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The Indian Queens: Mitglieder des Opernchores Aachen & Extrachores Aachen, Bettina Scheuritzel, Puah Kriener, Evelyn Grünwald, Line Lerho. Foto: Matthias Baus

The Indian Queens: Mitglieder des Opernchores Aachen & Extrachores Aachen, Bettina Scheuritzel, Puah Kriener, Evelyn Grünwald, Line Lerho. Foto: Matthias Baus

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Von Queen zu Queens – Eine postkoloniale Semi-Oper in Aachen

Vorspann / Teaser

„The Indian Queen“ von Henri Purcell blieb unvollendet. Die Semi-Oper – eine spezielle Form der englischen Barockoper, in der gesprochenes Drama mit gesungenen, getanzten und instrumentalen musikalischen Szenen kombiniert wurde – war eines der letzten Werke aus dem Todesjahr des Komponisten. Nun ist sie am Theater Aachen wiederaufgeführt worden, als postkoloniale Semi-Oper mit einem aktualisierten Plot und einer klaren Botschaft – und einem leicht veränderten Titel, denn aus dem originalen „Queen“ wurde „Queens“. Das hängt mit der neuen Handlung zusammen, für die das ecuadorianische Colectivo Yama verantwortlich zeichnet, und die von Carlina Derks Bustamante und Daniel Cremer inszeniert wurde.

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Aus Purcells Stück, das einen fiktiven Konflikt zwischen den hier „Mexikaner“ genannten Azteken und den Inkas behandelt, wird ein Kampf der Eingeborenen gegen Ausbeutung und Umweltverschmutzung. Damit einher geht eine klare politische Positionierung, die sich jedoch weitgehend des politisch korrekten und pädagogisch wertvollen erhobenen Zeigefingers enthält und ein klares Plädoyer für den Erhalt der Ressourcen und die Rechte der Eingeborenen hält. In Aachen wird das durch eine bildkräftige Inszenierung (Bühne und Kostüme: Fernando Derks Bustamante) unterstützt, die vielerlei Symbolhaftes enthält, und mit per Videoeinspielungen zu sehenden Zeugnissen ecuadorianischer Aktivistinnen angereichert wird, die um ihr Recht auf Wasser kämpfen und dabei auch ihr Leben aufs Spiel setzen. 

Die musikalische Seite liegt in den Händen von Jori Klomp, der das ausgezeichnet auf historischen Instrumenten spielende Aachener Sinfonieorchester zu einer lebendigen und feinnervigen Darstellung der barocken Musik anhält. Hinzu kommt Musik aus den Anden, die ähnlich wie die Zuspielungen der Aktivistinnen den Grundstein für die neue Perspektive der Semi-Oper legt. Ein netter Hinweis auf die Praxis zur Entstehungszeit der Musik Purcells ist die Tatsache, dass das Orchester schon beim Eintreten des Publikums Musik spielt. Der Rest der Vorstellung läuft dann aber modernen Konzert-Konventionen entsprechend ab.

Das Ensemble des Aachener Theaters besteht aus Schauspielern wie Sängern, die ihren Rollen stimmlich wie schauspielerisch klare Konturen geben. Bettina Scheuritzel als Queen/Bärin) oder Puah Kriener als Princess/Jaguarin beeindrucken hier ebenso wie Manuel Rothkopf als Purcell oder Larisa Akbari als Zempoalla. Auch Opernchor und Extrachor des Theaters Aachen machen ihre Sache gut, legen nur einen im Vergleich zu den deutlich schlanker klingenden historischen Instrumenten manchmal zu dicken und vibratoreichen Klang an den Tag. Insgesamt aber überzeugt diese Inszenierung, nicht nur durch ihre klare Botschaft und Aktualität, sondern auch durch die gelungene szenische und musikalische Umsetzung.

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