Wenn musikpädagogische Ideen so leichtfüßig daherkommen, müssen erfahrene Pädagogen dahinterstehen. Das sind die beiden Autorinnen Susi Reichle-Ernst und Ulrike Meyerholz, die mit „Tatzentänze, Mäuseschwänze“ ihr fünftes Buch vorlegen. Es richtet sich an Kinder zwischen zwei und zehn Jahren in Eltern-Kind-Gruppen, Kita, Grund- oder anderen Schulen. Spiele, Geschichten, Lieder und Tänze sind leicht umzusetzen und lassen Raum für eigene Ideen. Das ansprechende Erscheinungsbild mit ausdrucksvollen Fotos und Kinderzeichnungen ermöglicht eine schnelle Orientierung.
Der Hauptteil widmet sich verschiedenen Tieren, die zunächst in ihrer Besonderheit vorgestellt werden, gefolgt von einer Übersicht der zahlreichen Spielideen. Klingende Geschichten, Gedichte und fein abgestimmte, fantasievolle Lieder von Gerda Bächli und Ulrike Meyerholz stimmen in die Tierthemen ein. Was das Buch zu einem besonderen macht, sind vor allem die Bewegungsspiele zur Musik auf der beiliegenden CD, bei denen eine Grundidee weiterentwickelt wird. Während die Kleinen durch Bewegungslandschaften klettern, erproben die Älteren komplexere Bewegungen oder Schuhplattlerkombinationen.
Die Ideen werden mit wenigen Worten oder auch durch Fotos lebendig und fantasieanregend erläutert. Der Bezug zum natürlichen Spiel des Kindes macht das Buch insbesondere auch für Erzieherinnen attraktiv, selbst wenn diese die bezaubernden Lieder in der Regel nur mit Hilfe von Notenkundigen aufgreifen können. Der Hauptteil des Buches ist ergänzt durch einen kleineren Teil, in dem Fortbewegungsarten zu perkussiv angelegten Musikbeispielen lustvoll erprobt werden können. Zwar stehen diese kleinen Übungen nicht in unmittelbarer Beziehung zu den Tierthemen, doch bereichern sie das kreative Spiel der Kinder und erhöhen ihre Sensibilität für Tempo, Raum und Bewegungsqualität.
Immer wieder stellt sich im Zusammenspiel mit Bewegung und Tanz die Frage nach der passenden Musik – insbesondere wenn die eigenen Fähigkeiten am Instrument nicht ausreichen oder keine passende Musik zu finden ist. Hier bieten die assoziationsreichen Kompositionen von Roman Wyss einen schönen Fundus. Stilistisch vielfältig knüpft die Musik mit Klängen aus Pop, Jazz, Folk oder Klassik an Vertrautes an und geht schnell ins Ohr. Sie lockt die kindliche Fantasie und macht das Spiel der Kinder zu einem emotionalen Erlebnis. Mit abwechslungsreichen Arrangements sind die weitgehend live eingespielten Stücke genau auf die Bewegungsideen zugeschnitten.
Da die Kompositionen notiert vorliegen, können sich Notenkundige schnell orientieren – Notenunkundige finden sich Dank der eindeutigen Charakterwechsel ebenso leicht hörend zurecht. Insgesamt bietet „Tatzentänze, Mäuseschwänze“ mit seiner Fülle an Ideen und Material eine Fundgrube für eine breite Gruppe musikpädagogischer Laien wie Profis. Durch alle Ideen sprechen Erfahrung, Leichtigkeit und Spielfreude.
Ulrike Meyerholz/Susi Reichle-Ernst/Roman Wyss: Tatzentänze, Mäuseschwänze. Spielideen für den bewegten Unterricht von der Eltern-Kind-Gruppe bis ins Grundschulalter, Zytglogge, Oberhofen 2014, 160 S., Abb., CD, e 29,50, ISBN 978-3-7296-0882-5