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Uraufführungen 12/2008

Untertitel
100 Jahre Neue Musik
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Man stelle sich vor, der 1791 kaum 35-jährig verstorbene Mozart wäre hundert Jahre alt geworden. Wie hätte er 1856 komponiert, nach Beethoven, Schumann und Mendelssohn als älterer Zeitgenosse Liszts und Wagners? Und wie klänge die Musik des 100-jährigen Schubert, der sich im Jahre 1897 selbst um fast 70, Schumann um gut 40 und Bruckner um ein Jahr überlebt hätte? Wie hätte sich Anton Webern zu seinem hundertsten Geburtstag 1983 inmitten der Vielstimmigkeit der Neuen Musik positioniert? Ebenso spannende Fragen wie müßige Spekulationen. Denn schon Hippokrates wusste: Vita brevis, ars longa – Das Leben ist kurz, die Kunst währet lange.

Indes: Das übliche Verhältnis von Kunst und Leben verschiebt sich bei Elliott Carter. Der europäischste aller US-amerikanischen Komponisten ist so alt wie die Neue Musik selbst und erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit. Als er am 11. Dezember 1908 in New York das Licht der Welt erblickte, wurde gerade in Wien mit Schönbergs zweitem Streichquartett eine neue Epoche der Musikgeschichte aufgestoßen. Ein volles Jahrhundert später ist Carter mit gleich vier Uraufführungen der unangefochtene „Splendid Composer of the Month“.

Am 2. Dezember spielt in Boston/USA ein Schlagzeugensemble erstmals seine vom Titel her Arvo-Pärtianisch anmutende „Tintinnabulation“. Am 4. Dezember folgt an gleicher Stelle die Uraufführung der „Interventions“ für Klavier und Orchester. Und während man in New York den dienstältesten Altmeister am 12. Dezember mit der World Premier seines „Duettino“ für Violine und Violoncello feiert, ist am 16. Dezember im Londoner Barbican-Center die Uraufführung seines Orchesterwerks „Wind Rose“ zu erleben. Im Rahmen von Carter-Jubiläumskonzerten finden sich zuweilen auch Uraufführungen anderer Komponisten. So spielt die Altflötistin des Het Nieuw Ensemble aus Amsterdam bei einem Konzert der WDR-Reihe „Ensembl[:E:]uropa“ neben Ensemble- und Kammermusikwerken Carters auch die Uraufführung „Next aus: Wunderblock“ von Robert HP Platz.

Aber auch Halbe- und Vierteljahrhunderte geben Anlass zum Feiern. Am 7. Dezember begeht die Zeitschrift für Neue Musik „MusikTexte“ ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Konzertporträt von Younghi Pagh-Paan und der Uraufführung eines Stücks ihrer Schülerin Jamilia Jazylbekova im Belgischen Haus in Köln. Vielleicht wird man im Jahre 2067 auch den hundertsten Geburtstag von Rebecca Saunders begehen, deren „Stirring Still II“ für sechs Instrumente am 9. Dezember im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei Premiere hat. Wer weiß!

Weitere Uraufführungen

06.12.: Marc-Aurel Floros, Adrianas Fall, Oper Köln
15.12.: Christina Fuchs, Neues Werk für das Cologne Contemporary Jazz Orchestra, Stadtgarten Köln
21.12.: Andrea Lorenzo Scartazzini, Nachttief und Mond für Countertenor und Violoncello, Maison 44 Basel
09.01.: Enno Poppe/Wolfgang Heiniger, Neues Ensemblewerk, WDR-Funkhaus Köln
13.01.: Stefan Heucke, Konzert für vier Celli, Klavier und Orchester, Konzerthaus Solingen
14.01.: Michael Beil, Schwarzweiß für Ensemble, Konzerthaus Berlin
18.01.: Torsten Encke, Das atheistische Krokodil, Staatsoper Hannover
18.01.: Wolfgang Rihm, 11. Streichquartett, Philharmonie Essen
24.01.: Jay Schwartz, Music for Chamber Ensemble II, WDR-Funkhaus Köln

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