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Für Pädagogen, Geigenschüler und Liebhaber

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Neuerscheinung zum Thema Violine im Laaber-Verlag
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Großangelegte Buchprojekte gehören seit jeher zu den Markenzeichen des Laaber-Verlages, zu dessen Aushängeschildern Klassiker wie das „Neue Handbuch der Musikwissenschaft“ zählen. Nun hat man selbstbewusst eine neue Reihe in Angriff genommen, dessen erster Band im vergangenen Dezember erschien: Das „Lexikon der Violine“, dem entsprechende Bände zu Flöte, Klavier und Orgel folgen sollen. Und man hat sich kräftig ins Zeug gelegt, das neue Produkt intensiv zu bewerben und den attraktiv aufgemachten und sehr gewichtigen Band gut im Handel zu platzieren. Der Erfolg gibt dem Verlag Recht, der nach wenigen Wochen mit Stolz den Verkauf der ersten Auflage und die Verleihung des Musikeditionspreises 2004 für das Lexikon meldet.

Mit dem Lexikon-Projekt hat Laaber offensichtlich großes Interesse geweckt, wie auch die Zielgruppe breit gewählt ist, die man nach Aussage des Herausgebers bei der Konzeption im Auge hatte: alle, die beruflich oder privat mit der Violine zu tun haben, wie Profimusiker und Liebhaber, Pädagogen und Schüler, Geigenbauer und Musikwissenschaftler. Entsprechend umfassend ist auch der inhaltliche Anspruch, und man fragt sich, wie das alles zwischen zwei Buchdeckel zu packen ist.

Lexikon der Violine, hrsg. von Stefan Drees, Laaber-Verlag, Laaber 2003, 805 S., Abb., 118 Euro, ISBN 3-89007-544-4

Es ist natürlich eine höchst begrüßenswerte Idee, das Thema Violine auch einmal lexikalisch aufzubereiten. Viele der Käufer, die immerhin bereit sind, mehr als hundert Euro für das Nachschlagewerk auszugeben, dürften die eine oder andere biografische oder instrumentenkundliche Publikation wie Walter Kolneders Standardwerk „Das Buch der Violine“ bereits besitzen. Über eine zusammenhängende Darstellung verschiedener Aspekte des Instruments hinaus kann mit dem vorliegenden Band erstmals ein schneller Zugriff auf Antworten bei bestimmten Fragestellungen im Detail gewährleistet werden. Besonders bei den Sachartikeln überzeugen Breite und Umfang der ausgewählten Stichworte, die die Kategorien Spielpraxis, Geigenpädagogik, Werkgattungen und Instrumentenkunde umfassen. Natürlich gehört da vieles für den Profi zum Grundwissen, doch stolpert man gerade bei den Musikinstrumenten immer wieder über Exotisches, wie das „Violinophon“, die „Dessauer Bratsche“ oder das „Practicello“ – eine Einladung, in dem Lexikon auch einfach nur einmal zu schmökern. Wenn die „großen“ Artikel etwa zum Stichwort „Violine“ im Vergleich zu den entsprechenden Abhandlungen in Musikenzyklopädien wie MGG oder New Grove Dictionary (bzw. NGroveD of Musical Instruments) vergleichsweise schmalbrüstig daherkommen, so mag das zunächst irritieren, hat seinen Grund aber in einer konsequenten Durchstrukturierung des Bandes mittels Verweisen. Schade, dass man wenig zum Herstellungsvorgang der Instrumente findet und im Bereich der Materialkunde beispielsweise das zentrale Thema „Holz“ nicht mit einem eigenen Stichwort bedacht wurde.

Attraktiv machen das Lexikon die zahlreichen Einträge zu zeitgenössischen Komponisten (von Geigenliteratur) und Interpreten, wobei beispielsweise auch bedeutende Jazz-Violinisten aufgenommen wurden. Naturgemäß stößt man im Bereich der personenbezogenen Artikel schnell auf Grenzen, die allerdings den Nutzwert des Bandes für Geigenbauer, Wissenschaftler und im Grunde auch für viele Profimusiker einschränken. Da sie mit den Inhalten der Sachartikel ohnehin weitgehend vertraut sind oder diese schnell in der ihnen geläufigen Fachliteratur nachschlagen können, wäre gerade im Bereich der Instrumentenbauer eine stärkere Gewichtung von Interesse. Aufgenommen sind nur die ohnehin relativ bekannten Namen in nicht sehr umfangreichen Einträgen. Natürlich gibt es auch hier umfassende Spezialliteratur, wie das Monumentalwerk über „Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ von Lütgendorff, doch hätte der Herausgeber auch bei eingeschränkter Auswahl durchaus ein eigenes Profil entwickeln können. Statt in knapp bemessenen Artikeln etwa auf wahrscheinlich ohnehin nicht originale Monturteile ausgewählter Instrumente beschreibend einzugehen (vgl. „Gasparo da Salò“), könnte man beispielsweise als Service jeweils auf Sammlungen hinweisen, in denen Instrumente der Meister genauer in Augenschein genommen werden können. Das mitgelieferte Anschauungsmaterial ist zudem leider nicht immer von guter Qualität, im separaten Farbabbildungsteil sogar geradezu bestürzend schlecht (so etwas darf bei dem hohen Anschaffungspreis nicht passieren!). Abgesehen von der schwankenden Qualität der Werkbesprechungen hätten den Personenartikeln insgesamt konsequentere redaktionelle Vorgaben gut getan: Als Beispiel seien hier nur die sehr unterschiedlich ausgefallenen Werkverzeichnisse genannt: Die Spanne erstreckt sich von der Mitaufnahme „verlorener Werke“ (vgl. „Mondonville“) bis zum Weglassen der kompletten Kammermusik mit Ausnahme der Violinsonaten.

Im Fall von Mendelssohn geschah Letzteres offensichtlich nicht ohne Begründung, kanzelt doch die Autorin dessen sicherlich nicht unbedeutendes kammermusikalisches Schaffen mit unbedacht übernommenen Vorurteilen aus der Rezeptionsgeschichte schlicht ab. Im Gegensatz dazu fällt die Werkauswahl von Mendelssohns Musikerkollegen Louis Spohr glücklicherweise bedeutend umfangreicher aus, zumal es hier auch für den Laienmusiker in unterschiedlichsten Besetzungen noch viel Interessantes zu entdecken gibt.

Sicherlich kann man bei einem Buchprojekt dieser Dimension und inhaltlichen Ausrichtung nicht jedem gerecht werden. So scheint mir der Band weniger interessant für die angesprochenen Wissenschaftler oder Geigenbauer zu sein, die auf anderen Wegen höheren Erkenntnisgewinn erfahren. Dagegen ist das Lexikon für Pädagogen, Geigenschüler, Liebhaber des Instruments und professionelle Instrumentalisten (ohne größere Bibliothek im Hintergrund) eine gute Handreichung für schnell aufzufindende erste Informationen zu einer Fülle von Aspekten des Instruments.

Für die geplante zweite Auflage wäre anstelle des etwas überflüssig wirkenden Artikelverzeichnisses ein detailliertes, vielleicht thematisch sortiertes Register durchaus wünschenswert.

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