es entgegen seiner Absicht mit „tieferem Sinn“ aufgeladen hätten. Ob das ausgerechnet jetzt in der Kombination mit Goethes Weltliteratur und Heines politischer Lyrik in der Reaktorhalle München anders wird, bleibt abzuwarten.

Weitere Uraufführungen

02.11.: Frank Schwemmer, Robin Hood, Komische Oper Berlin
07.11.: Tomi Räisänen, Around the circle für Trio, Gemeinnützige Gesellschaft Lübeck
08.11.: Jürg Baur, Kontrabass-Konzert, Theater Marl
17.11.: Friedrich Cerha, Fünf Sätze für Klaviertrio, Wien Modern Konzerthaus
22.11.: Dieter Mack, Michael Ranta und Reso Kiknadse, Musikalische Gezeiten, St. Petri Lübeck
22.11.: Philipp Maintz, Tourbillon für Klaviertrio, ensembl[:E:]uropa WDR Köln
26.11.: Ipke Starke, Interviews, Gewandhaus Leipzig
27.11.: Anders Hillborg, Oboe concerto, Liederhalle Stuttgart
28.11.: Helmut Oehring, Quixote oder Die Porzellanlanze, Festspielhaus Hellerau Dresden
29.11.: Jay Schwartz, Music for Voices and Orchestra, Stuttgart
28.11.: Valerio Sannicandro, Beweise über die Abwesenheit der Seele, Philharmonisches Orchester Cottbus

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