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Ausgeschriebene Signaturen

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Der Komponist Dieter Schnebel malt und schreibt
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Dieter Schnebel: Signatur, Theo Rommerskirchen (Hrsg.), Verlag Rommerskirchen, Abonnementspreis pro Ausgabe 328 Mark, 28 Seiten

Dieter Schnebel: Signatur, Theo Rommerskirchen (Hrsg.), Verlag Rommerskirchen, Abonnementspreis pro Ausgabe 328 Mark, 28 SeitenSignatur“ ist eine Zeitschrift, die zweimal im Jahr in Buchform erscheint. Jeder Band der Werkreihe ist von einem anderen malenden Dichter oder dichtenden Maler gestaltet, darunter Namen wie Horst Janssen, Eugéne Ionesco, Wolfgang Hildesheimer oder Markus Lüpertz. Der jüngste Band verdient sogar den Namen Gesamtkunstwerk: Er ist erstmals einem malenden/schreibenden Komponisten gewidmet: Dieter Schnebel. Im Vorwort schreibt dieser: „Der Lebenslauf aber ist die gleichsam ausgeschriebene Signatur. Beim Künstler ist der Lebensweg bezeichnet von den Werken, die ihn gleich Wegmarken abstecken.“

 

Tatsächlich ist es Schnebel eindringlichst gelungen, Biografie und Werkgeschichte „engzuführen“. Dabei entstand keine Musikästhetik, wie sie Schnebel etwa 1972 unter dem Titel „Denkbare Musik“ publizierte, auch keine Künstlerbiografie wie man sie kennt. Schnebels „Signatur“ ist sein Blick auf seinen Lebenslauf, neu zusammengefügt aus Daten, Partiturausrissen, Faustskizzen und Anmerkungen – mal klein gekritzelt, mal mit großen, bunten Lettern gemalt. Die Struktur bildet die chronologische Darstellung von Schnebels Vita, angefangen bei der Kindheit im badischen Lahr über die ersten Exkursionen in den Schwarzwald und ins Rheintal bis hin zu den vielen Reisen zu international bedeutenden Musikorten. Bei aller textlichen Knappheit und naiver bildlicher Darstellung – Schnebel spart nichts aus, nicht die Lebenshöhepunkte und nicht die Katastrophen. Während gewöhnlich jedem Signatur-Bildband ein Original des Künstlers beiliegt, findet sich im Umschlag dieses Bandes eine CD mit dem Titel „Dieter Schnebel spricht zu seinen Musikzitaten“. Eine Höranthologie, Schnebel nennt sie „ZeitSchriftBildKlangObjekt“, die es lustvoll zu erkunden gilt, denn was Schnebel da im Studio aus seinem Lebenswerk zur akustischen Signatur zusammengestellt hat, besitzt selbst schon wieder Werkcharakter. Knapper und zugleich vollständiger kann kein Lexikonartikel, kein Radiofeature das Lebenswerk des „Maulwerkers“ und traditionsbewussten Neuerers erfassen. Gleichzeitig überrascht, mit welcher Unbekümmertheit Schnebel seine Werke zitiert, wie er sogar aus der monumentalen Sinfonie X kleine Hörschnipsel in einen neuen Zusammenhang stellt und dadurch erhellende Blicke in seine kompositorische Werkstatt erlaubt.

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