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Uraufführungen 2012/04

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Predigen durch Musik?
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Den Auftakt zur Reformation und der daraus folgenden Kirchenspaltung gab 1517 Doktor Martin Luthers Anschlag von 95 Thesen an die Türe der Wittenberger Schlosskirche. Das ist lange her – und bestimmt dennoch nach wie vor weltweit das Gemeindeleben zahlloser Christen in evangelischen Landes- und Freikirchen sowie die Ökumene von Protestanten und Katholiken. Auf dem Weg zum großen Reformationsjubiläum 2017 rief die Evangelische Kirche in Deutschland bereits 2007 ein „Lutherjahrzehnt“ aus, bei dem man sich zur Vorbereitung auf die Fünfhundertjahrfeier jedes Jahr einem anderen Reformationsthema widmet.

2012 geht es in allen Gemeinden und Landeskirchen um das Thema „Reformation und Musik“. Tatsächlich ist der Stellenwert, welcher der Musik im Protestantismus damals wie heute zukommt, kaum zu unterschätzen, vertrat doch schon Luther die Auffassung: „So predigt Gott das Evangelium auch durch die Musik.“ Wie göttliche Offenbarung musikalisch zu wirken vermag, ergründen die evangelischen Kirchen anhand ihrer 500-jährigen Kirchenmusiktradition ebenso wie mittels neuer Lieder und Werke, „die in der Sprache und mit den Tönen der Gegenwart von Gottes Heilshandeln an den Menschen und von menschlichem Glauben, Hoffen und Lieben erzählen“, wie Nikolaus Schneider, der EKD-Ratsvorsitzende, in der jüngsten Ausgabe des evangelischen Magazins „chrismon“ schrieb.

Doch von den vielen musikalischen Aktivitäten innerhalb der Kirchen und des Gemeindelebens dürfte trotz ausgerufenen Musikjahres wenig in die Öffentlichkeit dringen. Das liegt zum einen an der oft nur lokalen Ausstrahlung der einzelnen Projekte und ihrer praktischen Einbindung in den Gottesdienst. Zum anderen steht dem auch die übliche Unterscheidung zwischen Gebrauchs- und Kunstmusik im Wege, die zumeist mit einer Abwertung der Ersteren verbunden ist. Indes interessieren sich auch außerhalb der Kirchen zeitgenössische Komponisten für geistliche Themen und schreiben sogar Kantaten, Oratorien, Messen. Am 15. April ist im Berliner Konzerthaus die Uraufführung des „Requiem“ von Harald Weiss auf Texte der lateinischen Totenmesse sowie von Eichendorff und Hesse zu erleben. Religiösen Fragen widmet sich dieses Jahr auch das „Forum neuer Musik“ des Deutschlandfunks Köln.

Unter dem Motto „Komponieren als Dialog mit Gott“ präsentiert man vom 20. bis 22. April in insgesamt sechs Konzerten Uraufführungen von Brice Pauset, Georg Katzer, Lisa Streich, Jin-Ah Ahn, Dan Dediu, Diana Rotaru und Horia Surianu, auch mit Sängern der griechisch-orthodoxen Metropolitan-Kirche Agia Trias. Hinzu kommen ein Podiumsgespräch und ein Symposion zum Wechselverhältnis von Spiritualität und Kreativität, gemeinsam veranstaltet vom Allgemeinen Cäcilienverband, der Rheinischen Landeskirche und dem Erzbistum Köln an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz.

Weitere Uraufführungen

  • 06.04.: Isabel Mundry, Depuis le jour für das Ensemble Resonanz, Festival Ostertöne Hamburg
  • 13.04.: Jörg Widmann, Teufel Amor, Konzerthaus Wien
  • 13.04.: Ludger Vollmer, Jugendoper Border nach Euripides, Palladium Köln
  • 16.04.: Mark Andre und Jakub Sarwas, neue Werke für das Ensemble Modern, Alte Oper Frankfurt
  • 17.04.: Markus Lehmann-Horn, Woyzeck 2.0 – Traumfalle, Kammeroper Wien
  • 18.04.: Manfred Trojahn, Liederzyklus Abendröte auf Texte von Friedrich Schlegel, Belgisches Haus Köln
  • 27.–29.04.: Wittener Tage für neue Kammermusik mit Novitäten von Abrahamsen, Steen-Andersen, Bauckholt, Muntendorf, Andre, Walter Zimmermann, Scelsi, Nunes, Klaus Lang, Ospald, Lanza, Barden u.a.

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