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Gegenmodell zur Simplizität

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Der brasilianische Komponist Flo Menezes und sein Konzept einer „maximalistischen Musik“
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Mit dem Titel „Neue Ars Subtilior“ spielt Flo Menezes – gegenwärtig einer der bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten der brasilianischen Neuen Musik – auf den Stilbegriff der Ars subtilior aus der Zeit um 1400 an, der für das Überraschende steht, aber auch für eine Abkehr von einem harmonischen, ausgewogenen Kompositionsstil, hin zum Gezierten, Kapriziösen und Spannungsgeladenen.

Menezes, 1962 in der Metropole São Paulo geboren, lebt seit den 1980er-Jahren in Europa, vor allem Deutschland. Bereits während seiner Jugend hatte er begonnen, Deutsch zu lernen und sich mit den Kompositionskonzepten und ästhetischen Prinzipien europäischer Komponisten wie Berio, Boulez, Webern, Pousseur, Stockhausen sowie mit Linguistik und der Literatur von Joyce und Jakobson auseinanderzusetzen. Er selbst sagt, dass er sich als „Enkel“ der Post-Webern’schen Generation beziehungsweise der Zweiten Wiener Schule empfindet.

Im Anschluss an seinen Kompositionsunterricht bei Willy Corrêa de Oliveira – ein Schüler Pousseurs und Stockhausens sowie einer der herausragenden Avantgarde-Komponisten in Brasilien – führte ihn eine Einladung von Hans Ulrich Humpert 1986 ins Studio für elektronische Musik der Kölner Musikhochschule. Die Prägung dieser Jahre legten nach eigener Aussage den Grundstein für Menezes Musikverständnis etwa von der sozialen Rolle von Musik.

Die Vorstellung seiner Arbeit als Komponist findet in „Nova Ars Subtilior“ auf sehr vielfältige Weise statt: Gegliedert in drei Teile, erläutert Menezes die zentralen Aspekte und Prinzipien seines kompositorischen Schaffens wie Konzepte von Form, Harmonie, Zyklischen Modulen et cetera, wobei er seine Ausführungen mittels Partiturausschnitten, Grafiken, Zeichnungen sowie persönlichen Erklärungen und Kommentaren veranschaulicht, die teilweise durch Denkanstöße aus Vorträgen und Publikumsdiskussionen (z.B. „Für eine Morphologie der Interaktion“, Vortrag mit Publikumsdiskussion und Konzert, 2001/Köln) unterfüttert werden.

Menezes’ Schaffen umfasst ein breites Spektum, das von Solowerken über Kammermusik, Orchesterwerke, elektroakustische Kompositionen bis hin zu Oratorium und Ballett reicht. Im vorliegenden Band werden zwei der Hauptwerke Menezes’ – „Pulsares“ (1998–2000) und „labORAtorio“ (1991, 1995, 2003) – herausgegriffen und im Hinblick auf ihre Grundprinzipien beispielhaft diskutiert. Im Falle von „labORAtorio“ geschieht dies beispielsweise mittels detaillierter Erläuterungen zum Ursprung des Werkes, zu Konzeption und musikalischen Charakteristika. Im Vergleich mit herkömmlichen oratorischen Werken werden Gemeinsamkeiten, aber auch signifikante Unterschiede herausgearbeitet.

Ein eigenes Kapitel ist Menezes’ Konzeption des musikalischen Maximalismus gewidmet, einem „Gegenkonzept“ zu musikalischer Simplizität, das sich durch eine besondere Vielschichtigkeit des musikalischen Werks auszeichnet mit „transtextuellen“ dialogischen Bezügen zu anderen Bereichen wie etwa der Geschichte. Abschließend führt ein längerer Dialog zwischen Flo Menezes und dem Herausgeber Ralph Paland in einen philosophischen Diskurs über die Hauptcharakterzüge von Menezes’ Schaffen.

Flo Menezes: Nova Ars Subtilior. Essays zur maximalistischen Musik, hg. von Ralph Paland, Wolke Verlag, Hofheim am Taunus 2014, 278 S., € 29,00, ISBN 978-3-95593-058-5

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