Vor uns liegt ein Musikwerk für das erste Schuljahr in der Grundschule, das mit dem Anspruch antritt fächerübergreifend für die Fächer Kunst und Musik konzipiert zu sein. Die Grundlagen für diese Konzeption finden sich im Lehrerhandbuch, dem ich mich als erstes zuwende.
Kemming, Katharina u.a. (Hg.): Unser Musikspielbuch MUK 1 fächerverbindend für Musik und Kunst, Klett Verlag, Stuttgart 1999/2000. Schülerbuch 1 und 2, Lehrerhandbuch 1 und 2, Doppel-CD Vor uns liegt ein Musikwerk für das erste Schuljahr in der Grundschule, das mit dem Anspruch antritt fächerübergreifend für die Fächer Kunst und Musik konzipiert zu sein. Die Grundlagen für diese Konzeption finden sich im Lehrerhandbuch, dem ich mich als erstes zuwende. In einem ersten Schritt geht es darum, die „Rahmenbedingungen für Musik- und Kunstunterricht heute und morgen“ mit Blick auf den (Musik-) Unterricht abzustecken. Diese drei Rahmenbedingungen lassen sich dann weiter untergliedern. Zeitgemäßer Unterricht hat die Lebenswelt der Kinder, die individuellen Vorbedingungen und die sozialen Bedingungen zu berücksichtigen, was hier in erster Linie heißt, kompensierend einzugreifen, fast therapeutisch wirksam zu werden.Die zweite Rahmenbedingung betrifft die Lehrer- und Schulsituation in den Fächern Kunst und Musik, die sich als nicht besonders rosig herausstellt. So wird in eher seltenen Fällen qualifizierter Fachunterricht erteilt, fächerverbindender Unterricht erscheint oftmals nur rudimentär.
Die dritte Bedingung knüpft an Besonderheiten des Anfangsunterrichtes, wobei hier in erster Linie „ganzheitlich vernetztes Erleben und Erfahren und Denken“ der Grundschulkinder berücksichtigt werden muss.
Im Anschluss an die Rahmenbedingungen geht es um „grundlegende Ansätze der fächerverbindenden Konzeption“. Grundgedanke ist sowohl der „Erhalt der Fächerperspektiven“ als auch eine Nutzung der „Chancen und Möglichkeiten integrativen Arbeitens mit Musik und Kunst“.
Um einen dilettantischen Umgang mit beiden Fächern zu vermeiden, ist man geneigt eine Qualität der Inhalte zugunsten einer Intensität, einer Vielfalt der Umgangsweisen und einer Vernetzung zu verringern. „Basisqualifikationen, Basiswissen in beiden Fächern haben Vorrang vor Qualifikationen und Wissen, die für das Kind heute wenig Bedeutung haben“.
Folgende Grafik zeigt den „Stellenwert der beiden Fachperspektiven im Verhältnis zu den anderen Fächern des Fächerkanons“:
Eine Verbindung zu den anderen Fächern lässt sich inhaltlich, aber auch über den Bereich der Herausbildung verschiedener Schlüsselqualifikationen verdeutlichen: Eine Intensivierung der Wahrnehmungsdifferenzierung, eine Entwicklung einer individuellen Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeit, eine Entwicklung sozialer Kompetenz, eine Entwicklung der Selbstkompetenz und eine Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit.
Neben diesen Grundkompetenzen geht es natürlich um die Entwicklung eines musikalischen und künstlerischen Basiswissens. Für den Bereich der Musik entwickelt sich dieses in Umgang mit den Lernfeldern Stimmen und Lied, Instrumente und Klangmaterialien, des Weiteren im Umgang mit Musik-Werken und sowohl grafischer als auch traditioneller Notation. Es muss wohl kaum hervorgehoben werden, dass es in allen Bereichen zu einer zunehmenden Differenzierung kommt.
Das künstlerische Basiswissen entwickelt und differenziert sich im Umgang mit den Lernfeldern Zeichen und Grafik, Malerei und Farbe, Körper und Raum, Spiel und Aktion mit Figuren, des Weiteren im Umgang mit Werken sowohl der bildenden Kunst als auch der Zeichen- und Bildsprache. Die Vernetzung von Kunst und Musik zeigt sich unter anderem in der Entwicklung verschiedener Parameter und Strukturen.
Die bisher erschienenen Schülerbücher (Band 1 und 2) und die Lehrerhandbücher 1 und 2 zeigen, dass sich jeder Band aus 18 Erlebnis- und Erfahrungsfeldern beziehungsweise Thematischen Einheiten (TE) zusammensetzt, die sich jahreszeitlich oder an den Hauptfächern oder der Fantasie- und Sozialwelt der Kinder orientieren, und die einer Binnenstruktur folgen, das heißt eine zunehmende Differenzierung der Fähigkeiten und Fertigkeiten anstreben.
Die Autoren sprechen von einem multimedialen Werk und meinen damit, dass außer dem Lehrerhandbuch ein Schülerbuch, eine CD und Arbeitsblätter jeweils eine Einheit für die Gestaltung des Unterrichts bieten.
Wie dieser multimediale Ansatz praktisch wirksam werden kann, zeigen die Autoren an der Thematischen Einheit 17 (TE 17). Kommentare und Material dazu findet sich im Lehrerhandbuch 1 auf den Seiten 35 und 36 und 144 bis 149. Ebenfalls dazu gehören die Arbeitsblätter 44 bis 46, die Seiten 48 und 49 und 84 und 85 des Schülerbuches 1 und die Hörbeispiele 33 bis 35 der CD 1 sowie die Hörbeispiele 30 und 31 der CD 2. Ausgangspunkt ist hier die Betrachtung der Wolkenbilder Seite 48 und 49 im Schülerbuch 1. Die sich frei äußernde Fantasie findet eine Vertiefung des Erlebnisses durch Hinzutreten der Hörebene (CD 1 Hörbeispiel 33). Dieses Eintauchen in die Wolkenwelt äußert sich dann eben nicht nur musikalisch, sondern findet seinen Ausdruck im Malen von Wolkenbildern. Als weiteres Element tritt hier der Wind hinzu, der überleitet zum Instrumentenselbstbau, hier zum Bau von Panflöten. Bei einer anschließenden Klanggestaltung experimentieren die Schüler mit einzelnen Bambusrohren. In Verbindung mit Metallklangstäben entsteht hoffentlich eine schwebende Windmusik. Variationen entstehen durch dynamische Akzente beziehungsweise durch unterschiedliche Dirigenten. Ein weiteres Medium in diesem Rahmen bildet ein Bewegungsspiel beziehungsweise ein Spiellied. Den Abschluss eines jeden Themas bilden Überlegungen zu dem, was erfahren und gelernt wurde. Hier wird dann zwischen einer Musik- und einer Kunstperspektive unterschieden.
Inwieweit sich der MUK-Ansatz durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Interessant ist er in jedem Fall. Die Beschreibungen im Lehrerband erscheinen mir durchaus hilfreich bei der Umsetzung der Konzeption. Das Schülerbuch (Band 1) ist sehr ansprechend gestaltet. Arbeitsblätter (im Lehrerband) und die jeweilige CD erscheinen mir eine sinnvolle Ergänzung des Materials zu sein. Ganz wesentlich ist mir die fächerübergreifende Perspektive und eine mögliche Ausweitung zum projektorientierten Ansatz.