Lange bevor das Gespenst der Globalisierung die Runde machte, hatte Walter Zimmermann mit der „Lokalen Musik“ seiner 1980 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführten „Ländler-Topografien“ darauf hingewiesen, dass die Bedingungen, unter denen Musik erdacht, aufgeführt und gehört wird, von Land zu Land verschieden sind, manchmal sogar von Region zu Region oder von Ort zu Ort.
Angesichts der zunehmenden Internationalisierung aller Bereiche des Musiklebens wendete er seinen Blick auf die zuweilen kaum weniger fremde kleine Nische. Ähnlich dem späteren Motto „Think global, act local!“ entdeckte er für sich die Volkstänze seiner fränkischen Heimat.
Weit zahlreicher indes sind die Komponisten, die heute zwischen verschiedenen Kontinenten und Kulturen wandern. Ihre multi-, inter- oder transkulturelle Musik zeigt sehr unterschiedliche Verhältnisse von Eigenem und Anderem, von exotistischer Zitation oder bloßer Addition über gezielte Kombination bis zu wechselseitiger Durchdringung.
Das Festival Neue Musik Stuttgart Eclat präsentiert vom 4. bis 8. Februar unter dem Obertitel „Visiones – Ficciones“ drei neue a-cappella-Musiktheaterwerke von Elena Mendoza López, Michael Hirsch und José-María Sánchez-Verdú auf spanische Textvorlagen.
Ferner zu erleben sind Uraufführungen von Verena Joos und Reinhard Karger, El Negro Bembón, Bernd Richard Deutsch und Matthias Pintscher, der in seinem neuen Chorwerk „She cholat ahavah ani“ Texte des altjüdischen Shir Hashirim vertonte, während Johannes Kretz die Hörer mit seinem „KlangLogBuch“ in fünf Sätzen durch alle Erdteile dieser Welt lotst.
Die Reihe „Musica viva“ des Bayerischen Rundfunks bietet am 6. Februar im Herkulessaal der Münchner Residenz Uraufführungen von Carlos Verhoff sowie der koreanisch-deutschen Komponistin Younghi Pagh-Paan und ihres ehemaligen Schülers, des in Berlin lebenden israelisch-palestinensischen Komponisten Samir Odeh-Tamimi.
Die Reihe „das neue Werk“ des Hamburger NDR bringt am 21. und 22. Februar im Rolf-Liebermann-Studio Uraufführungen von Eunyoung Kim, Manfred Stahnke und der Gesamtfassung der „Fünf Tore“ von Peter Michael Hamel, der sich seit den 1970er-Jahren mit ostasiatischer und zumal indischer Musik auseinandersetzt.
Die Reihe „Ensembl[:E:]uropa“ des WDR Köln präsentiert seit drei Jahren europäische Spezialistenensembles der Neuen Musik mit ihren jeweiligen nationalen Traditionen und Vorlieben. Im 17. Reihenkonzert am 28. Februar spielt das Caput Ensemble aus Reykjavik neben Werken isländischer Komponisten auch Uraufführungen von Atli Ingolfsson und Günter Steinke.
Weitere Uraufführungen
01.02.: Sebastian Claren, Hannes Galette Seidl, Malika Kishino, neue Werke, Festival Ultraschall, Sendesäle des rbb Berlin
01.02.: Frank Zabel, Trio für Oboe, Fagott, Klavier, Aalto-Theater Essen
03.–05.02.: Neue Werke von Komposition- und Medienkunststudierenden der Hochschule für Musik Köln und der Kunsthochschule für Medien Köln
12.02.: Márton Illés, neue Werke, Pinakothek der Moderne München
12. bzw. 26.02.: Friedrich Cerha, Serenade, Festspielhaus St. Pölten, und Konzert für Schlagzeug und Orchester, Gewandhaus Leipzig
20.02.: Johannes Maria Staud, Musik für Violoncello und Orchester, Konzerthaus Berlin
26.02.: Stefan Thomas, neues Werk für Klaviere, Harfen und Schlagzeug, Tonhalle Düsseldorf
27.02.: Isabel Mundry, Gefächerter Ort, Je est un autre, WDR-Funkhaus Köln