Von Sachbuch bis Kultur- und Bildungspolitik
Biografisches
Alfred Brendel: Nach dem Schlussakkord. Fragen und Antworten. Mit einem Nachwort von Peter Hamm, Hanser Verlag, München 2010, 112 S., € 12,90
Ich erinnere mich noch gerne an eines seiner letzten Konzerte in der Konzertkirche in Neubrandenburg. Wir erlebten mit ihm zunächst einen wunderschönen Schubertabend, danach ging es noch zum gemeinsamen Essen. Auf die Frage, was die Kellnerin ihm Typisches aus der Region empfehlen könnte, antwortete sie: „frisch geschlachtetes Straußenfilet“. Brendel fing herzhaft an zu lachen. Doch die Kellnerin klärte auf, dass es tatsächlich eine Straußenfarm in der Nähe von Neubrandenburg gebe. Er freute sich über den Witz dieser Begebenheit und war fest entschlossen, diese in eines seiner Gedichte einfließen zu lassen. Diese Verbindung aus Humor und Geist bei Alfred Brendel findet bei mir großen Anklang. Das Buch „Nach dem Schlussakkord“ gewährt als geistreiche Sammlung von Gesprächen, Notizen und Interviews Einblick in seine Gedankenwelt.
Prof. Dr. Sebastian Nordmann, Intendant des Konzerthauses Berlin
Ulf Drechsel (Hg.): Zwischen den Strömungen. Karlheinz Drechsel. Mein Leben mit dem Jazz, Greifenverlag, Rudolstadt 2011, 350 S., e 26,90
Karlheinz Drechsels Lebenserinnerungen sind ein ungemein persönliches Buch geworden, das weit mehr erzählt als seine Jazzgeschichte. Es ist die Geschichte eines Mannes mit einer Passion, die er gegen alle Widrigkeiten verfolgte und der er bis heute treu blieb. Mit seinen Erinnerungen an sein Jazzleben liefert Drechsel dabei einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der deutschen Jazzgeschichte.
Dr. Wolfram Knauer, Direktor des Jazzinstitut Darmstadt
Andreas Gursky: Werke – Works. 80 – 08, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2011, 269 S., € 39,80
über-fülle!
Hans-Joachim Hespos, Komponist
Elke Heidenreich (Hg.): Ein Traum von Musik – 46 Liebeserklärungen, Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2010, 384 S., € 19,95
Über ihre Beziehungen zur Welt der Töne und Harmonien berichten so unterschiedliche Persönlichkeiten wie unter anderem Campino, Jürgen Flimm, Heiner Geißler, Maren Kroymann, Reinhard Mey, Roger Willemsen, Volker Schlöndorff, Bernd Schröder und – natürlich – Elke Heidenreich. Es wechseln sich spannende mit bewegenden und amüsanten Geschichten rund um die Musik ab. Allen Autoren ist eines gemeinsam – die Leidenschaft für die Macht der Töne.
Gitta Connemann, Mitglied des Deutschen Bundestages
Will Friedwald: A Biographical Guide to the Great Jazz and Pop Singers, Pantheon Books, New York 2010, 811 S., € 42,75
DAS Standardwerk für alle Interpreten des Great American Songbooks. Hoch informativ und zugleich sehr vergnüglich zu lesen.
Prof. Joe Viera, Dozent und Autor
Hans Neuenfels: Das Bastardbuch. Autobiografische Stationen, Edition Elke Heidenreich bei Bertelsmann, München 2011, 512 S., € 24,99
Weit mehr als eine hinreißend geschriebene Autobiographie, eine Geschichte des Theaters und der Oper während eines halben Jahrhunderts, von einem, der sie mit nie nachlassender Intensität inszeniert und zu erzählen versteht.
