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Die erst 14 Jahre alte Japanerin Hiroka Matsumoto erhielt den erstmals vergebenen Menuhin-Nachwuchspreis. Foto: Charlotte Oswald
Die erst 14 Jahre alte Japanerin Hiroka Matsumoto erhielt den erstmals vergebenen Menuhin-Nachwuchspreis. Foto: Charlotte Oswald
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Zart besaitete Himmelsflüge

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Die Kronberg Academy feiert Yehudi Menuhin und die Violine
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Nicht allein das Niveau der musikalischen Ausbildung schraubt die Kronberg Academy hoch, sondern neuerdings auch ihren Klang: Zu Violoncello und Viola als Leitinstrumenten trat jetzt zum ersten Mal die Violine mit einer konzentrierten Kurs- und Konzertwoche. Freilich spielt die Geige schon länger eine eher versteckte Rolle in Mstislaw Rostropowitschs „Welthauptstadt des Cellos” – seit knapp zehn Jahren im Workshop „Chamber Music connects the World”, seit 2007 im Elitestudiengang „Master of Music”. Legendäre Bezugsperson war diesmal Yehudi Menuhin zu dessen zehnten Todestag. Er schien in Programmen, in Auftritten ehemaliger Partner und in den Erinnerungen des mit Menuhin als verehrtem „Onkel” aufgewachsenen Geigers Daniel Hope aufzuerstehen.

So assoziierte Christian Tetzlaff bei seinem Bach-Bartók-Abend ein ähnliches Programm in der Warschauer Philharmonie im Jahr 1956, von dem Marcel Reich-Ranicki aus eigenem Erleben in seiner Menuhin-Hommage beim Frankfurter Abschlusskonzert der Musikwoche erzählte. Außerdem spielte Tetzlaff, erfüllt von brillanter Klarsicht und kühnem, manchmal etwas kühlem Espressivo, auf die bekannte Entstehungsgeschichte von Bartóks Solosonate (SZ 117) an: Bartók ließ sich bei der Komposition von Bachs Solosonate C-Dur BWV 1005 anregen, die er 1943 mit Menuhin in New York gehört hatte. Tetzlaff hatte beide Sonaten auf seinem Kronberger Programm.

Zeitlebens war Menuhin ein musikalischer Grenzgänger zwischen verschiedenen Kulturen und Stilen. So besuchte er gern die Konzerte des außergewöhnlich vielseitigen, in Klassik, Jazz und Folklore heimischen ungarischen Zigeuner-Geigers Roby Lakatos. In Kronberg versetzten Lakatos und sein Ensemble das Publikum eines Stilmix-Konzerts und eines Workshops mit ihrer bravourösen Musizierglut schier in Ekstase. Menuhins Ausflüge in die indische Musik werden hierzulande meist mit dem Sitar-Virtuosen Ravi Shankar assoziiert. Aber auch mit dem glänzenden Geiger Lakshminarayana Subramaniam, einem sehr respektablen Bach-Spieler, hat er ost-westlich kooperiert. Auf einer CD mit den beiden Partnern, die sich Motiv-Bälle zuwerfen, wird allerdings trotz aller Einfühlung in die Kulturen eine Verständniskluft deutlich. In Kronberg begeisterte Subramaniam mit seinem Ensemble in Ragas und kürzeren Einzelstücken, die sich vom spannungsvoll-kontemplativen Einstieg bis zur ornamentalen Raserei steigerten – in der immer auch koramisch-religiös fundierten indischen Musik ein Sinnbild des Himmelsflugs in Tönen.

Der Philanthrop Menuhin hat sich entschieden für den musikalischen Nachwuchs eingesetzt – in zahlreichen Stiftungen und Institutionen, von denen die nach ihm benannte Schule im englischen Stoke d‘Abernon und das europaweite soziale Konzert-Netzwerk „Live Music Now“ am bekanntesten geworden sind. Die Musikwoche griff solche Initiativen mit Intensivkursen unter so unterschiedlichen Lehrern wie Ana Chumachenco, Mauricio Fuks, Christian Tetzlaff, Pavel Vernikov und Gidon Kremer auf.

Diese Dozenten wählten aus über fünfzig aktiven Kursteilnehmern drei junge Damen aus, die ihnen besonders preiswürdig erschienen.
Zwei Auszeichnungen wurden neu geschaffen. Den mit zweitausendfünfhundert Euro dotierten Prinz-von-Hessen-Preis teilten sich die vierzehnjährige Norwegerin Guro Kleven Hagen, eine ungewöhnlich aussagefähige Sibelius-Spielerin, und die siebzehnjährige Südkoreanerin Hyeyoon Park, die im ersten Satz der Strauss-Sonate op. 18 Es-Dur mit Temperament und farbvariabler Klanggestik überzeugte. Noch nicht so weit, aber entwicklungsfähig ist die vierzehnjährige Japanerin Hiroka Matsumoto, die in Ernest Chaussons „Poème“ über eine gewisse Ausdrucksscheu hinausfand zu überzeugend persönlichem Ton. Sie erhielt den mit dreitausend Euro dotierten, speziell für sehr junge Geiger gedachten Yehudi-Menuhin-Nachwuchspreis, der an das einstige Wunderkind erinnert.

Mehr als bei den Kronberger Cellokursen drängten sich diesmal Frühbegabungen ins Rampenlicht. Und es zeigte sich wieder, dass die Violine weit überwiegend in weiblichen Händen liegt. Wichtiger ist, wer sich in der knallharten Musikerkonkurrenz wird durchsetzen können. Auch die beste Ausbildung, zu der die Kronberg Academy beitragen möchte, garantiert noch nicht den Aufstieg zur Spitze, von der aus auch Yehudi Menuhin seinem kritischen Bewunderer Marcel Reich-Ranicki „zu Freude, zum Vergnügen und zum Glück“ verholfen hat.

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