In Zeiten knapper werdender Kassen der öffentlichen Hand ist Kunst und Kultur wie kein zweiter Bereich in Deutschland auf das Tätigwerden Privater und die Unterstützung mäzenatischer Unternehmen angewiesen. Das kulturelle Engagement von Unternehmen kann dabei auf unterschiedlichen Intentionen basieren, eines ist jedoch allen gemeinsam: die Förderung der Künste geschieht in jedem Fall auf freiwilliger Basis und wird daher von denjenigen, die für das wirtschaftliche Wohl und Wehe des Unternehmens Verantwortung tragen, besonders kritisch hinterfragt.
Was bringt also ein Weltunternehmen wie BASF dazu, ein veritables Konzertprogramm mit über 60 Veranstaltungen pro Jahr auf die Beine zu stellen, das 2006/2007 von Kammermusik über Ballett bis hin zu Jazz und der Förderung von musikalischem Nachwuchs jeder deutschen Großstadt zur Ehre gereichen würde? Und wo findet man eine deutsche Kommune, die wie dieses Unternehmen das Jahresbudget von erstaunlichen drei Millionen auf noch erstaunlichere sechs Millionen Euro verdoppelt?
Es kann nicht nur an der Nähe zum badischen Mannheim liegen, jener Stadt, die durch die gleichnamigen Rakete und das berühmteste Orchester des achtzehnten Jahrhunderts bekannt ist.
Apropos Mannheim, dort im Badischen sollte jene Anilinfabrik gegründet werden, die aber dann ins pfälzische Ludwigshafen ziehen mußte, da den Stadtvätern des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts nicht genehm. Heute spielen Ländergrenzen zwischen Baden Württemberg, Rheinland Pfalz oder Hessen trotz Förderalismusreform keine Rolle mehr. Man setzt, europäisch unterstützt, auf Regionalisierung und hofft so den Standort für zukünftige Mitarbeiter attraktiv zu gestalten.
Traditionsgemäß unterstützt BASF den Bereich der Musik besonders stark, verlautbart das Unternehmen, um sein Kulturengagement zu erklären. So einfach und selbstverständlich kann Großes ausgedrückt werden und so ehrlich. Da bedarf es keiner weitschweifigen Bussines Mission, es reicht der Respekt vor dem Erreichten. Seit über hundert Jahren also gibt es ein Konzerthaus mit 1.400 Plätzen, das sich charmant „Feierabendhaus“ nennt und tagsüber die Kantine der Mitarbeiter beherbergt.
Fachgespräch: neue Modelle der Nachwuchsförderung
Einen besonderen Schwerpunkt beim Musiksponsoring setzt das Unternehmen im Bereich Nachwuchsförderung. Im Zusammenhang der Preisverleihung an das Mahler Chamber Orchestra mit Claudio Abbado & Friends befaßte sich ein Fachgespräch mit dem Thema „Neue Modelle der musikalischen Nachwuchsförderung“.
Unter der Leitung von Christian Höppner (Deutscher Musikrat, Generalsekretär) diskutierten Eleonore Büning (FAZ), Udo Dahmen (Pop-Akademie, künstlerischer Direktor), Michael Haefliger (Lucerne Festival, Intendant), Stefan Piendl (Jeunesse Musical), Philipp von Steinaecker (Mahler Chamber Orchestra), Jörg Widmann (Komponist) und Klaus Philipp Seif (BASF).
Dass musikalischer Nachwuchs nicht nur gefördert werden muss, sondern dessen Ergebnisse auch einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden müssen, war großer Konses der Runde. Umso betrüblicher sieht nach Meinung von Eleonore Büning die Zukunft des deutschen Feuilletons aus, das mehr und mehr zur Hofberichterstattung von Mega-Events degradiert wird.
Ein stärkeres Engegement der Hochschulen bei der Orchesterausbildung junger Musikstudenten forderte Philipp von Steinaecker, der darüber hinaus für mehr Wettbewerb in der Musik eintrat. Diesen bestand das Gustav Maler Chamber Orchestra unter seinem Dirigenten Claudio Abbado am Abend mit Bravour.
Auf dem Programm des Konzerts stand Jörg Widmanns Oktett, Mozarts Klavierkonzert A-Dur, KV 488 und die selten gespielte Serenade in D-Dur op. 11 von Johannes Brahms. Bereits beim Workshop für Studenten der Orchesterakademie, den Widmann zur ausführlichen Erläuterung seiner kompositorischen Vorstellungen nutzte, war die Spielfreude des Kammerensembles Garant für den musikalischen Austausch zwischen Orchester und Publikum. Die portugiesische Pianistin Maria Joao Pires bot einen sich kammermusikalisch einfügenden Mozart und die solistisch exakte Wiedergabe der frühen Brahms Serenade unter Abbados fein abgetönter Stabführung bestätigten die Richtigkeit der Preisverleihung an diesem Abend.
Solange Musiknachwuchs und Musikförderung bei Großunternehmen der Industrie key accounts bleiben, wird der Standort Deutschland auch in dieser Hinsicht weiterhin zur Weltspitze zählen.