Das Künstlerhaus Boswil, von dem in der Vergangenheit schon manche Initiativen ausgegangen sind, hat nun mit dem „Ensemble Boswil“ ein besonders interessantes Projekt gestartet. Es besteht aus hoch begabten Studierenden und Absolventen schweizerischer Musikhochschulen und will damit dem Nachwuchs eine Chance zum praktischen Kennenlernen wichtiger Werke der Gegenwartsmusik geben. Gründerin und künstlerische Leiterin ist die Komponistin und Boswiler Stiftungsrätin Bettina Skrzypczak. In Kooperation mit den Musikhochschülern wurden im Frühjahr die Teilnehmer ausgesucht, und im Oktober fand nun die erste Proben- und Konzertphase statt.
Unter der Leitung von Jürg Wyttenbach studierten die 20 jungen Musiker Werke von Edgard Varèse, Beat Furrer, Giacinto Scelsi, Morton Feldman und Gérard Grisey ein und gingen damit anschließend auf Tournee durch fünf Schweizer Städte.
Die künstlerische Bilanz dieses ersten Versuchs ist beeindruckend: entspannte Arbeitsatmosphäre, eine gelungene Verbindung von Probenpraxis und begleitenden Theoriekursen, hochmotiviertes und souveränes Spiel während der Tournee. Ein Glanzlicht bildete das ausverkaufte, vom Radio aufgenommene Konzert in Lausanne, dessen Resonanz sich allerdings dem agilen lokalen Veranstalter verdankte. Die Boswiler selbst wurden von der Dynamik ihres Projekts fast ein wenig überrumpelt und wussten mit ihren Pfunden nicht richtig zu wuchern, was sich in einer mangelnden Öffentlichkeitsarbeit niederschlug.
Die jetzt gemachten Erfahrungen sind insgesamt eine gute Basis für eine Fortsetzung dieser Ensemble-Werkstatt, die vom Kanton Aargau maßgeblich gefördert wird. Sie soll mit teilweise neuen Mitgliedern und einem neuen Dirigenten künftig jährlich im Oktober stattfinden, wobei auch nach Austausch- und Kooperationsprojekten Ausschau gehalten wird. Kontakte im In- und Ausland sind bereits angepeilt.