Hauptrubrik
Banner Full-Size

Uraufführungen - Musik-Termine

Untertitel
Zwischen Hecheln und Hinken
Publikationsdatum
Body

Es gibt Künstlerfiguren, deren neue Werke beim Publikum ein überdurchschnittliches Interesse, eine besonders große Neugier wecken. Zum (einen) Beispiel György Ligeti: Er ist längst zur Ikone der letzten hundert Jahre Musikgeschichte geworden, und nimmt sich in seinen späten Jahren das gute Recht heraus, sich mit Neuem sehr viel Zeit zu lassen. Von einem dritten Streichquartett ist schon länger die Rede, jüngst auch von einem Hornkonzert, und man wünscht sich natürlich sehr, beides bald zu erleben. Über das Stadium der Vorfreude hinaus gelangt man nun am 10.11. im Arsenal in Metz: Dort erlebt Ligetis „Sippal, Dobbal, Nádimegedüvel“ nach Texten von Sándor Weöres für Mezzosopran und vier Schlagzeuger seine Uraufführung.

Zum (anderen) Beispiel Adriana Hölszky: Kaum jemand, der in steter Regelmäßigkeit mit neuen Musiktheaterwerken so große Erfolge feiern konnte wie sie. Entsprechend gespannt ist man auf den 17. November 2000, wenn am Stuttgarter „Opernhaus des Jahres“ Hölszkys neue Oper in 13 Bildern Premiere hat: „Giuseppe e Sylvia“ – dito Verdi und Plath: Komponist und Autorin treffen hier vor dem Hintergrund eines „irrealen Filmdrehs mit Toten“ aufeinander. Wie gewohnt fernab von aller Literaturoper gestaltet Hölszky nach eigener Auskunft auch in „Giu-seppe e Sylvia“ verschachtelte musiktheatralische Räume, bevorzugt mittels filmischer Techniken.

Es gibt neben jenen Erfolgreichen aber auch solche Figuren, deren (sämtliche!) Novitäten niemals so richtig angekommen sind im öffentlichen Bewußtsein, und zwar ganz und gar unverdient. Hier hinkt das Interesse und die Neugier sozusagen um Jahrzehnte hinterher. Im Falle des Berliners/New Yorkers Stefan Wolpe (1902–1972) ist das die noch andauernde (!) Folge diktatorischer Gewalt. Fluchtartig musste er 1933 Deutschland verlassen. Auf seiner Odyssee durch halb Europa suchte er im Herbst 1933 Anton Webern in Wien auf, möglicherweise um mit dessen Unterricht im Kompositorischen den Halt zu finden, den er sonst entbehren musste. So wandte sich der zwischenzeitlich zum Agitprop-Musiker gewandelte Wolpe wieder verstärkt der Kunstmusik zu, setzte sich stark mit J.S. Bach auseinander und komponierte mehrere Passacaglien, wie etwa in der zweiten der Zwei Studien für großes Orchester, die er sozusagen als Hausaufgabe für zwei Violinen und Klavier arrangierte. Uraufgeführt werden diese Studien erst heute, nämlich am 17.11. während des viertägigen Stefan Wolpe Festivals & Symposiums in Freiburg. Damit ist wieder einer der inzwischen vielen kleinen Schritte unternommen, um diesem Komponisten hier zu Lande angemessene Anerkennung zu verschaffen.

Weitere Uraufführungen/Termine

3.11.: Tomas Marco: (S)otto voce(i) für Vokalensemble; Franco Oppo: Tetrafonie für 12 Stimmen, Musik der Jahrhunderte, Stuttgart

04.11.: : Spirit weapons für Bass- und Kontrabassklarinette, 3 Schlagzeuger und Violoncello, Paris

7.11.: Mauricio Kagel: Entführung im Konzertsaal. Musikalischer Bericht eines Vorfalls für Tenor, gem. Chor und Instrumente, Concertgebouw Amsterdam

7.11.: Caroline Wilkins: Soundings in Fathoms für Kammerensemble, Düsseldorf

8.11.: Beat Furrer: Neues Werk für Stimme und Flöte, Klangspuren München

8.11.: Salvatore Sciarrino: Il clima dopo Harry Partch für Klavier und Orchester, Festival d’Automne Paris, Bamberger Symphoniker

10.11.: John Casken: God’s Liar, Oper, Théâtre Royal de la Monnaie Brüssel

11.11.: Gerhard Schedl: „a due“ für Violine und Violoncello, Wien

11.11.: Juliane Klein: Keineß für Stimme und Ensemble, Berlin

11.11.: Johannes S. Sistermanns: basalte/environment son plastic für Basalt-Steine, Tonband, blaue Pigmente und dunklen Raum, Festival rendez-vous musique nouvelle, Forbach

12.11.: Matthias Pintscher: vers quelque part... – facon de partir. Version für Frauenstimmen a cappella; Wien modern

12.11.: Dieter Schnebel: Kanonische Veränderungen über „Vom Himmel hoch“ für gemischten Chor, Wien Modern

18.11.: Alois Bröder: Sept Variations für Orchester, Kammerphilharmonie Merck, Darmstadt

19.11.2000: Berthold Hummel: Veni Creator Spiritus für Bariton und Orgel, München

19.11.: Jörg Herchet: kantate zum letzten sonntag im kirchenjahr für gemischten Chor, Dresden

23.–26.11.: Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik: Neue Werke für Viola d’amore von A. Cassidy, G. Eckert, K. Omura, K. Essl, G. Knox und G.F. Haas, neue Ensemblewerke von Franck Christoph Yeznikian, Alain Bancquart und Klaus Lang

29.–11.12.: Festival Klang-Aktionen mit Uraufführungen von Erwin Stache, Dror Feiler, Dieter Schnebel, Christian Wolff und Peter Manfred Wolf, München

30.11.2000: Krzysztof Penderecki: Concerto per tre für 3 Violoncelli und Orchester, Tokio

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!