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Carole Wilson, Camilla Nylund, Chor der Hamburgischen Staatsoper. Foto: Monika Rittershaus.
Carole Wilson, Camilla Nylund, Chor der Hamburgischen Staatsoper. Foto: Monika Rittershaus.
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Vielleicht doch Liebe? – „Lady Macbeth von Mzensk“ an der Hamburgischen Staatsoper

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„Die musikalische Leitung dieses ‚Psychothrillers‘ hatte Kent Nagano und obschon man sich so einiges greller, krasser, auch wilder vorstellen kann, erfüllte er doch mit dem Philharmonischen Staatsorchester die außerordentlichen Anforderungen dieser Partitur. Die Inszenierung wuchs von Bild zu Bild und setzte spannende und sogar witzige Akzente,“ findet unsere Kritikerin Ute Schalz-Laurenze.

Dmitri Schostakowitschs 1934 von Stalin geächtete und verbotene Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ erzählt die Geschichte der ungeliebten Kaufmannsgattin Katerina. Von ihrem gewalttätigen Schwiegervater brutalst verfolgt, beginnt sie ein Verhältnis mit dem Arbeiter Sergej, der keinen Rock auslässt. Der Schwiegervater wird mit Rattengift getötet, der zurückkommende Ehemann auch. Die Leiche wird entdeckt und das Liebespaar landet im sibirischen Lager, wo sich Sergej einer anderen Frau zuwendet. Auch die reißt Katerina mit in den Tod. Natürlich gelingt nicht in jeder Inszenierung die Erschütterung, die allein die Geschichte – von Nicolai Leskow 1865 nach einer wahren Begebenheit – hervorrufen würde. So wurde auch nicht so recht klar, auf was die russische Filmregisseurin Angelina Nikonova in ihrer ersten Operninszenierung hinauswollte: so genrehaft harmlos und idyllisch schien das erste Bild am Hof des Kaufmannes Boris Ismailow, in dem immerhin eine Arbeiterin vergewaltigt wird. Symbolisch leuchtet das riesige stehende Doppelbett, das dem Publikum einen Blick von oben erlaubt .

Es symbolisiert Katerinas Sehnsucht nach Liebe und zeigt sie damit wenig als Täterin. Vielmehr als Opfer dieser brutalen Männergesellschaft, als die der Komponist sie auch sah. Die finnische Sängerin Camilla Nylund verlieh der Titelheldin ebenso eine wunderbare Zärtlichkeit – vielleicht gab es doch so etwas wie Liebe? – und eine kraftvolle Entschlossenheit, ihre Langeweile als Gutsherrin und ihren Zustand als sexuelles Opfer ihres Schwiegervaters zu beenden, einen Glücksanspruch einfach durchzusetzen. Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit bittet sie Sergej, sie zu küssen. Das muss schiefgehen. Auch Sergejs attraktives Rollenporträt ist durch Dmitry Golovnin nicht unsympathisch gezeichnet – auch hier vielleicht Liebe? Nikonova deutet es zumindest an. Die Harmlosigkeit des Ersten Bildes verlor sich, die Inszenierung wuchs von Bild zu Bild und setzte spannende und sogar witzige Akzente wie in der satirischen Polizeiversammlung. Das erschütternde Schlussbild zeigte im Hintergrund ein symbolisch doppeldeutiges Eisschollenvideo, in das die beiden Frauen hineinspringen, die eine gestoßen, die andere freiwillig (stimmungsvolle Bühne mit wechselnden Jahreszeiten und Kostüme von Varvara Timofeeva).

Die musikalische Leitung dieses „Psychothrillers“, wie ein Dirigent einmal sagte, hatte Kent Nagano und obschon man sich so einiges greller, krasser, auch wilder vorstellen kann, erfüllte er doch mit dem Philharmonischen Staatsorchester die außerordentlichen Anforderungen dieser Partitur, ein immer wieder unvorhersehbarer Geniestreich nach Schostakowitschs erster Oper „Die Nase“. Auch der von der Regie gut geführte Chor leistete Überragendes und trug erheblich zum Erfolg der Aufführung bei. Was Nikonova genau damit meinte, wenn sie sagte, dass es „ein Verbrechen sei, Kunst mit Politik zu vermischen“, ist nach dieser Inszenierung nicht klar. Eine wie auch immer geartete Aktualisierung war nicht zu sehen, vielleicht sind die Überwachungskameras auf dem Gutshof darunter einzuordnen? Aber gut und spannend, immer mehr unter die Haut gehend ist die Geschichte erzählt und das ist per se schon politisch. Man konnte nicht orten, worauf sich einige Buh-Rufe eindeutig für die Regie bezogen.

  • Die nächsten Aufführungen:  25., 28. und 31.1. um 19.30, am 4. und 8.2. um 19.30.

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