Was wäre denn Wien ohne seinen „Heurigen“, einem herben Weißwein, dem Veltliner nämlich, den wohl jeder Wien-Besucher schon in einem Heurigen-Lokal probiert hat. So wie dieser Wein ist auch die Musik, die diese geselligen Zusammenkünfte begleitet: zwischen süß und bitter abgestimmt, zwischen sauer und resch, herb eben. Die Grundthemen des Wienerliedes sind seit seiner Entstehung die gleichen geblieben: die Sehnsucht nach dem, was früher war, das Eigenlob und Wein, Weib und Gesang.
Das Wienerlied, hrsg., eingeleitet und kommentiert von Roland Joseph Leopold Neuwirth, Paul Zsolnay Verlag Wien 1999, 328 Seiten, davon 220 Seiten mit Noten, 54 Mark. Was wäre denn Wien ohne seinen „Heurigen“, einem herben Weißwein, dem Veltliner nämlich, den wohl jeder Wien-Besucher schon in einem Heurigen-Lokal probiert hat. So wie dieser Wein ist auch die Musik, die diese geselligen Zusammenkünfte begleitet: zwischen süß und bitter abgestimmt, zwischen sauer und resch, herb eben. Die Grundthemen des Wienerliedes sind seit seiner Entstehung die gleichen geblieben: die Sehnsucht nach dem, was früher war, das Eigenlob und Wein, Weib und Gesang. Roland Josef Leopold Neuwirth, Jahrgang 1950, seines Zeichens selber Wiener, Autor, Sänger und Komponist, hatte schon als 15-jähriger seinen ersten Auftritt als Sänger im Wurstlprater. Anfang der 70er entdeckte er die Schrammelmusik für sich – und somit auch das Wienerlied. Seitdem hat er bereits unter anderem mit seinen „Extrem-Schrammeln“ zehn Tonträger veröffentlicht und sich um die Weiterentwicklung der traditionellen Wiener Volksmusik sehr verdient gemacht. 1993 wurde ihm der Nestroy-Ring für seine Leistungen verliehen.Verdienstvoll ist auch das soeben erschienene Werk, denn es wird sicherlich für die Verbreitung wirklich gehalt- und qualitätvoller Lieder sorgen. Während die üblichen Notensammlungen eher wahllos auch Massenprodukte und sentimentalen Einheitsbrei veröffentlicht haben, hat sich Neuwirth bemüht, authentische Schätze wiederzuentdecken, vom Staub zu befreien und sie musikalisch zu bearbeiten. Das umfangreiche Notenmaterial ist sehr gut lesbar, da das Buchformat großzügig gewählt wurde.
Unterteilt ist das Ganze in verschiedene Themenbereiche: „Rauschiges und Flauschiges“ enthält zum Beispiel Trinklieder angefangen von den „Ottakringer Heurigen-Gstanzln“ bis zu eigenen Werken des Herausgebers: „Öl in die Venen“ oder dem „Uhudler-Dudler“: „Gestern träumt mir ehrlich, ein UFO, groß und g’fährlich, is mitt’n in der Zeilergass’n g’landt.../ Steigt aus a grünes Mannderl und wach’lt mit sein Handerl und sagt: ‚Hörst, Freund, i irr da scho zwa Lichtjahr umeinand! In unserer Galaxis, die ung’miatlich und lax is, da wachst ka guates Tröpferl weit und breit...“
Zeitgemäße Themen wurden also mit dem gewohnten Humor und viel Wiener Schmäh in der Tradition H.C. Artmanns, André Hellers und Helmut Qualtingers zu neuen Liedern verbraten, die den alten in nichts nachstehen. Immens wichtig ist der Themenkomplex Tod. Den hat der realitätsbezogene Wiener nämlich ständig vor Augen, damit er das Leben bewusster genießen kann. Manchmal verniedlicht er ihn zwar, doch weggeleugnet wird er nie, schließlich muss und will er ja auch letztendlich von der Bühne des Lebens abgehen und in den Himmel kommen: „Wir haben unseren Stammplatz in der ersten Reihe, die Engerln füllen die Glaserln, und der Himmelvater, dessen Lieblingskinder wir sind, ist der bester Wirt.“
Im Auftakt zeichnet Roland Neuwirth einen knappen unterhaltsamen historischen Abriss, in dem er auch die wichtigsten Persönlichkeiten bis heute und die Instrumentierungen vorstellt. Jedes Lied wird vom Herausgeber kommentiert. Leider fehlen bei den Noten selbst die Jahreszahlen, jeder Themenkomplex ist jedoch chronologisch aufgebaut.
Wer also endlich die wahre Geschichte vom lieben Augustin, von Pawlatschen und der alten Engelmacherin erzählt bekommen will, ist hier bestens bedient. Das Buch lädt zum Mitsingen ein, auch professionelle Sänger, Lehrer und interessierte Laien werden hier sicher fündig. Das Bildmaterial beschränkt sich auf die Innenseiten der Umschläge, was schade ist, aber man kann eben nicht alles haben, net wohr?