Ein schönes Geschenk, das Polydor/Universal allen Bert Kaempfert-Anhängern zu dessen 85. Geburtstag beschert hat: eine Live-Aufnahme eines der letzten großen Konzerte von 1979 nämlich, das der Urvater des Easy Listening souverän wie immer in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg zum Besten gab.
Die Show mit seiner Big Band und der schwedischen Sängerin Sylvia Vrethammar wurde vom deutschen Fernsehen damals live übertragen und erzielte überraschenderweise gigantische Einschaltquoten. Bert Kaempfert war nämlich – wie viele seiner Kollegen und Kolleginnen, Hildegard Knef und Marlene Dietrich seien hier stellvertretend genannt, - im Ausland als Komponist und Bandleader anerkannter als im Deutschland der 60er- und 70er-Jahre. Er schrieb Welthits wie „Strangers In The Night“, „L.O.V.E.“, „Spanish Eyes“ oder „Afrikaan Beat“, aber erst im Jahre 2008, 28 Jahr nach seinem frühen Tod im Alter von nur 56 Jahren, konnte sich der Hamburger Senat dazu durchringen, einen Platz nach ihm zu benennen. Die feierliche Einweihung des Bert-Kaempfert-Platzes, ganz in der Nähe seines Geburtshauses übrigens, findet am 15. Oktober statt.
Zurück zur Aufnahme: sie enthält alles großen Hits wie die oben bereits Genannten, dazu ein Intro-Medley, in dem natürlich das weltberühmte „Afrikaan Beat“ vorkommt. Der Sound ist atemberaubend perfekt, luftig-elegant, „easy“ eben, eine Musik, die sich nie aufdrängt, nur beschwingt und auf angenehme Weise unterhaltend ist, ohne banal zu sein. Einige vorher noch nie veröffentlicht Titel erfreuen Experten wie Fans. Sylvia Vrethammar ist keine Nancy Sinatra, macht ihre Sache aber gut. Topsolisten wie Herb Geller, Jiggs Whigham und Ack Van Rooyen tun ihr Übriges, um diese Aufnahme zu einem Erlebnis werden zu lassen. Kaempfert, der 1980 an den Folgen eines Schlaganfalls auf der Insel Mallorca starb, wollte immer „Musik machen, die keinem weh tut“ – so bescheiden beschrieb er sich selbst. Sie tut aber nicht nur nicht weh, sondern sie tut gerade in Zeiten oftmals lärmendem Pop-Rock-Einheitsgedudels sehr gut.