Seit einigen Jahren erfreuen sich Andreas Kirchgäßners musikalische Marokko-Reportagen für die Sender SWR 2 oder WDR 3 großer Resonanz. Nun ist ein reich bebildertes Buch des Freiburger Autors über die dortigen Gnawa Traditionen erschienen. Seit 2001 recherchiert der Autor über die Heilungszeremonien der marokkanischen Bruderschaften der Gnawa und Aissawa.
Die Gnawa sind die Nachfahren schwarzer Sklaven. Ihre Kulte sind von den Traditionen der Berber beeinflusst und vom arabischen Sufismus. In Essaouira, einem wichtigen Zentrum der Gnawa, wird jedes Jahr eines der größten Musikfestivals auf afrikanischem Boden gefeiert, das viertägige Gnawafestival, zu dem bekannte Jazz- und Popmusiker aus aller Welt anreisen.
Ein „Lila“ der Gnawa dauert die ganze Nacht. Sieben unterschiedliche Geister werden während der Zeremonie angerufen. Diesen Geistern sind sieben Farben und sieben Gerüche zugeordnet. Während sich die Teilnehmer in Trance tanzen, verbinden sie sich mit „ihrem“ Geist.
„Kaum ist der Ruf des Muezzins verhallt, erheben sich die Rasseln der Gnawa, die Schalmeien der Aissawa, die Trommeln und Geigen der Berber aus dem Atlas. Vielstimmig fallen sie der monotheistischen Stimme des Islam ins Wort.“ Die Erzählungen Kirchgäßners sind selbst tranceartige Reisen durch die Farben und Klänge Südmarokkos.
Wenn wir gerade körperlich kaum reisen können, so doch lesend, bequem auf dem Sofa liegend oder auf einem Teppich, der zu einem fliegenden Teppich wird, sobald jemand dieses Buch aufschlägt und anfängt zu lesen…
- Andreas Kirchgäßner: Die sieben Farben der Nacht. Marokkos Süden osbert+spenza, Ravensburg 2020, 175 S. € 24,00 Euro, ISBN 978-3-947941-02-5