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Von dieser Welt

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Uraufführungen 2014/05
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Schon immer nahmen Komponisten in ihrer Musik Anteil an der Wirklichkeit und waren ihre Stücke selbst Bestandteil der sinnlich erlebbaren Welt. Das gilt auch für Musik, die ausdrücklich dem romantischen Modell der Gegenwelt und dem ästhetischen Autonomieprinzip folgt. Durch musikalische Zitate und Allusionen sind daher Kompositionen gleich in potenzierter Weise mit Welt und Wirklichkeit aufgeladen. Das gilt zumal für neue Musiktheaterwerke über die großen Menschheitsthemen Liebe und Tod, von denen bei der 14. Münchener Biennale für neues Musiktheater vom 7. bis 23. Mai gleich fünf Novitäten uraufgeführt werden.

Die letzte von Intendant Peter Ruzicka verantwortete Ausgabe des internationalen Festivals wird eröffnet mit der Premiere von Marko Nikodijevics „Vivier. Ein Nachtprotokoll“ nach einem Libretto von Gunther Geltinger über die letzte nächtliche Metro-Fahrt des 1983 in Paris von einem Strichjungen bestialisch ermordeten Claude Vivier. Der kanadische Komponist wird hier samt einiger Bühnenfiguren aus seiner Oper „Kopernikus“ selbst zum Gegenstand eines Musiktheaterwerks. Zeit-räumlich schwieriger zu verorten ist Dieter Schnebels dafür umso beziehungsreicheres Kammertheater „Utopien“ für Ensemble und die sechs Stimmen der Neuen Vocalsolisten Stuttgart. Der 83-jährige Altmeister und studierte Theologe beschwört darin die paulinische Trias von Glaube, Hoffnung und Liebe sowie Musik von Schubert, Wagner und Bruckner.

Dem Sehnsuchtstraum von der Überwindung des Todes durch die Macht der Liebe folgt Hèctor Parras Kammeroper „Das geopferte Leben“ nach dem antiken Orpheus-Mythos, allerdings mit vertauschten Rollen. Denn im Libretto von Marie NDiaye kehrt der Mann von den Toten zu Frau und Mutter zurück, die den Gevatter Tod nur durch überwältigende Liebe abschütteln können. Anklänge an die barocke Opernrezeption des Stoffes seit Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ gestaltet der katalanische Komponist nicht zuletzt durch Kombination des auf Neue Musik spezialisierten Ensemble Recherche mit dem auf historische Aufführungspraxis spezialisierten und einen Halbton tiefer intonierten Freiburger Barockorchester. Das Wissen um die eigene Sterblichkeit ist auch Thema von Detlev Glanerts „Die Befristeten“ nach dem gleichnamigen Theaterstück von Elias Canetti. Musik und Wort gehen in dieser „Kreation“ aus Musik und Theater alle möglichen Verbindungen ein, nur nicht die übliche, Worte singen zu lassen. Ferner zur Uraufführung gelangen in München die Oper „Wüstung“ von Samy Moussa und das von Nikolaus Brass als gesteigerter Erinnerungsstrom angelegte Kammermusiktheater „Sommertag“.

Weitere Uraufführungen:

  • 30.04.–11.05.: Acht Brücken – Musik für Köln, neue Werke von Harald Muenz, Christoph Maria Wagner, Niklas Seidl, Paul Hübner, Martin Matalon, José Río-Pareja, Irene Galindo Quero, Minkyu Kim, Erwin Stache, Linna Zhang, Rick Burkhardt, Thierry De Mey
  • 09.05.: Karl Gottfried Brunotte, Telophase II für Orgel, Friedrichsdorf im Taunus
  • 09.–11.05.: Wittener Tage für Neue Kammermusik, neue Werke von Uli Fussenegger, Wolfgang Mitterer, Stefan Prins, Zeynep Gedizlioglu, Franck Bedrossian, Philippe Manoury, Rebecca Saunders, Jagoda Szmytka, Clara Iannotta, Brice Pauset, Steven Daverson, Michael Pelzel, Sylvain Cambreling, Tristan Murail sowie 13 „Gifts & Greetings“ zu 40 Jahre Arditti String Quartet
  • 18.05.: Miroslav Srnka „No Night No Land No Sky“, Kölner Philharmonie
  • 23./24.05.: new talents – biennale cologne. Neue Werke von Ansgar Beste, Matthias Krüger, Myunghoon Park, Francisco Concha Goldschmidt, Katharina Vogt, Tobias Eduard Schick, Neele Hülcker, Miika Hyytiäinen, Sergej Maingardt, Michal Prynda, Eleftherios Veniadis, Kunst-Station Sankt Peter und Kunstmuseum Kolumba

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