Nike Wagner, Leiterin des Kunstfestes Weimar „Pèlerinages“
Hans Neuenfels: Das Bastardbuch. Autobiographische Stationen, Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2011, 512 S., € 24,99
Der hoch gebildete deutsche Theatermacher, Autor und Opernregisseur rechnet in seiner Autobiographie „Das Bastardbuch“ mit sich und der deutschsprachigen Kulturszene in gewohnter Schonungslosigkeit ab. Einmal mehr wird deutlich, warum Neuenfels als einziger der großen Regisseure des 68-Theaters noch ganz vorne mitspielt: Es ist seine nie nachlassende Neugierde auf Neues. Darüber hinaus bietet das Buch einen lebendigen Querschnitt der letzten fünfzig Jahre Theater- und Opernwelt aus der Sicht des 70-jährigen Großmeisters.
Dr. Christian Kröber, Rechtsanwalt Urheberrecht
Patti Smith: Just Kids. Die Geschichte einer Freundschaft, Fischer, Frankfurt am Main 2011, 322 S., € 9.90
Die Rocksängerin, Malerin und Fotografin schildert die Jahre ihres Lebens mit Robert Mapplethorpe, einem der umstrittensten Künstler des 20. Jahrhunderts. Ein berührend-poetischer Erlebnisbericht der Subkultur New Yorks der 1960er- und 1970er-Jahre. Ihr Leben von der größten Armut bis hin zum Weltruhm, in einem Guss geschrieben und spannend bis zur letzten Seite. Eine Nacht ging für die Lektüre drauf.
Prof. Dr. Eva Rieger, Musikwissenschaftlerin
Robert Spruytenburg: Das LaSalle-Quartett: Gespräche mit Walter Levin, Edition Text und Kritik, München 2011, 428 S. und 1 CD, € 49,00
Musik- und Zeitgeschichte eröffnen sich nur selten so lebendig und kompetent wie im Gespräch mit Walter Levin. Als jüdischer Emigrant gründete er 1947 in New York das LaSalle-Quartett, das sich vor allem durch den Einsatz für zeitgenössische Musik und Musik der Zweiten Wiener Schule einen Namen machte. Der Chemieingenieur und Musikenthusiast Robert Spruytenburg hat das Quartett-Archiv in der Sacher-Stiftung penibel und leidenschaftlich durchforstet, viele Gespräche mit Levin verschriftlicht und so ein fesselndes und vielschichtiges Selbstporträt des Musikers geschaffen.
Dr. Meret Forster, Bayerischer Rundfunk
Robert Spruytenburg: Das LaSalle Quartett. Gespräche mit Walter Levin, edition text und kritik, München 2011, 428 S. und 1 CD, e 49,00
Die Lebensgeschichte eines überragenden Streichquartetts und seines wunderbaren Primarius. Hier geht es wirklich um die Musik: Das Duo Levin-Spruytenberg – ein Glücksfall!
Nike Wagner, Leiterin des Kunstfestes Weimar „Pèlerinages“
Michael Stegemann: Franz Liszt – Genie im Abseits, Piper, München 2011, 528 S., € 26,99
Eine Biographie, in der nicht das Leben, sondern die Essenz der Werke im Vordergrund steht. Fast ein modernes Thema: wie Klischees und Schlagzeilen verhindern, dass die Menschen jenseits von Voreingenommenheit einen echten Blick auf die Geistigkeit eines Spätwerks werfen. War es bei J.S. Bach zum Beispiel möglich die „Tiefe“ der späten künstlerischen Jahre zu würdigen, so verbaute sich Liszt mit seiner popstarhaften Aura zunächst den Blick aufs wirkliche Genie.
Prof. Dr. Enjott Schneider, Komponist
Mark Pointon, Ray Smith: Goin’ Home. The Uncompromising Life and Music of Ken Colyer, Ken Colyer Trust, London 2010, 368 S. und 1 CD, 20 Britische Pfund
Eine wunderbare Lektüre, die eigentlich gerade auch denjenigen Lesern empfohlen wird, die sich mit dem Trad Jazz Colyer’scher Prägung nie anfreunden konnten, weil es so viel erklärt über ästhetische Selbstfindung und ein Konzept, das nie wirklich den Moden folgte. Und nicht zuletzt: ein unglaublicher Fundus an Material zu einem ganz speziellen und weithin vernachlässigten Kapitel der europäischen Jazzgeschichte.
