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Welche Uraufführungen?

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Uraufführungen 2019/04
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Für März wurden in dieser Kolumne viele Uraufführungen bei Konzerten und Festivals angekündigt. Kaum etwas davon hat jedoch stattgefunden. Die meisten Veranstaltungen wurden auf Anordnung kommunaler Krisenstäbe sowie der Bundesregierung und der Landesregierungen abgesagt. Länder, Städte und Gemeinden untersagten Veranstaltungen, und Versammlungen. Geschlossen wurden Museen, Bibliotheken, Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Schwimmbäder, Theater, Opern- und Konzerthäuser, schließlich auch Grenzen. Die Ausbreitung des Corona-Virus soll so verlangsamt und die Grundversorgung garantiert werden: Ernährung, Gesundheit, Rettung, Ordnung, Information und Verkehr. Von Musik ist dabei keine Rede.

Bis Anfang März ging noch alles seinen gewohnten Gang: im Rückblick eine herrliche Zeit mit vielen Konzert- und Opernaufführungen! Neue Kompositionen wurden in Auftrag gegeben, Partituren geschrieben, von Interpreten einstudiert und auf Reisen genommen, vom Publikum gehört, von Kritikern besprochen. Doch schlagartig wurde die Nahrungskette des Musiklebens unterbrochen. Die Folgen sind für alle Beteiligten nicht weniger gravierend als die stockenden Lieferketten für die international vernetzte Wirtschaft. Binnen weniger Tage kam das öffentliche Musikleben komplett zum Erliegen. Alles bis dato Organisierte, Finanzierte, Komponierte, Einstudierte war plötzlich weggefegt, alles umsonst, null und nichtig. Musikerinnen und Musiker haben seitdem keine Auftritte mehr, Komponisten keine Aufführungen, Veranstalter kein Publikum, Hörerinnen und Hörer keine Konzerterlebnisse, und Musikkritiker keine Besprechungen. Die Verluste sind kaum abzusehen: ökonomisch, ästhetisch, sozial.

Optimistische Veranstalter hoffen auf die Auferstehung des öffentlichen Musiklebens pünktlich zu Ostern, vielleicht schon zu Karfreitag, spätestens aber nach Ende der Osterferien am 20. April. Skeptischere verzichten auf unbestimmte Zeit auf Aufführungen, denn aktuell kann sich vieles im Handumdrehen ändern. Auch die Termine für den Musikmonat April sind zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Kolumne Mitte März bereits Makulatur, eine ungedeckte Hypothek auf eine Zukunft, von der schon jetzt feststeht, dass sie nicht stattfinden wird. Dies ist also eine Geisterkolumne, ähnlich den Geisterkonzerten und Fußballspielen vor leeren Rängen. Und dennoch!

Was mit viel Einsatz und Liebe vorbereitet wurde, soll hier trotzdem genannt und gewürdigt werden, ganz so als fände es statt: Das ensemble aventure spielt in der Elisabeth Schneider Stiftung Freiburg am 2. April erstmalig neue Werke von Eres Holz, Johannes Boris Borowski, Juan Allende Blin und Volker Heyn. Das Forum neuer Musik des Deutschlandfunks in Köln bietet am 3. und 4. April Uraufführungen von Sarah Nemtsov, Eres Holz und Helena Canovas i Pares. Und die Wittener Tage für neue Kammermusik präsentieren vom 24. bis 26. April insgesamt 23 Novitäten, und zwar von Anna Korsun, Carola Bauckholt, Hèctor Parra, Patricia Alessandrini, Lucia Ronchetti, Benjamin Scheuer, Gloria Coates, Johannes Boris Borows­ki, Ramon Lazkano, Alberto Posadas, Huihui Cheng, Gordon Kampe, Hugues Dufourt, Arnulf Herrmann, Josep Planells Schiaffino, Marco Stroppa, Chris­tina Kubisch, Martyna Poznanska, Brigitta Muntendorf, Martón Illés, Elena Rykova, Justé Janulyté und Elnaz Seyedi. Wie schön hätte das alles werden können?!

Weitere Uraufführungen:

01.04: Christina C. Messner, ohn warum – re!quiem.20: Ein interreligiöser Totengesang, Kunst-Station Sankt Peter Köln
04.04.: Manfred Trojahn, Blick – Traum – Übergang. Prolog für Orches­ter zu Verdis „Don Carlo“,
Osterfestspiele Salzburg
12.04.: Hans Werner Henze, Konzertmusik für Violine solo und kleines Orchester (1943), ebenda
18.04.: Lucia Ronchetti, Musik zu Dantes „L’Inferno“, Bockenheimer Depot Frankfurt
19.04.: Michael Denhoff, Re-Sonanzen – 5 Klangstücke, Gesellschaft für Kunst und Gestaltung Bonn
24.04.: Andrea Lorenzo Scartazzini, 4. Orchesterwerk des Mahler-Zyklus, Apollo-Theater Siegen; und Beat Furrer, Neues Klavierquartett, Konzerthaus Wien

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