Die Sportgroßveranstaltungen, die wochenlang die Aufmerksamkeit eines Millionen- oder gar Milliardenpublikums okkupierten, sind vorbei, aus aller Welt machen sich Urlauber auf den Heimweg und haben wieder Raum, Zeit und offene Ohren für Musik. Und der September mausert sich zum heißesten Monat für Musikfestivals.
Den Anfang macht die Internationale Gaudeamus Musikwoche in Amsterdam vom 1. bis zum 7. September mit Aufführungen von 13 ausgewählten Wettbewerbsstücken, Klanginstallationen und 20 Novitäten. Vom 4. bis 9. September folgt das Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft „Ars Electronica“ in Linz an der Donau mit dem Thema „Wenn Eigentum an seine Grenzen stößt“. Das Musikfest Berlin bietet zwischen dem 4. und 21. September neben Werken der Jubilare Olivier Messiaen und Karlheinz Stockhausen am 17. September die Uraufführung von Wolfgang Rihms „Concerto Séraphin“. Als eines der 15 von der Kulturstiftung des Bundes geförderten „Netzwerke Neue Musik“ bringt vom 5. bis 7. September „Musik 21 Niedersachsen“ in Lüchow Uraufführungen unter anderem von Juliane Klein und Gijsbrecht Royé.
Nachdem bei den Musiktagen Mondsee im Salzkammergut am 6. September von Wilhelm Killmayer ein neues Werk für Klarinette und Cello zu hören ist, finden vom 6. bis 21. September zwei Gebirgsketten weiter die Tiroler Klangspuren in Schwaz, Wattens, Hall und Innsbruck statt, mit knapp zwanzig Uraufführungen und Schwerpunkten auf der Musik von Rebecca Saunders, Chaya Czernowin, Bernhard Gander und Samir Odeh-Tamimi. Beim Lucerne-Festival wird am 7. September zum ersten Mal Brett Deans „Polysomnography“ für Klavier und Ensemble gespielt. Beim Beethovenfest Bonn erstmals zu erleben ist am 6. September in St. Evergislus in Bornheim-Brenig Manuel Hidalgos Bearbeitung des Scherzos aus Beethovens 9. Symphonie für die Neuen Vocalsolisten Stuttgart, am 7. September José Maria Sánchez-Verdús neues Bläserquintett „Hekkan I“ und am 20. September in der Bonner Beethovenhalle Kuzma Bodrovs Capriccio für Violine und Orchester. Zum Abschluss des Fests spielen am 28. September die Bamberger Symphoniker unter Leitung von Jonathan Nott die Premiere von Wolfgang Rihms „Verwandlung 4“.
Ein Musikfestival der eigenen Art ist die Kölner Musiknacht, die am 20. September zum vierten Mal einhundert Kurzprogramme verschiedener Stile und Sparten als riesiges Wandelkonzert an 25 Spielstätten der Kölner Innenstadt bietet. Dabei legt die freie Musikszene Kölns erstmalig einen programmatischen Fokus auf neue Musik, der sich besonders auf zwei Spielstätten konzentriert, auf die Kunst-Station Sankt Peter und das Museum für Angewandte Kunst, wo das Kölner Netzwerk Neue Musik „ON“ Uraufführungen von Christoph Maria Wagner und Friedrich Jaecker präsentiert. Am selben Tag veranstaltet der Hessische Rundfunk im Verbund mit der Deutschen Gesellschaft für Elektroakustische Musik und der Stadt Limburg in der dortigen Stadthalle das neue Festival „on/off Limburg“.
Weitere Uraufführungen
11.9.: Rodion Schtschedrin, Lyrische Szenen für Streichquartett, Prinzregententheater München
12.9.: Adriana Hölszky, Gitter für Fagott, ARD-Musikwettbewerb München
13.9.: Matthias Ockert, Primum mobile für Stimme, Instrumente und Elektronik, ZKM Karlsruhe
14.9.: Thomas Larcher, Böhmen liegt am Meer, Kölner Philharmonie
19.9.: Yasuko Yamaguchi, Die lebenden Spuren für Ensemble, Tonhalle Düsseldorf
20.9.: Wolfgang Motz, San Michele für 12 Solostimmen, Altes Hallenbad Heidelberg
25.9.: Jörg Widmann, Etüde V für Violine, Violinwettbewerb „Ton und Erklärung“ im Gasteig München
26.9.: Christina Fuchs, vierteilige Suite, Alte Feuerwache Köln
Siegfried Thiele, Evangelien-Vesper, Frauenkirche Dresden