Dr. Wolfram Knauer, Direktor des Jazzinstitut Darmstadt
Johannes Wallmann: Die Wende ging schief oder warum Biografie mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit ist, Kulturverlag Kadmos, 2009, 360 S., € 19,90
Spannender und packender sehr persönlicher Zwischenbericht über eine Zeit in der ehemaligen DDR, über die nicht nur Wessis zu staunen nicht aufhören können! Mehr davon wünscht man sich!
Ulf Werner, Programm- und Orchesterdirektor des Konzerthaus Berlin
Sachbücher
Jürgen Wasim Frembgen: Nachtmusik im Land der Sufis – Unerhörtes Pakistan, Waldgut, Frauenfeld 2010, 196 S., € 16,00
Jürgen Wasim Frembgen: Am Schrein des roten Sufi – fünf Tage und Nächte auf Pilgerfahrt in Pakistan, Waldgut, Frauenfeld 2008, 168 S., € 16,00
In der Reihe „Gedächtnis der Völker“ erzählt der Ethnologe (und Leiter der Orientabteilung am Münchner Museum für Völkerkunde) von seinen faszinierenden Reisen durch die Musikwelten Pakistans, von wilden Pilgerfahrten der Derwische und Fakire, ekstatischen Trancenächten und hochvirtuosen, mystischen Konzerten. Frembgen berichtet lebendig, einfühlsam und empathisch von der ungebrochenen Kontinuität der Sufimusik an den Heiligenschreinen in Pakistan, von Ritualen und Ereignissen „nur für Männer, keine Frau ist weit und breit zu sehen.“ (Nachtmusik, S. 33) Wesentlich und entscheidend sind die Auslassungen zum Musikverbot der islamischen Fundamentalisten und die authentische Beschreibung der Selbsterfahrung in diesem „Fremden Hören“, das für Frembgen eine Schule des Horchens geworden ist. (Nachtmusik, S. 142). Eine ausführliche Auswahl von seltenen Tonträgern und ihren Bezugsquellen bereichert die spannenden Klangreisen.
Peter Michael Hamel, Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Ralph Bollmann: Walküre in Detmold – Eine Entdeckung durch die deutsche Provinz, Klett-Cotta, Stuttgart 2011, 285 S., € 19,95
Eine sachlich informative, unromantische Liebeserklärung an die weltweit einzigartige Opernlandschaft in Deutschland. Sehr gut als Geschenk für Opernliebhaber geeignet.
Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung
Thomas W. Jacobsen: Traditional New Orleans Jazz. Conversations with the Men Who Make the Music, Louisiana State University Press, Baton Rouge 2011, 244 S., € 17,99
Eine kurzweilige, überaus lehrreiche Lektüre über eine lokal-regionale Szene, die bis heute nichts an ihrer Lebendigkeit und ihrer Bedeutung für die Jazzentwicklung verloren hat.
Dr. Wolfram Knauer, Direktor des Jazzinstitut Darmstadt
Dietrich Korsch, Klaus Röhring, Joachim Herten (im Auftrag der evangelischen Akademie Hofgeismar) (Hg.): Das Universum im Ohr. Variationen zu einer theologischen Musikästhetik, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, 264 S. und DVD, € 34,00
Hier wird ein Schlüssel-Satz von Helmut Lachenmann (aus „Musik als existenzielle Erfahrung“) weitergedacht: „Musik hat Sinn doch nur, wenn sie über ihre eigene Struktur hinausweist
auf Strukturen – das heißt Wirklichkeiten und Möglichkeiten – um uns und in uns selbst.“ Wer kritisch nach Deutungsmöglichkeiten von „Bedeutung“ in musikalischen Kontexten sucht (von Schuberts „Doppelgänger“ bis Feldmans „King of Denmark“ oder Schnebels „Rufe“), findet hier reiches Denk-Material. „Anstößig“ und auf hohem kritischen Niveau sind Analysen und Reflexionen zu Musikstücken versammelt, die lesenswert sind auch für die, die einem vorschnellen „Ins-Spiel-kommen“ des Religiösen in Kunstdingen distanziert gegenüber stehen.
