Mag sein, dass ein aktuell neuer Papst auf den Spuren des Heiligen Franziskus im Zeitalter der Hochgier in der Tat neue Bescheidenheit generiert. Jenseits des Gregorianischen-Choral-Zeitalters ist neben ein wenig Haydn und etwas Beethoven, neben Penderecki vielleicht und Gubaidulina und neben Mozart im Gefolge der Mittelalter-Meister dem christkatholischen Bereich des sakral Komponierens eher weniger gelungen im Qualitätsanspruch eines Johann Sebastian Bach etwa…
Was selbst dem emeritierten Papst mit Musik-affin-professionell agierendem Bruder nicht gelungen ist, eine gehobene zeitgenössische musikalische Qualität im religiösen Alltag der Dome und der Kathedralen zu etablieren, das mag nicht als Punkt eins seiner Agenda in Erscheinung treten.
Zu hoffen und zu wünschen aber wäre es, dass dennoch auf diesem Sektor etwas passiert. Nicht, dass die Bulgarian Voices Angelite jetzt als Chefideologen des katholisch-Komponierens an den Vatikan geholt werden sollen. Aber dass sich neue Qualität im Aneignen, Um- und Weiterdenken überlieferter Qualitäten gewinnen lässt, beweisen die legendären bulgarischen Stimmen nun schon länger als der Zeitabschnitt währt seit dem Fall des Eisernen Vorhangs.
Aktuell legen sie grade mal wieder kräftig nach und lassen gewohnt gekonnt Musikstile, Zeiten und Traditionen zusammenfließen. Gesangstechniken des Orients paaren sich mit trompetengleicher Strahlkraft, orthodoxe Kirchenmusik verschmilzt genuin mit traditioneller bulgarischer Folklore. Dieses authentisch-archaische Klangerlebnis sollte sich jeder gönnen, der an vielschichtiger Musik interessiert ist – die sich ihre Komplexität nicht immer nur aus vernetzten Clustern in Kombination mit sechsteltöniger Mikrotonalität holt…