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Die Opernpartitur als Beigabe

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Schrekers „Ferner Klang“ in neuer Analyse
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Ulrike Kienzle: Das Trauma hinter dem Traum. Franz Schrekers Oper „Der ferne Klang“ und die Wiener Moderne. Edition Argus 1998, 431 S. + 16 S. Motivtafel + 447 S. Studienpartitur; ISBN 3-931264-04-1, € 51,-

Ulrike Kienzle: Das Trauma hinter dem Traum. Franz Schrekers Oper „Der ferne Klang“ und die Wiener Moderne. Edition Argus 1998, 431 S. + 16 S. Motivtafel + 447 S. Studienpartitur; ISBN 3-931264-04-1, € 51,-Schon einmal war Franz Schrekers erste Oper, zu der er in Personalunion als Komponist und Dichter auftrat, „Der ferne Klang“, Objekt einer musikologischen Untersuchung, die als Band 17 der Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts 1972 im Regensburger Gustav Bosse Verlag erschienen war: der österreichische Komponist Gösta Neuwirth, der sich bereits in einer Monografie für Schrekers damals so gut wie völlig vergessenes Œuvre stark gemacht hatte, analysierte in seiner Dissertation „Die Harmonik in der Oper ,Der ferne Klang‘“. Seiner Untersuchung der funktionalen Harmonik und funktional nicht bestimmbarer Partien war als Anhang unter anderem die Erstveröffentlichung der Klavierauszug zur später gestrichenen Durchführung des Nachtstücks beigegeben. Ein gutes Vierteljahrhundert später war Schrekers Oper erneut Forschungsgegenstand der Musikwissenschaft: Ulrike Kienzle promovierte über „Das Trauma hinter dem Traum“. Diese Neuerscheinung setzt in jeder Hinsicht neue Maßstäbe, denn es handelt sich um drei Editionen in einer. Mit ihrer erweiterten Fassung der Dissertation beschreitet Kienzle einen neuen Weg zum Fernen Klang. Ihre Deutung des Schlüsselwerks der Wiener Moderne unter Einbeziehung der Psychoanalyse lenkt den Blick auf den geistigen Horizont des Komponisten, scheut sich bei der Metamorphose des romantischen Symbols der Harfe nicht vor metaphysischen Implikationen, beschäftigt sich mit Musikwerdung aus dem Unbewussten, mit „Traumarbeit“ und Inspiration und Schrekers Psychologisierung der dramatischen Ausdrucksmittel. Psychologischer Perspektivismus wird angewandt auf die Struktur der Musik, so erfährt die Waldszene des ersten Aktes eine Deutung als „musikalisches Psychogramm an der Schwelle zum Jugendstil“. Kienzles Analyse von Montage und Collage definiert das Vorspiel zum zweiten Akt als „akustischen Irrgarten“. Anhand von zahlreichen Bezügen zur bildenden Kunst – zu Klinger, Klimt, Hodler, Koloman Moser und Alfred Roller – wird Schrekers artifizieller, musikübergreifender Ansatz deutlich, etwa sein Spiel mit dem Spiegelbild, die spiegelbildlichen Symmetrien von Musik und Dramaturgie. Für die Hauptfiguren der Oper, den Komponisten Fritz und seine gesellschaftlich zur Straßendirne absinkende Geliebte Grete erfüllt sich hinter ihren Träumen das Trauma der Vergeblichkeit.

Ulrike Kienzles interdisziplinäre Arbeit ist fundiert und präzise, ihre Erkenntnisse sind gut lesbar und exakt belegt. Als eigenes Heft ist der Dissertation eine separate Motivtafel mit 31 Motiven und ihren Varianten beigefügt. Und geradezu sensationell ist die zweite „Beigabe“: zur Überprüfung ihrer analytischen Befunde ist die Studienpartitur der Oper im DIN A4-Format beigegeben. Dieser Veröffentlichung – eine Reproduktion der Autografie aus dem Jahre 1912 – ist umso mehr Bedeutung beizumessen, als Schrekers Orchesterpartitur bisher im Handel nicht erhältlich war.

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