Dr. Nikolaus Brass, Komponist, Münchner Gesellschaft für Neue
Musik
Peter Kraut: Kunstmusik, Sounddesign und Popkultur – Zugänge zur zeitgenössischen Musik, Pfau Verlag, Saarbrücken 2011, 176 S., € 15,00
Ein Buch für Leser und Hörer, die ihren Ohren keine Schranken setzen wollen. Mit wenigen, aber treffenden Worten öffnet der Autor Türen in so unterschiedliche Klangwelten wie die von den Beatles und John Cage, John Coltrane oder auch den Einstürzenden Neubauten. Es macht Lust auf die Töne und den jeweiligen Kosmos dahinter und steckt souverän einen weiten Horizont ab, der heute eigentlich selbstverständlich sein sollte, es aber für viele Musikliebhaber und professionelle Musikbetrachter längst noch nicht ist.
Roland Spiegel, BR-Klassik
Laurenz Lütteken: Musik der Renaissance: Imagination und Wirklichkeit einer kulturellen Praxis, Metzler, Kassel-Stuttgart-Weimar 2011, 241 S., € 29,95
…ein vorzügliches, von übergreifenden Gesichtspunkten bis zu eindringlichen Detailanalysen vordringendes Buch, das geeignet ist, auch Nichtspezialisten an ein Gebiet heranzuführen, dem leider allzu wenig öffentliche Aufmerksamkeit gilt.
Peter Gülke, Dirigent, Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller
Jürgen Oberschmidt: Mit Metaphern Wissen schaffen. Erkenntnispotentiale metaphorischen Sprachgebrauchs im Umgang mit Musik, Wißner-Verlag, Augsburg 2011, 374 S. , € 39,80
Die Arbeit eröffnet einen neuen und dennoch längst fälligen Weg, das alte Problem der sprachlichen Verständigung über Musik zwischen trockener Fachbegrifflichkeit und poetischer Anmutungssprache durch den Blick auf die Vermittlungskraft der Metapher einer Lösung zuzuführen und diese Erkenntnis in den Musikunterricht einzubringen. Zu loben ist darüberhinaus die Entscheidung des Verfassers, mit diesem Buch die Hörerziehung wieder deutlicher in den fachlichen Diskurs einzubringen. Sehr empfehlenswert.
Prof. Dr. Karl Heinrich Ehrenforth, Professor an der Musikhochschule Detmold
James Rondeau (Hg.): Cy Twombly. The Natural World: Ausgewählte Werke 2000-2007, Schirmer/Mosel, München 2009, 96 S., € 39,80
be-staunen
Hans-Joachim Hespos, Komponist
Sam Stephenson: The Jazz Loft Project. Photographs and Tapes of W. Eugene Smith from 821 Sixth Avenue, 1957-1965, Alfred A. Knopf, New York 2010, 268 S., € 25,95
Ein wunderbares Buch, über die Dokumentationsleidenschaft eines New Yorker Fotografen, der sein ganzes Haus mit Mikrophonen verkabelte und dabei auch Gespräche und Proben von Jazzmusikern einfing, etwa zu Thelonious Monks Town-Hall-Konzert.
