Hauptrubrik
Banner Full-Size

Beste Werbung für die Oper

Untertitel
Neuauflage des Opernführers von Csampai und Holland
Publikationsdatum
Body

Attila Csampai/Dietmar Holland: Opernführer, Rombach Verlag, Freiburg im Br./Berlin/Wien 2006, 1.600 S., € 38,00, ISBN 3-7930-9484-7

Solange es das Genre der Oper in unserer Zivilisation geben wird, braucht der Mensch auch Opernführer – gute Opernführer, wohlgemerkt. Einer der besten – der von Attila Csampai und Dietmar Holland 1990 bei Hoffman & Campe publizierte – war lange Zeit vergriffen. Nun liegt er endlich in einer grundlegend überarbeiteten Neuausgabe vor. Bevor es soweit war, mussten die Herausgeber allerdings die ernüchternde Erfahrung machen, dass derartige Literatur sich für Großverlage nicht mehr „rechnet“: Es zählt nur noch die schnelle Quote, ein „Langläufer“ wie eben ein solcher Opernführer ist den Verlegern finanziell zu risikoreich. Gottlob haben Csampai und Holland in dem renommierten Wissenschaftsverlag Rombach ein Haus gefunden, das nicht auf die Quote schaut.

Wie der Zusatz „grundlegend überarbeitet“ bereits andeutet, handelt es sich nicht einfach um einen Neudruck: Die alte Ausgabe wurde um 30 Opern erweitert – von 220 auf 250 –, und in den Abschnitten, die sich mit der Rezeptionsgeschichte der jeweiligen Opern befassen, kommen neue Entwicklungen, etwa epochale Neuinszenierungen, zur Sprache. Ebenso mussten die CD-Empfehlungen aktualisiert werden – nicht zuletzt, weil die Schallplattenfirmen ihre Produkte alle naslang streichen und unter neuer Bestellnummer wiederveröffentlichen. Völlig neu sind die von Kurt Malisch zusammengestellten DVD-Empfehlungen, die dem beispiellosen Verbreitungsgrad dieses ersten digitalen Komplettmediums für Oper Rechnung tragen.

Kompromisse waren unausweichlich: So hätten die Herausgeber gerne noch etwa 50 weitere Opern vorgestellt, doch die 1600 Seiten, die das Buch dick ist, waren das vom Verlag vorgegebene absolute Maximum. So wird mancher Opernfreund sicherlich den einen oder anderen Liebling vermissen, der es auch in den Anhang, in dem sich die Biografien „weiterer Opernkomponisten“ befinden, nicht geschafft hat. Aber so etwas lässt sich einfach nicht vermeiden. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass dieser Opernführer – wie auch schon die Erstausgabe – ausführlich und auf höchstem Niveau über die Werke informiert, dass die Inhaltsangaben eben kein oberflächlich kurzes Abstract bilden, sondern wirklich jede wichtige Einzelheit der Handlung mit einbeziehen, und nicht zuletzt, dass die Autoren dankenswerterweise auf spröden Wissenschaftsjargon verzichten. Stets spürt der Leser die emotionale Verbundenheit des Autors zu der von ihm präsentierten Oper. Und in den Kommentaren, die aus subjektiver Sicht über die Bedeutung des Werks in der Operngeschichte referieren, finden sich auch Sichtweisen, die quer zur herkömmlichen Rezeption stehen – man lese etwa Attila Csampais Text über die „Zauberflöte“.
Besonders sympathisch berührt schließlich das den wichtigsten und bekanntesten Librettisten gewidmete Kapitel, werden diese doch oft als reine Erfüllungsgehilfen des Komponisten abqualifiziert. Hier erfahren sie ihre verdiente Ehrenrettung. Insgesamt bedeutet dieses Buch eine ebenso unverzichtbare wie bezahlbare Werbung für den Gegenstand Oper; möge es noch Jahrzehnte erhältlich sein!

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!