Das viel zitierte „Berlin bleibt doch Berlin“ ist ein Refrain des Evergreens „So lang noch unter’n Linden die alten Bäume blüh’n“ und stammt aus der 1923 uraufgeführten Revue „Drunter und Drüber“ von Rideamus.
Am 28. September 2009 wurde in Berlin eine Gedenktafel für den größten deutschen Humoristen enthüllt: RIDEAMUS (d.h. „Lasst uns lachen!“ als Pseudonym für Dr. Fritz Oliven). Diese Gedenktafel findet man nun am Haus Giesebrechtstraße 11, gleich am Kurfürstendamm, wo Rideamus mit seiner Familie von 1931 bis zu seiner Zwangsemigration im März 1939 gewohnt hat.
Der 1874 in Breslau geborene Oliven lebte seit seiner Schulzeit in Berlin. Hier wurde der erfolgreiche Schriftsteller 1926 Präsident des Bundes deutscher Liedermacher und war von 1926 bis 1933 im Vorstand der GEMA. 1939 gelang ihm die Flucht vor der Judenverfolgung über Paris nach Porto Alegre in Brasilien, wo er 1956 hochbetagt starb.
Seinem Namen getreu, tragen die Memoiren, die Rideamus mit 73 Jahren veröffentlichte, den Titel „Ein heiteres Leben“. Die humoristisch-fiktive Autobiographie erschien 1951 im Füllhorn-Verlag Berlin und sechs Jahre später erneut im Wilhelm Goldmann Verlag in München. Ausgeklammert in Rideamus’ Memoiren sind jedoch die politische Situation im Deutschland der späten Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre, Flucht und Exil des Dichters. Im Deutschland des späten Wiederaufbaus und des beginnenden Wirtschaftswunders waren solche Rückbesinnungen offenbar nicht gefragt.
Diese Lücke schließt nun ein im Berliner Hentrich & Hentrich Verlag erschienenes Buch, „Rideamus – Die Lebensgeschichte des Fritz Oliven“. Die Verfasserin Ute-Christiane Hauenschild hat darin zahlreiche Fakten über den Dichter zusammengetragen, insbesondere auch über die Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Dafür stand ihr das private Familienarchiv des in Brasilien lebenden Sohnes von Rideamus, Klaus Oliven, offen. Im 285-seitigen, reich bebilderten Buch werden somit erstmals eine Reihe früher und später Fotos jenes Dichters publiziert, dessen Ikonographie vordem extrem dünn war. Im Privatarchiv von Klaus Oliven fanden sich auch diverse Briefe und Schriften.
Für den jungen Oscar Straus verfasste Rideamus die burleske Operette „Die lustigen Nibelungen“ (1904) und – als freie Dramatisierung seines eigenen, humoristischen Versgedichts – „Hugdietrichs Brautfahrt“ (1905), aber auch zahlreiche Texte zu dessen Überbrettl-Liedern. Fünf Operetten Eduard Künnekes, darunter „Der Vetter aus Dingsda“, zwei Operetten Walter Kollos, wie auch mehrere Kollo-Revuen verdanken einen Großteil ihrer Schlagkraft dem zündenden Witz der Gesangstexte von Rideamus.
Leider ist bei Hauenschild kein Wort zu finden über den erfolgreichen Übersetzer Rideamus und über Kunstlieder, denen seine Gedichte zugrunde liegen. In der Bibliographie fehlen unter anderem die Printausgaben der Operetten. Auch ein Verzeichnis der Tonträger sucht der Leser vergeblich. Da die Autorin Rideamus’ wichtigste Werke fürs Musiktheater offenbar nicht wirklich gut kennt, fehlen Hinweise darauf, dass „Hugdietrichs Brautfahrt“ den Gipfel an Humor auf der Musiktheaterbühne bildet und zugleich – nicht nur in Sachen Travestie – Keimzelle für zahlreiche Erfolgsstücke anderer Autoren, aber auch für beinahe alle nachfolgenden Rideamus-Arbeiten ist. Vernachlässigt ist diese Operette auch in der Reihe der dann doch etwas beliebig ausgewählten 107 zumeist ganzseitigen Abbildungen.
Insgesamt aber ist Ute-Christiane Hauenschild ein optisch sehr ansprechendes, informatives und kurzweilig lesbares Buch zu verdanken, unterstützt durch die GEMA-Stiftung – eine kleine, allzu späte Wiedergutmachung für den Mitstreiter, der im März 1933 nicht ganz freiwillig aus dem Vorstand der GEMA ausgeschieden war.