Dr. Wolfram Knauer, Direktor des Jazzinstitut Darmstadt
Wissenschaft und Forschung
Detlef Altenburg(Hg.): Franz Liszt. Ein Europäer in Weimar. Katalog der Landesausstellung Thüringen, Verlag Walther König, Köln 2011, 286 S., € 29,00
Komponisten-Ausstellungen gelingen selten oder nie. Biographien lassen sich bequem ausstellen, Musik hingegen nicht. In Weimar ist es gleichwohl gelungen und dieser Katalog das ideale Geschenk zum 200. Geburtstag des Komponisten und seiner Zeit.
Nike Wagner Leiterin des Kunstfestes Weimar „Pèlerinages“
Udo Bermbach: Richard Wagner in Deutschland: Rezeption – Verfälschungen, Metzler, Stuttgart-Weimar 2011, 508 S., € 39,95
Das Buch setzt Maßstäbe und dies bereits im Hinblick auf das kommende Wagner-Jahr 2013.
Prof. Dr. Peter Ruzicka, Komponist, Münchener Biennale
Daniel Brandenburg, Frieder Reininghaus, Daniel Ender, Doris Weberberger (Hg.): Österreichische Musikzeitung, Böhlau Verlag, Wien seit 1946, zirka 120 S., Jahres-Abo € 44,00 zzgl. Versand
Mein Buch-Tipp gilt einer Heftreihe – einer Zeitschrift, die 1946 von Peter Lafite gegründet wurde und die seit einem Jahr einen enormen Kick erfahren hat: die Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Sechs Hefte geben Daniel Brandenburg und der Musikjournalist Frieder Reininghaus heraus, Themenhefte, die Daniel Ender und Doris Weberberger konzipieren. Profundes ist demnächst zur Musikkritik, zu Richard Strauss, zur Aufführungspraxis, zu Cage oder zu Eisler zu erwarten.
Burkhard Baltzer, KUNST+KULTUR (ver.di)
Ludwig Holtmeier, Richard Klein und Claus-Steffen Mahnkopf: Musik & Ästhetik. Herausgegeben von Klett-Cotta, Stuttgart, 15. Jahrgang 2011, Hefte 57-60
Musikbücher sind oft lesenswert, aber Gewichtiges erscheint eher in Form von Zeitschriften-Aufsätzen. Besser und reichhaltiger als in dieser Musikzeitschrift geschieht es sonst wohl nirgendwo.
Nike Wagner Leiterin des Kunstfestes Weimar „Pèlerinages“
François Jullien: Die stillen Wandlungen, Merve-Verlag, Berlin 2010, 179 S., € 16,00
François Jullien: Das Universelle, das Einförmige, das Gemeinsame und der Dialog zwischen den Kulturen, Merve-Verlag, Berlin 2009, 207 S., € 20,00
Beide Bücher gehören zusammen. Sie handeln vom Denken – dem griechischen und dem europäischen –, beschreiben die Abhängigkeit von der Sprache und vergleichen diesen Philosophiezusammenhang mit dem in der chinesischen Kultur. Dabei kommt man ins Grübeln über Abstracta in der Avantgarde wie zum Beispiel „Zeit“, über das Auffassen von „Übergängen“, etwa des Phaseshifting oder in meiner Technik der Rhythmus-Modulation. Eine Hilfe zur „Entkategorisierung“ der Musik, falls daran noch jemand Interesse hat.
Prof. Dr. Nicolaus A. Huber, Komponist
Fabian Kern: Soeben gesehen. Bravo, Bravissimo. Die Coburger Theatermalerfamilie Brückner und ihre Beziehungen zu den Bayreuther Festspielen, Gesellschaft für Theatergeschichte e.V., Berlin 2010, 444 S., € 42,00
Ein hervorragend ausgestatteter und bebilderter Band, der unter anderem ein neues Bild Cosima Wagners entwirft.
Sie beschränkte sich keineswegs auf das Kopieren alter Inszenierungen, sondern war fortschrittlich und offen für Neues. Ein Musterbeispiel für detaillierte Forschung und noch dazu ein Lesegenuß für alle, die sich für die Visualisierung von Musiktheater interessieren.
