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Intensiver, nicht-linearer Zugang

Untertitel
Zur Lernwelt Erwachsener im Instrumentalunterricht
Publikationsdatum
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Didaktische Impulse für ein Lernen in der Lebensspanne möchte dieses Werk in der Reihe „Üben & Musizieren – Texte zur Instrumentalpädagogik“ geben. Das tut es in vielfältiger Weise. Wie für diese Reihe üblich, befinden sich Zusatzinformationen auf einer dem Buch beigelegten DVD und im Download-Bereich www.musikpaedagogik-online.de.

Damit ist bereits ein Spezifikum dieser Publikation angedeutet. Sie bietet eine Fülle an Informationen und Anregungen zu einem für Instrumental-Pädagogen immer aktueller werdenden Thema. Dem Vorwort ist zu entnehmen, dass es sich hier um die Dokumentation eines Hochschulprojektes handelt. Es basiert auf drei Informationsquellen: Interviews mit erwachsenen Laien, die von fortgeschrittenen Studierenden in einem Instrument oder Gesang unterrichtet werden, Interviews mit diesen lehrenden Studierenden sowie Video-Aufnahmen dieses Unterrichts. Außerdem wurde umsichtig und umfangreich Literatur zum Thema „Instrumentalunterricht mit Erwachsenen“ gesichtet.

In der Einleitung werden die demografische Entwicklung in Deutschland sowie das Musizierverhalten von erwachsenen Laien mit statistischem Material belegt, zugleich die Problematik der Begrifflichkeit „Erwachsenenbildung“ herausgearbeitet, ebenso das Projekt näher erläutert. In den folgenden beiden Hauptkapiteln werden die Voraussetzungen im Instrumentalunterricht mit Erwachsenen sowie die Planung und Durchführung eines solchen Unterrichts thematisiert. Etwas verwirrend erscheinen die Kapitelüberschriften, die manchmal in Frageform, dann ohne erkennbare Logik wieder in substantivischen Wendungen zum Weiterlesen einladen. Ähnlich verwirrend könnte die Darstellung der Information innerhalb der einzelnen Kapitel erscheinen. Nach eingangs gestellten zentralen Fragen zum Unterthema werden diese dann durch sehr gut recherchierte, umfangreiche Informationen aus Forschungsansätzen unterschiedlichster Genres, durch Erfahrungen der lehrenden Studierenden und durch Einzelaussagen aus den Interviews mit den erwachsenen Schülern beantwortet.

Im Verlauf der Lektüre und nach intensiver Betrachtung der DVD stellt man allerdings fest, dass diese „leichte Unlogik“ offensichtlich genau dem Lernweg Erwachsener entspricht. So kommen Spiekermann und ihre engagierten studentischen Mitarbeiter zu der Erkenntnis, dass „der instrumentale Lernprozess Erwachsener nicht geradlinig verläuft und dass man ihn als Lernen in der Lebensspanne begreifen muss. In ihren Erfahrungsräumen und mit ihren subjektiven Bedeutungszuschreibungen schreiten Erwachsene nicht-linear fort – auf Umwegen, in Abschweifungen, auch im Innehalten, jeweils geleitet von ihrer subjektiven Zeit.“ (S. 125)

Zusammenfassend kann man die Erkenntnisse dieses Projekts als Ermunterung für jeden Instrumental- und Vokalpädagogen interpretieren, in der Arbeit mit Erwachsenen individuell und einfühlsam zu handeln, zugleich Richtung gebend sowie partnerschaftlich zu agieren sowie das Musizieren weniger ergebnisorientiert als vielmehr prozessorientiert zu betrachten. Um sich darauf einzustellen und einzulassen, bietet diese Publikation vielfältige Anregungen. Wünschenswert wäre nun eine systematische Auswertung der umfangreichen Aussagen und Quellenstudien zum instrumentalen Musizieren von Erwachsenen.

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