Prof. Dr. Eva Rieger, Musikwissenschaftlerin
Thomas Phleps, Wieland Reich (Hg.): Musik-Kontexte: Festschrift für Hanns-Werner Heister, Monsenstein und Vannerdat, Münster 2011, 1134 S. (2 Bd.), € 96,50
Diese Festschrift für Hanns-Werner Heister in zwei Bänden zu seiner diesjährigen Emeritierung von der Hamburger Musikhochschule mit fast 100 Autorinnen und Autoren ist ihr Geld wert und ein Muss für jede Hochschul-/Uni-Bibliothek! Ein umfassendes Kompendium für Forschung und Musikwissenschaft.
Prof. Dr. Peter Michael Hamel, Komponist
Barthes Roland: Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn: Kritische Esseys III, edition suhrkamp, Frankfurt/M 1990, 319 S., € 12,50
aktuell oszillierendes „dazwischen“
Hans-Joachim Hespos, Komponist
Pädagogik/Schule
Heinz Holliger: Duöli. 24 Duettchen für zwei oder mehr Geigen auch zum Mitsingen und Mitpfeifen, Schott, Mainz 2011, 44 S., € 17,99
Spielerisch Geige lernen und zur Improvisation und Komposition anstiften tut dieses Büchlein von Heinz Holliger für junge Geigerinnen und Geiger. Die Vermittlung von Neuer Musik kommt hier direkt zur Sache – als durchaus lustvolle Angelegenheit. Da bekomme ich selber Lust, meine Geige wieder hervorzuholen…
Michael Haeflinger, Intendant Luzern Festival
Hallfridur Olafsdottir: Maximus Musikus besucht das Orchester, Schott, Mainz 2011, 44 S. und CD, € 19,95
Ein weiterer Band für Kinder, die ers-ten Kontakt zur Orchestermusik suchen? Das liebevoll herausgegebene und sorgfältig redigierte Büchlein ist mehr. Spielerisch und kindgerecht sind die einzelnen Stationen aufgebaut, Heiteres neben Informationen gestellt. Sehr zu empfehlen.
Dr. Markus Köhler, stellvertretender Bundesvorsitzender des VDS
Philipp Vandré, Benjamin Lang: Komponieren mit Schülern, ConBrio Verlag, Regensburg 2011, 212 S., € 22,80
Kein musikalisches Thema wird im Moment so kontrovers diskutiert wie der Begriff: „Musikvermittlung“. Natürlich beginnt diese – wo sonst – bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Vandrés und Langs hervorragend dokumentiertes Buch mit zahlreichen Gastbeiträgen von unterschiedlichsten Experten zeigt nicht nur die Erfahrungen aus der eigenen pädagogische Arbeit der Autoren auf, sondern bietet auch einen Überblick über den aktuellen Stand der Musikpädagogik: ihre Probleme, ihre Erfolge und ihre Chancen für die Zukunft. Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Thema „Komponieren für Jugendliche“.
Moritz Eggert, Komponist
Kultur- und Bildungspolitik
Kurt Biedenkopf: Wir haben die Wahl Freiheit oder Vater Staat, Ullstein Buchverlage, Berlin 2011, 252 S., € 19,99
Bürger, verteidigt eure Freiheiten!
Hans-Joachim Hespos, Komponist
Michael Kaufmann, Stefan Piendl: Das Wunder von Caracas. Wie José Antonio Abreu und El Sistema die Welt begeistern, Irisiana, München 2011, 256 S., € 28,50
Abreu, der vor über 35 Jahren die Orchesterbewegung „El Sistema“ gegründet und diese seitdem in ganz Venezuela sowie vielen weiteren Ländern etabliert hat, wird auf künstlerischer und sozialer Ebene zu Recht weltweit geschätzt und verehrt. Wie es dazu kam, beschreibt dieses Buch sehr eindrucksvoll!
Ilona Schmiel, Intendantin, Geschäftsführerin des Beethovenfestes Bonn